Spanien

Santander verdient so viel wie noch nie

Spaniens größtes Bankhaus Santander erwirtschaftete 2022 einen Gewinn von 9,6 Mrd. Euro. Brasilien bleibt der Motor der Großbank, aber auch der Heimatmarkt hat sich erholt. Selbst das Investment Banking legte zu.

Santander verdient so viel wie noch nie

Die spanische Großbank Santander hat 2022 wie ihr heimischer Mitbewerber BBVA einen Re­kordgewinn eingefahren. Und wie bei BBVA tags zuvor feierte die Ma­drider Börse gestern die Ergebnisse von Santander mit einem Kurssprung von zwischenzeitlich über 6%. Das von Ana Botín als Aufsichtsratsvorsitzende geleitete Kreditinstitut erzielte 2022 einen Reingewinn von 9,6 Mrd. Euro, 18% mehr als im Jahr davor. Bislang stammte das beste Ergebnis mit 9 Mrd. Euro aus dem Jahr 2007, auf dem Höhepunkt der Immobilienblase, die kurz darauf platzte.

Santander profitierte von den Zinserhöhungen in einigen ihrer Märkte, vor allem Großbritannien und Polen, während die jüngsten Schritte der Notenbanken in den USA und der Eurozone sich erst später in der Bilanz widerspiegeln, so die Bank. Der Zinsüberschuss wuchs 2022 um 15,7% auf 38,6 Mrd. Euro. Die Spanier legten aber auch beim Geschäftsvolumen zu und gewannen im vorigen Jahr sieben Millionen neue Kunden hinzu. Die Erträge stiegen um 12% auf 52 Mrd. Euro.

Dabei lag die Risikovorsorge 2022 mit 10,5 Mrd. Euro um rund 3 Mrd. Euro höher als im Vorjahr, als hohe Rückstellungen für die Auswirkungen der Corona-Pandemie wieder aufgelöst wurden. Man habe auch für das „unsichere ökonomische Umfeld“ vorgesorgt, hieß es in einer Mitteilung. „Wir erwarten aber keine wesentliche Verschlechterung der Kreditqualität in unseren Märkten“, erklärte der neue CEO von Santander, der Mexikaner Héctor Grisi, bei seinem Einstand auf der Bilanzpressekonferenz in Madrid.

Brasilien war einmal mehr der wichtigste Markt der Spanier mit einem Wachstum von fast 10% des Reingewinns auf 2,5 Mrd. Euro. Doch die erhöhte Risikovorsorge ließ Analysten aufhorchen, die ein ungünstigeres Geschäftsumfeld erwarten. In den USA fiel der Gewinn mit 1,8 Mrd. Euro um 20% niedriger aus, da 2021 hohe Rückstellungen für Corona aufgelöst worden waren.

Der Gewinnanstieg von ganzen 150% in Spanien auf 1,56 Mrd. Euro hat ebenfalls zum Teil mit der gesunkenen Risikovorsorge zu tun, aber auch mit dem Wachstum an Kundenzahl und Volumen der Kredite. „In Spanien holen wir aber nach wie vor nicht die Kapitalkosten rein“, kommentierte Botín, die als Executive Chairman die Richtlinien bei Santander vorgibt. Die Aussage galt der spanischen Regierung, welche in diesem Jahr eine Sondersteuer für Banken eingeführt hat. Die auf zwei Jahre angelegte Abgabe kostet Santander 220 bis 230 Mill. Euro in diesem Jahr. „Wir haben nichts dagegen, mehr Steuern zu zahlen, aber das muss für alle gelten. Die Banken haben schon einen um 5% höheren Körperschaftsatz“, sagte Botín. Ihre Bank prüfe die Möglichkeit rechtlicher Schritte gegen die Bankensteuer.

Besonders stolz war man bei Santander auf die gute Entwicklung im Investment Banking, das zuletzt stark ausgebaut wurde. Der Bereich steigerte den Gewinn um 31% auf 2,8 Mrd. Euro. Dabei profitiere man von einer gemeinsamen Plattform für alle neun Hauptmärkte in Europa, Nord- und Südamerika. „Santander ist eben doch mehr als die Summe ihrer Einzelteile“, sagte Botín. Der Kommentar richtete sich auch an die Meinung vieler Analysten, die angesichts des schwachen Börsenkurses empfehlen, Tochtergesellschaften zu verkaufen.

Für 2023 erwartet die Bank ein zweistelliges Wachstum der Erträge und eine Steigerung der Rendite (RoTE) auf mehr als 15%. Sein Vorgänger José Antonio Álvarez habe ihm „die Latte sehr hoch gehängt“, gestand der neue CEO Grisi.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.