Rückversicherer

Hannover Rück setzt höhere Preise durch

Die Hannover Rück hat bei der Vertragserneuerung zum 1. Januar deutliche Preiserhöhungen erreicht. Zugleich ging aber das erneuerte Prämienvolumen um 0,7 % zurück. Analysten äußern sich positiv.

Hannover Rück setzt höhere Preise durch

ste Hamburg

Die Hannover Rück hat bei ihren Kunden in der Vertragserneuerungsrunde zum 1. Januar in der traditionellen Schadenrückversicherung erhebliche Preissteigerungen durchgesetzt, sich beim Neugeschäft aber auch zurückgehalten. Wie der weltweit drittgrößte Rückversicherer am Mittwoch mitteilte, wurde ein durchschnittlicher inflations- und risikobereinigter Preisanstieg um 8% erreicht. Zugleich ging das erneuerte Prämienvolumen im Vorjahresvergleich um 0,7% zurück.

Die höhere Nachfrage der Erstversicherer nach Rückversicherungsschutz infolge des Ukraine-Kriegs, der stark gestiegenen Inflation sowie hoher Schäden aus Naturkatastrophen sei auf ein knapperes Angebot getroffen, erklärte die Talanx-Tochter. Dadurch hätten sich deutliche Verbesserungen der risikoadjustierten Preise und Konditionen für Rückversicherer ergeben. Verbesserte Konditionen wie höhere Selbstbehalte der Erstversicherer oder Deckungsausschlüsse würden sich in den Risikoanpassungen nicht vollständig widerspiegeln, was sich zusätzlich positiv auf das Risikoprofil für Rückversicherer auswirke.

Die Erneuerungsrunde im Januar ist die wichtigste im Jahresverlauf. Vom Prämienvolumen des Vorjahres standen bei der Hannover Rück in der traditionellen Schadenrückversicherung Verträge mit einem Prämienvolumen von 9,87 Mrd. Euro oder 63% des Geschäfts zur Erneuerung an. Den Angaben zufolge wurde ein Prämienvolumen von 1,38 Mrd. Euro gekündigt oder in veränderter Form erneuert. Zusammen mit 576 Mill. Euro aus neuen Verträgen sowie aus veränderten Preisen und Anteilen lag das erneuerte Prämienvolumen bei rund 9,80 Mrd. Euro.

„Wir mussten einige bewusste Entscheidungen zur Steuerung unseres Portefeuilles treffen, um auf die Herausforderungen des Marktes zu reagieren“, erklärte Hannover-Rück-Vorstandschef Jean-Jacques Henchoz. „Damit haben wir eine nachhaltige Verbesserung der Qualität unseres Portefeuilles erreicht, von der wir noch lange profitieren werden.“

Aktienkurs schwankt

Die Aktie des Dax-Konzerns legte am Mittwoch zunächst um bis zu 1,7% auf 184,25 Euro zu, ehe die Gewinne wieder abgegeben wurden. Die US-Bank Goldman Sachs, die bei einem Kursziel von 225 Euro zum Kauf des Papiers rät, erklärte, wesentlich seien die Preiserhöhungen auf breiter Basis und dass das Prämienvolumen konstant gehalten worden sei. Bei der kanadischen RBC, die ihre Einstufung für die Hannover Rück bei „Outperform“ mit einem Kursziel von 220 Euro beließ, hieß es, die durchgesetzten deutlichen Preiserhöhungen seien positiv zu werten, auch wenn die Volumina insgesamt etwas schwach aussähen.

Besonders deutliche Preissteigerungen erreichte die Hannover Rück den Angaben zufolge bei Naturkatastrophendeckungen sowie in der Luftfahrt- und Transportrückversicherung. Im Naturkatastrophengeschäft beliefen sich demnach die Ratensteigerungen risikoadjustiert auf durchschnittlich 30%. Aufgrund der hohen Schadenerfahrung im vergangenen Jahr hätten sich Preise und Konditionen teilweise so deutlich wie seit Jahrzehnten nicht mehr verbessert, führte der Rückversicherer aus, der in der Erneuerungsrunde im Naturkatastrophengeschäft ein um rund 30% erhöhtes Prämienvolumen verbuchte.

Rückgänge beim Prämienvolumen fielen hingegen in der Sparte Kredit, Kaution und politische Risiken (−1,3%), in der Luftfahrt- und Transportversicherung (−2,1%) und in der Agrarversicherung (−1,6%) an. Weltweit verringerte die Hannover Rück das Prämienvolumen in der Region Asien-Pazifik (−21,6%), während das Volumen in der Region Amerika um 6,7% und in der Region Europa, Naher Osten und Afrika um 2,5% anstieg.

Vor Wochenfrist hatte der Rückversicherer bereits angekündigt, auf Basis der neuen IFRS-17- und IFRS-9-Bilanzierungsregeln und in Anbetracht eines sich fortsetzenden positiven Marktumfelds in diesem Jahr einen auf mindestens 1,7 Mrd. Euro steigenden Nettogewinn zu erwarten. Der Rückversicherungsumsatz soll um mindestens 5% zulegen. Vorläufigen Zahlen zufolge wurde 2022 ein neues Rekordergebnis von 1,41 (i. V. 1,23) Mrd. Euro erreicht. Die Bruttobeitragseinnahmen erhöhten sich währungskursbereinigt um 12,7%.