US-Aktienhandel

SEC-Chef Gensler treibt Trading-Reform voran

SEC-Chef Gary Gensler forciert Umwälzungen im US-Aktienhandel. Er will den Wettbewerb zwischen Handelsdienstleistern stärken und somit die Markteffizienz für Privatanleger steigern.

SEC-Chef Gensler treibt Trading-Reform voran

xaw Frankfurt

SEC-Chairman Gary Gensler treibt eine tiefgreifende Reform des US-Aktienhandels voran. Der Chef der Börsenaufsicht hat auf einer Veranstaltung der Investmentbank Piper Sandler am Mittwoch betont, der Wettbewerb zwischen Handelsdienstleistern müsse gestärkt und der Markt für Privatanleger effizienter gestaltet werden. Bereits zuvor hatten Berichte die Runde gemacht, gemäß denen die SEC insbesondere an der Praxis des Payment for Orderflow (PFOF) rütteln will.

In deren Rahmen erhalten Broker Vergütungen dafür, dass sie Orders an Wholesaler routen. Anbieter wie Robinhood argumentieren, dass diese großen Handelsfirmen bessere Preise stellten als öffentliche Börsen. Die SEC fürchtet indes, dass PFOF Interessenkonflikte bedingt. Schließlich könnten Broker in Versuchung geraten, Orders gemäß der Höhe der Vergütung zu routen und die Ausführungsqualität hintanzustellen.

Gensler sprach sich nun für ein System des Einzelorder-Wettbewerbs aus. Er habe seine Mitarbeiter beauftragt zu prüfen, in welcher Form ein solches System eingeführt werden könne. Eine Möglichkeit seien Auktionen, bei denen Handelsdienstleister um das Recht zur Orderausführung konkurrierten. Es sei festzustellen, wie „wir die Vorteile eines stärkeren Wettbewerbs nutzen können, um die Effizienz innerhalb des Kapitalmarkts zu erhöhen“, sagte Gensler. Dabei werde seine Behörde die Erfahrungen mit dem Auktionsprinzip am Optionsmarkt auswerten.

Auf die Frage, ob PFOF unter den neuen Regeln verboten sein werde, gab Gensler indes keine eindeutige Antwort. Er verwies lediglich darauf, dass auch die Europäische Union einen Bann gegen die Vergütungspraxis vorgeschlagen habe. In Großbritannien, Kanada und Australien besteht ein solches Verbot bereits.

Klare Definition gefordert

Generell werde die SEC die Einführung einer genauen Definition der Verantwortlichkeit von Brokern diskutieren. Bisher müssen Börsenmakler mit „angemessener Sorgfalt“ prüfen, welcher Handelsdienstleister eine Order zu den günstigsten Konditionen ausführen kann.

Zudem will der SEC-Chef es Börsen erlauben, Kursentwicklungen in Abstufungen von weniger als 1 Cent abzubilden. Somit könnten Whole­saler die Preise der Nasdaq und Nyse nicht mehr einfach um ein Hundertstel Cent unterbieten. Auch plant Gensler Updates einer 20 Jahre alten Reporting-Regel. Somit sollen Broker und Marketmaker künftig transparenter über die Qualität ihrer Orderausführungen berichten.

Der SEC-Chef betonte im Rahmen seiner Rede allerdings auch, dass die dargestellten Positionen seine eigenen und nicht die seiner Behörde seien. Er diskutiere mögliche Neuregelungen mit anderen SEC-Kommissaren. Nach weiteren Analysen strebe die Aufsicht eine Marktkonsultation an. Auf einen genauen Zeitplan wollte sich Gensler nicht festlegen. Laut Medienberichten könnte die SEC aber schon im Herbst Vorschläge zur Handelsreform vorlegen.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.