Kreditwirtschaft

Nord/LB steigert Neugeschäft um 75 Prozent

Nach den von der Pandemie bestimmten Vorjahren hat die Nord/LB 2022 ihr Kreditneugeschäft um 75 % ausgebaut. Auch die Ergebnisziele wurden erreicht. Für 2023 ist die Bank „verhalten optimistisch“.

Nord/LB steigert Neugeschäft um 75 Prozent

ste Hamburg

Die Nord/LB sieht gute Perspektiven, mit ihren drei Kerngeschäftsfeldern – Firmenkundengeschäft, kommerzielle Immobilienfinanzierungen sowie strukturierte Finanzierungen im Bereich von erneuerbaren Energien und Infrastruktur – profitabel zu wachsen und die Ergebnisse zu steigern. Das Geschäftsmodell sei klar definiert, sagte Jörg Frischholz, seit Anfang 2022 Vorstandschef der Landesbank aus Hannover, in der Jahrespressekonferenz am Freitag. Beim Neugeschäft, das im vorigen Jahr um 75% auf 23 (i. V. 13,1) Mrd. Euro zulegte, wie Frischholz auf Nachfrage mitteilte, werde man an einer „defensiven Risikopolitik“ festhalten.

In den vergangenen Monaten hatten sich im Trägerkreis Kontroversen über Ausrichtung und Wachstumskurs der Nord/LB verstärkt, die nach Milliardenverlusten im Zuge der Schifffahrtskrise Ende 2019 mit Kapitalhilfen der Alteigentümer um das derzeit mit 57,5% beteiligte Land Niedersachsen sowie der deutschen Sparkassengruppe von insgesamt 3,6 Mrd. Euro gestützt werden musste. Damals waren der Bank bis 2024 ein Schrumpfkurs – unter anderem verbunden mit dem Ziel einer Bilanzsumme von ursprünglich 95 Mrd. Euro und mit einer Halbierung des Personalbestands auf 2800 bis 3000 Stellen –, eine Risikoreduzierung sowie eine stärkere regionale Ausrichtung auferlegt worden. Die Nord/LB benötigt höhere Ergebnisse: Sie hat ein teures IT-Banksteuerungsprojekt vor der Brust, das, wie Finanzchef Olof Seidel am Freitag sagte, innerhalb der nächsten drei Jahre umgesetzt werden soll. Zudem muss sie sich auf mittelfristig strengere Baseler Eigenkapitalvorschriften einstellen.

Frischholz sagte, alle Eigentümer der Bank eine das Ziel, dass die Nord/LB nach der Restrukturierung eine kleinere Bank werden solle. „Das sind wir und das machen wir.“ Ziel sei nicht, die Bilanzsumme auf das höhere Niveau von früher hochzuschrauben. Alle Träger eine auch, dass die Nord/LB profitabel sein solle. Dies zeige die Bank mit „vernünftigen“ Zahlen.

2023 „gut reingestartet“

Einen Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr mit konkreten Prognosen zur Neugeschäfts- und Ergebnisentwicklung lieferte die Nord/LB bei der Bilanzpräsentation nicht. Man sei für 2023 „verhalten optimistisch“, sagte Frischholz. Der Nord/LB-Chef zeigte sich zuversichtlich, in den drei Kerngeschäftsfeldern die im vorigen Jahr für 2023 geplanten Neugeschäftsziele zu erreichen. Mit einer „ordentlichen Neugeschäftsdynamik“ und bei den Risiken sei die Bank „gut reingestartet“ in das Jahr. Ziel sei es, 2023 die Wettbewerbsposition und das operative Ergebnis durch Steigerung der Erträge und hohe Kostendisziplin zu verbessern.

Das im Zuge der Rekapitalisierung Ende 2019 definierte Geschäftsmodell trage, so Frischholz. Die Nord/LB finde Akzeptanz bei Kunden und Neukunden und sei 2022 mit einem „sehr schönen diversifizierten und auch profitablen Wachstum unterwegs“ gewesen. Man habe sich aufgemacht, eine Positionierung als „Bank der Energiewende“ zu finden. Die Bank komme auf ihrem „transformatorischen Pfad“ voran. Der mehrjährige Weg der Kostensenkung sei 2022 trotz des adversen Umfelds mit hohen Energiepreisen, Inflation und Tarifsteigerungen fortgesetzt worden. Dabei soll es bleiben, ohne dass ein zusätzlicher Personalabbau über bisherige Planungen hinaus in Betracht komme.

Die Neugeschäftsziele wurden erreicht, wie die Bank weiter betonte. Auch die Vorgabe, die Ergebnisse im Vorjahresvergleich deutlich zu steigern, sei erfüllt worden. Das Nachsteuerergebnis erhöhte sich auf 89 (32) Mill. Euro. Dabei profitierte die Nord/LB neben dem Neugeschäft auch davon, dass infolge einer Verbesserung der Kreditportfolioqualität und des weiteren Abbaus des nichtstrategischen Portfolios mehr Risikovorsorge aufgelöst als neu gebildet wurde. Auch im während der Coronakrise stark mit Risiken behafteten Bereich der Flugzeugfinanzierung, in dem sich die Bank nun mit Neugeschäft zurückhält, wurden Risiken reduziert. Bankchef Frischholz verwies darauf, es habe 2022 keinen Geschäftsbereich in der Nord/LB mehr ohne positives operatives Ergebnis gegeben.

Eine Würdigung des Nord/LB-Kurses lieferte am Freitag Moody’s. Die Ratingagentur bestätigte die langfristigen Einlagen- und Emittentenratings der Bank mit „A3“ und stufte zugleich den Ausblick auf „positiv“ von „stabil“ hoch.

Nord/LB
Konzernzahlen nach IFRS
in Mill. Euro20222021
Zinsergebnis896816
Provisionsergebnis16652
Ergebnis aus Fair-Value-Bewertung       −104       200
Risikovorsorgeergebnis14218
Verwaltungsaufwand909917
Ergebnis vor Steuern10429
Konzernergebnis8932
Aufwand-Ertrag-Rel. (%)97,692,9
Bilanzsumme109325114631
Risikoaktiva4014237528
Kernkapitalquote1 (%)14,215,4
Leverage Ratio (%)5,15,2
Beschäftigtenzahl237004000
1) CET1 Capital Ratio; 2) Vollzeitstellen Börsen-Zeitung
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