Neue „Superbank“

Finma rüffelt UBS schwer

Auch nach der anstehenden Verschmelzung von Credit Suisse und UBS dürften Risiken bleiben. Die Schweizer Aufsichtsbehörde Finam sieht „große Schwächen beim Risikomanagement“.

Finma rüffelt UBS schwer

dz Zürich

Die Credit Suisse ist bald Geschichte. Die UBS ist dabei, ihre langjährige Rivalin zu übernehmen. Das ist nach Darstellung der Schweizer Finanzministerin Karin Keller-Sutter die Lösung, die für den Schweizer Finanzplatz und für die internationalen Märkte die geringsten Risiken birgt. Dass aber auch die neue Superbank Risiken für die Schweizer Volkswirtschaft und das globale Finanzsystem birgt, ist zwar eine Binsenwahrheit. Doch in dem am Dienstag von der Schweizer Finanzmarktaufsicht vorgelegten Jahresbericht finden sich Bemerkungen zum UBS-Risiko, die nicht nur den Schweizer Steuerzahlern zu denken geben sollten.

In unmissverständlicher Deutlichkeit kritisiert die Behörde die UBS für deren „große Schwächen im Bereich Risikomanagement und Risikokontrolle“, wie sie im Frühjahr 2021 im Zusammenhang mit der Pleite des obskuren amerikanischen Hedgefonds Archegos zutage getreten waren. Mit dem Spekulanten Bill Hwang hatten vor zwei Jahren vier internationale Großbanken Milliardenverluste eingefahren, indem sie die irrwitzigen Wetten des Investors mit Krediten von bis zu 50 Mrd. Dollar finanzierten. Die Credit Suisse brauchte am längsten, um aus der Falle herauszukommen. Sie erlitt einen Verlust von über 5 Mrd. Dollar, der ihren Niedergang so richtig beschleunigte.

Aber auch die UBS verlor 861 Mill. Dollar und kassiert dafür nun eine schallende Ohrfeige von der Schweizer Finanzmarktaufsicht. „Die UBS ging bewusst eine Geschäftsbeziehung mit einem intransparenten Kunden mit zweifelhaftem Ruf und potenziell erhöhter Risikobereitschaft ein“, heißt es im Jahresbericht der Finma. Die Untersuchung eines unabhängigen, von der Finma eingesetzten Prüfbeauftragten kommt außerdem zu dem Schluss, dass die UBS mit einer „fehlerhaften Risikoeinschätzung über Kunden und deren Portfolios“ operierte und sich „erhebliche Mängel“ bei Risikomodellen und -methoden geleistet hat.

Diese Erkenntnisse sind erschreckend, obwohl die Probleme inzwischen offenbar erkannt und angegangen wurden. Besonders bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang die Formulierung, nach der die Finma „darauf hingewirkt“ habe, dass die UBS Anstrengungen unternehme, um die zahlreichen Schwächen zu beheben. Die Formulierung suggeriert, dass die Bank eine weniger große Notwendigkeit für die Verbesserungen gesehen hat als die Behörde.

Im Geschäftsbericht der UBS heißt es freilich, man habe eine „gründliche Überprüfung der Ereignisse und ihrer Ursachen vorgenommen“ und entscheidende, der Bedeutung des Vorfalls angemessene Maßnahmen ergriffen und den Bonuspool um mehr als 430 Mill. Dollar gestutzt.

Der damalige Verwaltungsratspräsident Axel Weber sagte später in einem TV-Interview es tue ihm „zutiefst leid“, dass sich dieser Vorfall ereignet habe. Weber prangerte mangelnde Regulierung und fehlende Transparenz von Family Offices nach dem Muster von Archegos an. Ansonsten verschonte er die Bank weitgehend von Selbstkritik. Immerhin: Ein formelles Enforcement-Verfahren in Sachen Archegos hatte die Finma nicht gegen die UBS, sondern nur gegen die Credit Suisse eröffnet.

Die Finma hatte ursprünglich geplant, am Dienstag ihre Jahresmedienkonferenz durchzuführen. Die Behörde sagte die Veranstaltung aber kurzfristig ab und verschob sie auf ein späteres, noch festzulegendes Datum. Ein Sprecher begründete die Absage mit dem „aktuell starken Fokus auf die Arbeiten rund um die Fusion von UBS und CS“.

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