FSB-Studie

Digitalisierung im Retail Banking erlebt Schub

Eine aktuelle Studie des Finanzstabilitätsrates zeigt: Retail Banking profitiert von der Digitalisierung. Sowohl Big Tech als auch Fintechs erkämpfen sich immer mehr Marktanteile.

Digitalisierung im Retail Banking erlebt Schub

bg Frankfurt

Einer aktuellen Studie des Finanzstabilitätsrats (FSB) zufolge hat sich während der Pandemie der Trend zur Digitalisierung von Finanzdienstleistungen im Retail-Sektor zusätzlich beschleunigt. Auch wenn die Daten zu den Marktanteilen von Big Tech und Fintech noch lückenhaft seien, so zeichne sich doch ab, dass diese Anbieter ihren Fußabdruck im Finanzdienstleistungsgeschäft vergrößert haben, heißt es im Report „Fintech and Market Structure in the Covid-19 Pandemic: Implications for financial stability“.

Negative Implikationen

Die Wächter über die Finanzstabilität betonen dabei, dass der Vormarsch von Big Tech und Fintech zwar zum einen eine verbesserte Kosteneffizienz und eine erhöhte finanzielle Inklusion für einige Bevölkerungsgruppen mit sich bringe; zum anderen beäugt der FSB aber argwöhnisch das Potenzial für eine Marktdominanz der neuen Akteure. Zudem könnten sich in einigen Märkten negative Implikationen für die Finanzstabilität ergeben, wenn diese in hohem Maße abhängig seien von Big Tech oder Fintech, heißt es. Der FSB stellt aber auch fest, dass die traditionellen Finanzinstitute in Versuchung kommen könnten, mehr Risiken zu nehmen, um ihre Profitabilität zu sichern.

Ebenfalls im Blick des FSB sind Risiken für den Verbraucherschutz, die sich aus vergrößerten Abhängigkeiten von Technologie ergeben könnten – da nur eine beschränkte Anzahl an „Cloud Service Providern“ zur Verfügung stehe, könnten sich Probleme für die Stabilität der operativen Prozesse ergeben, warnt der FSB. Das Wachstum von Big Tech im Finanzsektor führe zudem vor Augen, dass für die Aufseher immer noch einige Datenlücken bestehen, um die Finanzrisiken einzelner Firmen sowie ihre systemische Relevanz zu ermitteln.

Mehr Kooperation

Um hier voranzukommen, ruft der FSB zu verstärkter grenzüberschreitender Kooperation der Aufsichtsbehörden auf. Diese Zusammenarbeit sollte zudem auf die relevanten Wettbewerbs- und Datenschutzbehörden ausgeweitet werden, regt der FSB an.

Den Daten zufolge hat sich im Zahlungsverkehr des E-Commerce die Nutzung von Wallets, bezogen auf die Anzahl der Transaktionen, im vorvergangenen Jahr auf 44,5% erhöht, nachdem es im Jahr davor noch lediglich 6,5% waren. Dabei sind digitale Wallets eine Domäne von Big Tech und Fintech, die Themen wie „Buy Now, Pay Later“ vorantreiben. Big Tech und Fintech hätten sich insbesondere in bestimmten Bereichen des Payment-Ökosystems sowie in der digitalen Kreditvergabe breitgemacht, heißt es in dem Report. Kombiniert mit den Folgen des Homeoffice-Trends für digitale Ausgaben habe dies dazu beigetragen, dass ausgewählte Big-Tech-Firmen ihre Einnahmen 2020 um 17% gegenüber dem Vorjahr ausbauen konnten, während sie ihre Marktkapitalisierungen überproportional steigerten – wobei Letzteres mit der jüngsten Korrektur bei Tech-Werten zum Teil nivelliert wurde.