Immobilienmarkt

Projektentwickler ABG lanciert ESG-Fonds

Das Münchner Unternehmen ABG Real Estate hat angekündigt, in diesem Jahr einen ersten nachhaltigen Immobilienfonds aufzulegen. ESG sei aber nicht umsonst zu haben, sagt Geschäftsführer Ulrich Höller.

Projektentwickler ABG lanciert ESG-Fonds

wbr Frankfurt

Der Projektentwickler und Assetmanager ABG Real Es­tate hat angekündigt, in diesem Jahr einen ersten nachhaltigen Immobilienfonds aufzulegen. Der Fonds soll sich auf die Konvertierung von ausgesuchten Immobilien nach ESG-Kriterien konzentrieren. Geplant sei ein Volumen von 500 Mill. Euro. ABG strebt an, den Fonds nach Art. 9 Offenlegungsverordnung zu klassifizieren, der strengere Kriterien vorsieht. Allerdings sei dies letztlich abhängig von dem Investor, sagte Geschäftsführer Ulrich Höller am Dienstagabend vor Journalisten. Beim Thema ESG sieht Höller eine scheinheilige Diskussion.

Klimaneutralität und Dekarbonisierung seien im Immobilienbereich nicht umsonst zu haben. Natürlich würden sich höhere ESG-Standards in den Kosten niederschlagen, so Höller. Investoren müsse klar sein, dass die Rendite bei ESG-Produkten bis zu 0,5% niedriger liegen könne. Eine entsprechende Ausstattung der Gebäude mit Fotovoltaik, Begrünung und digitale Verbrauchskontrolle würden zu höheren Kosten führen. Positiv ist aus seiner Sicht beim Thema ESG, dass Bestandsimmobilien stärker in den Fokus rücken. Neben einem ESG-Fonds plant ABG in diesem Jahr in den Bereich Logistik einzusteigen.

Das Unternehmen mit Hauptsitz in München blickt auf ein erfolgreiches Jahr zurück. Höller spricht von „gigantischen“ Vermietungserfolgen mit einem Volumen von 90000 Quadratmeter in den vergangenen sieben Monaten, was in etwa 7% des gesamten Marktes der Top-7-Städte entspricht. Derzeit beträgt das Projektvolumen bei ABG rund 2,6 Mrd. Euro. Hinzu kommen 700 Mill. Euro Assets under Management. Der Ausblick für den Markt sei aber getrübt. Zwar rechnet Höller nicht mit sinkenden Mieten. Insbesondere die Spitzenwerte bei den Top-Objekten dürften auch in der sich abzeichnenden Wirtschafts- und Finanzkrise konstant bleiben. Jedoch drücken die dramatisch gestiegenen Kosten auf die Wirtschaftlichkeit. Die Baukosten seien im ersten Quartal gegenüber dem Vorjahresquartal um 15% höher. „Das Thema Bauen macht allen Beteiligten Kopfschmerzen“, so Höller. Er verweist darauf, dass sich in Anbetracht von Materialknappheit und Lieferproblemen Fristen kaum noch garantieren lassen. Höller rechnet aber damit, dass ab 2023 eine Bodenbildung eintritt.

Chancen ab 2023

Ungeachtet der schwierigen Situation geht der Immobilienmanager nicht davon aus, dass es im Bereich der Projektentwicklungen zu spektakulären Pleiten kommt. Derzeit seien aber alle Marktteilnehmer äußerst zurückhaltend und beobachteten die Entwicklung. „2023 werden sich wieder Chancen ergeben und kapitalstarke Unternehmen werden reüssieren“, sagt Höller.

Im Bereich Wohnen ist ABG mit rund 20% investiert. Nach Beobachtung von Höller klafft eine große Lücke zwischen den Zielen der Bundesregierung, pro Jahr 400000 Wohnungen zu bauen, und den am Markt realisierten 250000 Einheiten. Rechne man die Flüchtlinge aus dem Ukraine-Krieg hinzu, sei die Zahl der Bundesregierung eher um 100000 zu niedrig angesetzt. Höller plädiert dafür, in allen Bundesländern ein Bündnis für Wohnen zu bilden, wie das beispielsweise in Hamburg und Berlin geschehen sei. Um höhere Zahlen zu erreichen, sei serielles Bauen bei Wohnung sinnvoll.

Die Befürchtungen eines Rückgangs am Büromarkt angesichts der Entwicklung hin zum Homeoffice teilt Höller nicht. „Das Thema ist geklärt, es läuft auf das hybride Arbeiten hinaus. Ich gehe davon aus, dass die Menschen den größeren Teil ihrer Arbeitszeit im Büro verbringen werden.“ Auch Zwischenlösungen wie Büro-Hubs am Stadtrand, die das Pendeln verkürzen, seien kein Thema mehr. In den vergangenen zwei Jahren seien viele Unternehmen am Mietmarkt aktiv gewesen, da es jetzt darum gehe, „tolle Arbeitsplätze“ für die Mitarbeiter zu organisieren.

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