Britische Banken

Natwest blickt nach Topergebnis zaghaft nach vorn

Natwest hat ihr bestes Ergebnis seit der Finanzkrise eingefahren. Aktionären winkt eine höhere Dividende und ein Aktienrückkauf. Doch der zaghafte Ausblick brachte den Aktienkurs unter Druck.

Natwest blickt nach Topergebnis zaghaft nach vorn

hip London

Natwest hat mit ihren Geschäftszahlen für das Schlussquartal 2022 die Analystenschätzungen teils deutlich übertroffen. Für das Gesamtjahr zeigte die ehemalige Royal Bank of Scotland das beste Ergebnis seit der Finanzkrise. Ihr bereinigtes Vorsteuerergebnis stieg trotz der schwachen Wirtschaftsentwicklung und steigender Lebenshaltungskosten auf dem Heimatmarkt um ein Drittel.

Die Frau an der Spitze der schottischen Großbank, Alison Rose, erhielt einen Bonus zugesprochen und verdiente damit insgesamt 5,25 Mill. Pfund. Es ist das erste Mal seit 2008, dass ein CEO des in der Krise vom britischen Steuerzahler mit 46 Mrd. Pfund über Wasser gehaltenen Instituts eine solche Sonderzahlung erhielt. Der Boni-Pool wuchs insgesamt um fast ein Viertel.

Den Aktionären winkt eine Dividendenerhöhung um ein Drittel – von 7,5 auf 10 Pence je Stammaktie – und ein 800 Mill. Pfund schwerer Aktienrückkauf. Dass der Aktienkurs dennoch einknickte, lag am zaghaften Ausblick des Managements auf das laufende Geschäft, der nicht mit den am Markt kursierenden Erwartungen korrespondierte.

Nachdem die bereinigte Nettozinsmarge im Schlussquartal um 25 Basispunkte auf 3,25 % gestiegen war, hatten sich Anleger mehr erhofft als den auf Grundlage eines Leitzinses der Bank of England von 4,0 % für das laufende Jahr in Aussicht gestellten Wert von 3,20 %. Die für 2023 erwarteten bereinigten Gesamterträge von 14,8 Mrd. Pfund lagen etwas unter dem Schnitt der am Markt kursierenden Schätzungen von 15,0 Mrd., die unterstellten betrieblichen Kosten von 7,6 Mrd. Pfund dagegen über den von Analysten angesetzten 7,3 Mrd.

Aus Sicht des Jefferies-Bankenexperten Joseph Dickerson implizieren die für 2023 genannten Schätzwerte einen Rückgang des bereinigten operativen Ergebnisses von 8 %, der allerdings im Großen und Ganzen von niedrigen Risikokosten ausgeglichen werde. Natwest setzt sie bei 20 bis 30 Basispunkten an, nachdem es 2022 gerade einmal 9 Basispunkte gewesen waren.

Im abgelaufenen Quartal legte das Institut 144 Mill. Pfund für mögliche Kreditausfälle zurück. Analysten hatten mit 247 Mill. Pfund gerechnet. „Obwohl wir derzeit keine wesentlichen Anzeichen dafür sehen, dass sich Kunden finanziell in Bedrängnis befinden, ist uns äußerst bewusst, dass viele Menschen und Geschäfte derzeit zu kämpfen haben und dass sich noch viel mehr Sorgen darüber machen, was die Zukunft bringt“, sagte Rose. „Unsere robuste Bilanz, eine verantwortungsvolle Kreditvergabe und die anhaltende Generierung von Kapital ermöglichen uns, diejenigen proaktiv zu unterstützen, die Unterstützung brauchen, und anderen dabei zu helfen, sich auf die kommenden Herausforderungen vorzubereiten.“

Bei der Eigenkapitalrendite (RoTE) strebt das Management mittelfristig weiterhin einen Wert zwischen 14 % und 16 % an. Im Schlussquartal hatte sie bei 20,6 % gelegen. Für den UBS-Analysten Jason Napier besteht der Lackmustest darin, ob diese Zielspanne gehalten werden kann, sollte die Nettozinsmarge ihren Gipfel schon so früh erreicht haben.

Für die britische Regierung, die immer noch 45 % an Natwest hält, sind steigende Ausschüttungen eine gute Nachricht. Ihre Einnahmen daraus summieren sich für das vergangene Geschäftsjahr auf 2,25 Mrd. Pfund – von Schatzkanzler Jeremy Hunt dringend benötigte Zuflüsse, die weit über Körperschaftsteuer und Bankenabgabe hinausgehen.