Kreditwirtschaft

Sparkassen sehen LBS-Fusion auf Kurs

Auch der Sparkassenverband Niedersachsen sieht die derzeit diskutierte Fusion der LBS West mit der kleineren LBS Nord auf Kurs. Der Teufel liege im Detail, die Probleme seien aber gut lösbar.

Sparkassen sehen LBS-Fusion auf Kurs

ste Hamburg

Wie der Schwesterverband Westfalen-Lippe zeigt sich auch der Sparkassenverband Niedersachsen (SVN) zuversichtlich, dass der Zusammenschluss der LBS Westdeutsche Landesbausparkasse und der LBS Norddeutsche Landesbausparkasse zustande kommt. „Wir sind in sehr guten Verhandlungen mit den Trägern der LBS West“, erklärte SVN-Präsident Thomas Mang in der Jahrespressekonferenz des mit 44% an der LBS Nord beteiligten Verbandes in Hannover.

Nach der im vorigen September bekannt gewordenen Vereinbarung eines „Memorandum of Understanding“ werde über Einzelheiten wie eine faire vergleichende Bewertung oder die Vereinheitlichung von Provisionsmodellen gesprochen. Der Teufel liege im Detail, so Mang. „Aber das sind alles aus unserer Sicht gut lösbare Probleme.“ Wenn man sich bis Jahresmitte auf die wesentlichen Eckpunkte verständigen und für die länderübergreifende Fusion zweier öffentlich-rechtlicher Anstalten ein Staatsvertrag durch die zuständigen Länder geschlossen werden könne, sei ein Zusammenschluss „juristisch“ zum 1. Januar 2023 möglich. Bei einer Fusion entstünde die größte öffentlich-rechtliche Bausparkasse mit einer Bilanzsumme von mehr als 22 Mrd. Euro.

Neue Fusionen von Sparkassen im Gebiet des Regionalverbands aus Hannover stehen indes nicht an, wie Mang auf Nachfrage weiter sagte. Er kritisierte regulatorische Vorgaben, die „nicht erst gestern massiv auch in das Geschäftsmodell“ der Sparkassen eingriffen und verwies neben anderen Beispielen auf den antizyklischen Kapitalpuffer und den geplanten sektoralen Risikoaufschlag für Immobilienfinanzierungen. In diesem Zusammenhang werde die S-Finanzgruppe mit 8 Mrd. Euro zusätzlichen Kapitalanforderungen konfrontiert, davon entfielen etwa 10% auf Niedersachsen. Zwar müsse man nicht, so Mang, „Kapital entsprechend aufpolieren, wir haben ja eine gute Kapitalquote“. Aber Geschäfte, die mit Eigenkapital zu unterlegen seien, würden schwieriger.

Die 39 kommunalen Sparkassen in Niedersachsen verbuchten 2021 mit 867 (i.V. 869) Mill. Euro ein fast unverändertes aggregiertes Betriebsergebnis vor Bewertung. Der Rückgang des Zinsüberschusses um 13 Mill. auf 1,81 Mrd. Euro wurde erstmals seit Längerem durch den Anstieg des Provisionsüberschusses um 30 Mill. auf 862 Mill. Euro überkompensiert. Gemessen an der Durchschnittsbilanzsumme ging das Betriebsergebnis vor Bewertung auf 0,67 (0,73)% zurück. Die Aufwand-Ertrag-Relation blieb mit 67,9 (67,6)% ebenfalls fast unverändert.

Die niedersächsischen Sparkassen, denen 2021 den Verbandsangaben zufolge ein deutlich geringerer Bewertungsaufwand im Kredit- und Wertpapiergeschäft zugutekam, profitierten auch davon, dass eine weitere Wertkorrektur der über den Verband gehaltenen Beteiligung von knapp 9,2% an der Nord/LB im Berichtsjahr ausblieb. Im Zuge der Ende 2019 vollzogenen Rekapitalisierung der durch eine lange Schifffahrtskrise in Not geratenen Landesbank, an der sich neben den Altträgern wie dem Land Niedersachsen und den Sparkassen des Landes auch die gesamte Sparkassenorganisation beteiligt hatte, waren bereits schrittweise Wertkorrekturen vorgenommen worden. Man bewerte das „von Jahr zu Jahr und immer den Umständen gehorchend“, erklärte Mang. Die Restrukturierung mache sehr gute Fortschritte, die Bank befinde sich auf dem richtigen Weg, wieder Tritt zu fassen. Diesbezüglich sei man in Anbetracht des Umfelds nicht euphorisch, aber verhalten optimistisch. Den Beteiligungsbuchwert der Nord/LB halte man aktuell für angemessen, für die Sparkassen „gut tragbar und keinesfalls bedrohlich“.

Das mit den europäischen Behörden abgestimmte Sanierungskonzept für die Landesbank gebe weiterhin den Rahmen vor, fügte Mang hinzu. Der bis Ende 2021 amtierende Vorstandsvorsitzende Thomas Bürkle habe „richtigerweise sehr stark darauf gesetzt, einen ganz soliden Kurs zu fahren, die Kosten im Griff zu behalten und die Risiken im Griff zu behalten“. Diesen Kurs werde sein Nachfolger Jörg Frischholz fortsetzen. „Gleichzeitig muss die Bank – und da ist vielleicht der Personalwechsel an der Spitze auch nicht so schlecht – jetzt etwas mehr Fahrt aufnehmen, etwas mehr Mut fassen, an den Märkten wieder präsenter sein.“ Das könne die Bank auch, da „genügend gute Leute nach wie vor an Bord“ seien. Mit Blick auf die in der Sparkassengruppe bislang ergebnislos diskutierte Kräftebündelung zu einem Zentralinstitut unterstrich der Sparkassenpräsident die Vorstellung der niedersächsischen Sparkassen, die Nord/LB einzubeziehen.

Sparkassen Niedersachsen
Kennzahlen nach HGB1
in Mill. Euro20212020
Zinsüberschuss18101823
Provisionsüberschuss862832
Verwaltungsaufwand18371820
Betriebsergebnis vor Bewertung  867  869
Jahresüberschuss185151
Aufwand-Ertrag-Rel. (%)67,967,6
Bilanzsumme (Mrd. Euro)133,6125,1
Kreditbestand (Mrd. Euro)95,089,7
Einlagenbestand2(Mrd. Euro)  100,3  94,4
Geschäftsstellenzahl680731
Beschäftigtenzahl1882619307
Sparkassenzahl3939
1) aggregiert; 2) einschließlich nachrangiger VerbindlichkeitenBörsen-Zeitung