Bitcoin-ETF

Streit ohne Gewinner

Die US-Börsenaufsicht SEC verweigert Spot-basierten Bitcoin-ETFs standhaft die Zulassung. Nun klagt der Assetmanager Grayscale deshalb – es bahnt sich ein Streit ohne Gewinner an.

Streit ohne Gewinner

Die SEC hat sich in die Falle manövriert. Denn die US-Börsenaufsicht ließ im vergangenen Jahr Futures-basierte Bit­coin-ETFs zu – dies versuchen Vermögensverwalter jetzt aus­zu­nutzen, um auch eine Erlaubnis für Spot-basierte Indexfonds auf die Cyberdevise durchzusetzen. So hat der Assetmanager Grayscale Klage eingereicht, weil die SEC sich geweigert hatte, der Umwandlung seines Bitcoin Trust in einen ETF zuzustimmen. Die Argumentation des Vermögensverwalters nimmt sich durchaus schlüssig aus. Denn Grayscale beruft sich auf ein Gesetz, gemäß dem US-Bundesbehörden ähnliche Investmentvehikel konsistent regulieren müssen. Genau gegen diesen Grundsatz verstoße die SEC, indem sie Futures-basierte Bitcoin ETFs zulasse, Spot-basierte Produkte aber ablehne.

Tatsächlich erschließt sich nicht, warum ETFs auf Terminkontrakte einen um so viel stärkeren Investorenschutz bieten sollten, dass sie vom Re­gulator bevorzugt zu behandeln wären. Sicher, an Terminbörsen wie der Chicagoer CME stellt eine Reihe von Marketmakern die Liquiditätszufuhr sicher. Auch sind die zentralen Handelsplätze zur Einhaltung hoher Know-Your-Customer-Anforderungen gezwungen. Die Wechselkurse, die ihren Kontrakten zugrundeliegen, basieren aber auf den Daten von Kryptobörsen wie Bitstamp oder Coinbase. Manipulationen und eine erhöhte Volatilität auf diesen Plattformen schlagen also auf den Terminmarkt durch.

Dass die SEC dem Anlegerschutz einen hohen Stellenwert einräumt, ist zwar durchaus positiv zu werten. Gemäß ihren eigenen strengen Ansprüchen hätte sie dann aber auch Futures-basierten Bitcoin-ETFs die Freigabe verweigern müssen.

Während der Aufsicht im Fall einer Niederlage vor Gericht ein herber Autoritätsverlust blüht, dürfte ein langer Rechtsstreit bei Grayscale für eine gewaltige Wertvernichtung sorgen. Denn solange der Bitcoin Trust nicht im ETF-Gewand steckt, verfügt er über keinen Creation-Redemption-Mechanismus. Die Folge sind heftige Abschläge zum Kurs des Basiswerts, der durch die kontraktive Geldpolitik und die Schieflagen mehrerer Krypto-Dienstleister ohnehin stark unter Druck steht.

Eine Zulassung für Spot-ETFs wäre in diesem Umfeld ironischerweise wohl einer der wenigen Auslöser für neue Bitcoin-Aufschwünge gewesen. Nun jedoch setzt sich die Talfahrt fort, und der Druck auf den Grayscale Bitcoin Trust steigt. Die Auseinandersetzung zwischen dem Assetmanager und der SEC droht zu einem Streit ohne Ge­winner zu werden.

         (Börsen-Zeitung,

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