Finpleo und Pumpkincareers

Social-Media-Start-ups mischen Recruiting-Markt auf

Die Start-ups Finpleo und Pumpkincareers wollen Studenten eine Karriere im Investment Banking und Corporate Finance ermöglichen. Ihre Geschäftsmodelle und Philosophie gehen aber weit auseinander.

Social-Media-Start-ups mischen Recruiting-Markt auf

Von Philipp Habdank, Frankfurt

In den sozialen Medien geborene Start-ups wie Pumpkincareers oder Finpleo sind aus Arbeitgebersicht Segen und Fluch zugleich, denn sie sind sowohl Teil des Recruiting-Problems als auch Teil dessen Lösung. Auf der einen Seite tragen sie ihren Teil dazu bei, dass der Jobmarkt immer transparenter wird, dass sich Talente untereinander besser vernetzen, ihren Wert besser kennen und deutlich mehr Karriereoptionen haben als früher. Auf der anderen Seite bieten sie Banken, Finanzinvestoren und Beratern aber auch einen direkten Zugang zu diesen Talenten. Sie sind näher an der studentischen Zielgruppe dran und haben einen größeren Einfluss auf deren Entscheidungsfindung, als es ein Headhunter haben könnte. Sowohl Pumpkin als auch Finpleo verfolgen dasselbe Ziel: Studenten den Berufseinstieg und eine Karriere im Investment Banking oder in Corporate Finance zu ermöglichen. Auf dem Weg dahin schlagen beide Unternehmen jedoch verschiedene Richtungen ein.

Finpleo setzt auf App

Finpleo wurde im Januar 2021 gegründet und hat seine Wurzeln auf Instagram. Mitgründer Johannes Schneider betreibt dort den Kanal „Private Equity Questions“, der inzwischen rund 19 000 Follower hat. Der typische Follower ist Schneider zufolge männlich und studiert an einer deutschen oder Schweizer Universität. Daneben gebe es noch eine deutsche Community in London und Leute, die zwar keinen BWL-Hintergrund hätten, aber zum Beispiel Medizin studiert hätten und jetzt Healthcare-Investments für Private Equity machen wollten. Die sozialen Medien dienen dem Start-up als Lead-Generator. Geld verdient Finpleo aber nicht mit Studenten, sondern mit Unternehmen, denen das Start-up Praktikanten und Berufseinsteiger vermittelt. Finpleo setzt dabei auf eine App, in der sich Studenten kostenlos auf Bewerbungsgespräche vorbereiten und Partnerunternehmen Stellenanzeigen schalten können. Auch der anschließende Bewerbungsprozess läuft über die App.

Für vermittelte Praktikanten stellt das Start-up 350 Euro in Rechnung, für Festanstellungen zwischen 3000 und 5000 Euro. „Je nachdem, wie hoch der Vermittlungs- und Verwaltungsaufwand für uns ist“, sagt Schneider. „Wir können im Maximum auf eine Partnerkampagne 25 Bewerbungen generieren, das ist unser Rekord. Realistisch gehen auf eine Kampagne zwischen zwölf und 15 Bewerbungen über die App ein“, sagt Schneider. Aktuell habe Finpleo 45 Partnerunternehmen, überwiegend seien dies Private-Equity-Investoren. Diese Partner stellt Finpleo in der App und auf Social Media inhaltlich vor, also deren Geschäftsmodelle und Produkte, um Bewerbern Orientierung zu bieten. „Wir verfolgen einen rein inhaltlich getriebenen Ansatz“, betont Schneider. Der Social-Media-Auftritt sei bewusst konservativ gewählt.

Pumpkin bevorzugt Coaching

Pumpkin geht einen anderen Weg und setzt in den sozialen Medien neben den Inhalten bewusst auf einen provokanten Auftritt. „Das Bild des schillernden Investmentbankers, mit diesem Klischee spiele ich auf Social Media ganz bewusst und nehme es auf die Schippe“, sagt David Döbele, der das Start-up nach dem Studium zusammen mit seinem Kommilitonen Jonas Stegh gegründet hat. Mit unterhaltsamen Inhalten erhalte er viel Aufmerksamkeit und Reichweite. „Über alle Social-Media-Kanäle hinweg haben wir über 180 000 Follower“, sagt Döbele. Die meisten davon wüssten genau, was man ernst meine und was nicht. Die dadurch gewonnene initiale Aufmerksamkeit will Döbele nutzen, um die Zielgruppe mit inhaltlichen Youtube-Videos, Instagram-Posts oder Webinaren zu versorgen und in das Coaching-Programm von Pumpkin zu bringen. „Die Studierendenberatung ist unser B2C-Geschäft“, sagt Döbele.

Derzeit umfasse das Programm 1 000 Studenten, die dem Start-up während des Studiums laut Döbele einen mittleren vierstelligen Betrag bezahlen, um das Maximum aus dem eigenen BWL-Studium herauszuholen und sich bestmöglich auf eine Karriere im Investment Banking, in Corporate Finance oder in der Strategieberatung vorzubereiten. Rund die Hälfte der Programmteilnehmer studiere an acht Top-Hochschulen für Investment Banking.

Neben der Studienberatung, der Haupteinnahmequelle von Pumpkin, betreibt das Start-up auch ein B2B-Geschäft. „Dabei stellen wir im Wesentlichen unsere Social-Media-Reichweite für gemeinsame Formate zur Verfügung und beraten Banken und Corporate-Finance-Boutiquen, wie sie mehr Young Professionals für sich gewinnen können“, sagt Döbele.

