Eltif

„Institutionelle bleiben gerne unter sich“

Die Reform der europäischen langfristigen Investmentfonds (Eltif) hat in der Branche die Hoffnung auf einen Neustart geweckt. Dirk Holz von Commerz Real sieht bei Privatanlegern Potenzial.

„Institutionelle bleiben gerne unter sich“

Von Wolf Brandes, Frankfurt

European Long-Term Investment Funds (Eltifs) als spezielle Produkte mit Fokus auf etwa Infrastruktur-Investments haben bislang ein Nischendasein geführt. Jetzt sind die Anbieter zuversichtlich, dass sich daran etwas ändern könnte. „Die bisherige Dominanz institutioneller Investoren in Eltif-Produkten dürfte sich mit der neuen Verordnung zugunsten von Retail-Investoren drehen“, sagt Dirk Holz. Der Geschäftsführer der Commerz Real Luxemburg stellt fest, dass die Produkte in der Vergangenheit an Privatanleger nur sehr selektiv vertrieben worden seien, da es erhebliche Hürden wie Mindestanlagen gab. Das werde sich durch die Eltif-Novelle ändern.

Um das Produkt voranzubringen, sei eine Verschiebung der Zielgruppe wichtig, da das Wachstumspotenzial von Infrastruktur-Investments in institutionellen Portfolios begrenzt sei. „Diese Kunden haben zum Teil schon sehr hohe Allokationen von 30 bis 40% im Bereich Alternatives angelegt. Anders sieht das bei Retail-Investoren aus, die aufgrund der AIFMD-Regulierung bislang kaum Zugang hatten. Hier ist großes Potenzial vorhanden“, sagt Holz, dessen Haus mit dem Klimavest-Fonds, der ein Eigenkapitalvolumen von 1 Mrd. Euro hat, einen der großen Eltifs am deutschen Markt hat.

Abgesehen von solchen Einzelfällen lief der Vertrieb anfangs schleppend und viele Assetmanager tun sich schwer mit dem Produkt. So hatte Union Investment 2022 einen Eltif mit Blackrock angekündigt, doch dann den Vertrieb wieder gestoppt. Nun will man nach der Überarbeitung der Verordnung mit einem neuen Fonds kommen.

Derzeit gibt es mit Frankreich, Italien, Luxemburg und Spanien nur vier Länder in der EU, in denen nach Angaben der europäischen Wertpapieraufsicht ESMA insgesamt 84 Eltifs aufgelegt wurden. Luxemburg ist mit 60% Marktanteil führend. Mit Produkten, die eine Vertriebszulassung in mehr als vier Ländern haben, sind Partners Group, Amundi, Muzinich, Blackrock und Neuberger Berman am Start.

Für institutionelle Investoren war der Eltif als Vehikel ebenfalls nicht immer erste Wahl. Zwar wurde das Wachstum im Bereich von Real Assets wie Immobilien und Infrastruktur überwiegend über diese Großanleger erzielt. „Diese haben dabei oft auf AIFMD-Produkte gesetzt, wie geschlossene Fonds oder Private-Debt-Produkte“, berichtet Holz. Für Privatanleger wiederum gibt es im Immobilienbereich mit dem offenen Immobilienfonds ein Produkt für alternative Investments. „Durch dieses Produkt konnten auch kleinere Anleger in illiquide Assets investieren. Das gab es in anderen Ländern so nicht“, sagt Holz. Da so ein Produkt EU-weit fehlte, gab es die Idee für ein neues Investmentprodukt, den Eltif. Auch für deutsche Privatanleger sei er interessant.

„Im Vergleich zu Eltifs sind offene Immobilienfonds sehr limitiert und können nur in Immobilien investieren. Diese stellen insofern keine Konkurrenzprodukte zum Eltif dar, die den Bedarf im Markt nach Infrastruktur-Investments bedienen“, so Holz. Er sagt aber auch klar, dass Verbraucherschutz, den die ESMA beim Eltif in den Vordergrund stellt, notwendig und für Investoren überaus hilfreich sei. „Generell gilt, dass Transparenz und Reporting bei einem Eltif deutlich aufwendiger sind als bei Wertpapierfonds“, sagt Holz.

Mit Blick auf die aktuelle Reform sind aus Sicht von Holz nicht alle Änderungen bedeutend. „Weniger wichtig ist aus unserer Sicht die Absenkung der Mindestinvestmentanforderungen für den Fondsmanager von 10 auf 1 Mill. Euro je Investment. Solch kleine Portfolio-Investments sind in der Regel wenig sinnvoll, denn der Verwaltungsaufwand bleibt im Wesentlichen der gleiche – ob Sie nun ein Asset für eine oder für mehrere hundert Millionen kaufen“, sagt Holz. Es komme immer auf die Skalierbarkeit an, weshalb große Investments grundsätzlich interessanter seien. Die Erweiterung für Eltifs bei Co-Investments sei zwar sinnvoll, „aber unsere Strategie ist es, die Investments vollständig zu besitzen und zu betreiben. Das bietet größere Gestaltungsmöglichkeiten und vereinfacht auch den Verkaufsprozess erheblich.“ Zu begrüßen sei eine stärkere Trennung der Investorengruppen. „Die konzeptionelle Idee des Eltif war es, Zugang für institutionelle und private Investoren zu ermöglichen. Dies war allerdings nicht von Erfolg gekrönt, da die Investorengruppen sehr verschieden sind und unterschiedliche Anforderungen haben. Im Alternatives-Bereich bleiben die institutionellen Investoren gerne unter sich.“

Für die künftige Performance der Produkte zählen – wie generell bei Infrastruktur-Investments – andere Größen als bei liquiden Anlagen. „Es gibt im Wesentlichen drei Variablen, die die Wertentwicklung beeinflussen. Das sind erstens die Strompreise, die man zwar absichern kann, die allerdings langfristig schwer abzuschätzen sind, wie die Entwicklung 2022 gezeigt hat.“ Neben Strompreisen gehe es um die Frage, wie stark der Wind blase und die Sonne scheine. „Das dritte Thema ist die Bewertung der Investments mittels DCF oder ähnlichen Sachwertverfahren. Hier spielt der risikolose Zinssatz eine erhebliche Rolle. Trotz der gestiegenen Zinsen sehen wir bisher noch nicht, dass die Kaufpreise bei den Projekten signifikant fallen“, sagt Holz. Die Wertstabilität der Assetklasse mag daran liegen, dass der Markt limitiert sei und es weltweit viele Investoren gebe, die mit großer Liquidität unterwegs und mit niedrigen Renditen zufrieden seien. Dennoch mahnt Holz zur Vorsicht: „Perspektivisch werden die Kaufpreise bei Infrastruktur durch das veränderte Zinsumfeld zurückgehen.“