Einfluss auf Studenten

Darüber hinaus vermittelt Pumpkin wie Finpleo aus dem eigenen Netzwerk Praktikanten und Berufseinsteiger. Die erfolgsabhängige Vermittlungsgebühr für Praktikanten liegt laut Döbele zwischen 500 und 700 Euro. Bei Berufseinsteigern nimmt Pumpkin eine klassische Headhunting-Gebühr, die 20 bis 25 % des Einstiegsgehalts ausmacht.

Döbele betont, dass Pumpkin in erster Linie für Studenten arbeitet. „Unsere Coaching-Mitglieder bezahlen uns dafür, das perfekte Karrieresprungbrett zu finden.“ Nach diesem Kriterium habe Pumpkin intern eine Rangliste mit Banken und Boutiquen erstellt, die regelmäßig alle vier bis sechs Monate aktualisiert werde. Die Positionierung in der Liste stehe für das Karriere-Prestige des Unternehmens und resultiert aus einem Ratingsystem mit einer Skala von 1 bis 25. „Für uns ist das wichtigste Kriterium, was die Praktikanten aus den vorherigen Quartalen an Folgepraktika bekommen haben“, sagt Döbele. „Außerdem schauen wir uns an, wie die Teams aufgestellt sind und welches Netzwerk es dem Praktikanten bringt.“ Als Partner könne man sich kein besseres Rating kaufen, sie seien in der Liste jedoch farblich unterlegt und könnten sich im Rahmen des Coaching-Programms den Studenten vorstellen. Zudem sei der Bewerbungsprozess bei diesen Unternehmen vereinfacht. „Bei unseren Partnern werden sich unsere Coaching-Teilnehmer auf jeden Fall bewerben“, sagt Döbele.

Opportunismus regiert

Die Praktikabewerbung kann man Döbele zufolge durchaus als opportunistisch bezeichnen, doch so sei der Arbeitsmarkt eben. „Die Firmen versuchen, die bestmöglichen Praktikanten zu gewinnen, und diese versuchen, zu einer bestmöglichen Firma zu kommen“, sagt Döbele. Für ihn geht es bei Praktika in erster Linie darum, den Studenten in eine bestmögliche Ausgangsposition zu bringen, damit dieser nach dem Studium alle Möglichkeiten habe. Bei den Berufseinsteigern sehe dies anders aus. Da gehe es nicht darum, nach drei Monaten wieder weg zu sein, sondern das beste Angebot für die nächsten fünf Jahre zu finden, weshalb bei der Arbeitgeberwahl deutlich mehr Faktoren perfekt passen müssten. „Kandidaten bewerben sich dann nicht mehr wie im Praktikum auf 50 Stellen, sondern auf fünf“, sagt Döbele.

No-Show No-Go

Johannes Schneider von Finpleo, der parallel selbst noch bei einem Private-Equity-Investor arbeitet, möchte den Trend der Massenbewerbungen auf keinen Fall unterstützen. Finpleo führe deshalb persönliche Gespräche mit den Kandidaten und sensibilisiere sie dafür, sich nicht auf 70 Stellen zu bewerben. „Besorgniserregend finde ich zudem, dass es zuletzt viel mehr No-Shows gab, also Kandidaten, die zwar einen Arbeitsvertrag unterschrieben haben, diesen dann aber nicht antreten, weil sie parallel mehrere Verträge unterschrieben haben“, so Schneider. „Das No-Show-Problem bezieht sich nicht nur auf Praktikastellen, sondern auch auf Festanstellungen“, meint Schneider und beruft sich dabei auf Berichte von Kunden und Personalberatern.

No-Shows sind auch für Döbele ein No-Go. Er betont, dass Pumpkin ihren Kandidaten niemals empfehlen würde, mehrere Angebote anzunehmen und die Stelle dann nicht anzutreten. Er bekomme immer mal wieder mit, dass jemand ein Praktikum kündigt, um ein für ihn besseres anzunehmen. „Den Leuten aus unserem Netzwerk ist aber bewusst, wie wertvoll ein Netzwerk ist und wie klein und eng die Branche ist“, so Döbele. Insbesondere bei Vollzeitstellen machen No-Shows für Döbele „vorne und hinten keinen Sinn“.

Erfolg gibt recht

Pumpkin und Finpleo setzen auf unterschiedliche Geschäftsmodelle und Philosophien (siehe Tabelle). Der Erfolg scheint beiden recht zu geben. Seit Gründung hat Pumpkin nach eigener Aussage über 60 Partnerunternehmen an Land gezogen und über 55 Praktikanten und Berufseinsteiger vermittelt. Zusammen mit den Einnahmen aus dem Coaching-Programm machte das Start-up im vergangenen Jahr nach eigenen Angaben damit 2,5 Mill. Euro Umsatz. Zum Gewinn äußerte sich Pumpkin nicht.

Finpleo kommt nach eigener Aussage seit Gründung auf 45 Partner-Unternehmen und will bereits über 120 Stellen vermittelt haben. Den Umsatz hält das Start-up unter Verschluss, Schneider zufolge arbeitet Finpleo aber vom ersten Tag an profitabel. Künftig will das Start-up vor allem mehr Berufseinsteiger vermitteln – und die Anzahl weiblicher Bewerberinnen auf der Plattform steigern, die leider immer noch die klare Minderheit bilden würden.

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