Standortwettbewerb

Wall Street weitet Führung aus

Auf den ersten Blick wirken die Ergebnisse des aktuellen Finanzplatzrankings der Z/Yen Group unspektakulär. Doch hat New York seine Führungsposition deutlich ausgeweitet. Frankfurt rutschte weiter ab.

Wall Street weitet Führung aus

hip London

Wall Street hat im aktuellen Ranking der Z/Yen Group den Abstand zur City of London ausgebaut. Lagen die beiden weltgrößten Finanzzentren im September vergangenen Jahres noch 22 Punkte auseinander, waren es in der aktuellen Um­frage des Beratungsunternehmens bereits 33. Zudem gelang den ostasiatischen Metropolen ein Comeback. Die ehemalige britische Kronkolonie Hongkong hielt sich hartnäckig auf Platz 3, obwohl Peking immer stärker durchregiert. Bemerkenswert ist, dass sich der Abstand zwischen Platz 3 und 10 auf gerade einmal 8 Punkte beläuft.

Nachdem Shenzhen Paris von Platz 10 verdrängen konnte, befinden sich von den zehn führenden Finanzzentren sechs in Fernost, davon vier in der Volksrepublik China: Hongkong, Schanghai, Peking und Shenzhen. Die Verfügbarkeit qualifizierter Mitarbeiter ist weiterhin von kritischer Bedeutung für die Finanzbranche. „Die Zunahme der Telearbeit infolge von Covid bietet Unternehmen die Chance, Talente in aller Welt zu rekrutieren“, wird ein Manager einer New Yorker Kreditkartenfirma in der Zusammenfassung der Umfrage zitiert. „Aber wir brauchen in jedem Markt, in dem wir tätig sind, talentierte lokale Mitarbeiter.“ „Infrastruktur wie Wohnraum, öffentliche Schulen, das Gesundheitswesen, Verkehr und Telekommunikation stehen in enger Beziehung zum Geschäftsbetrieb und dem sozialen Wohlbefinden“, wird der Manager einer Denkfabrik in Shenzhen zitiert. „Sie sind deshalb von entscheidender Bedeutung für den Aufstieg eines Finanzzentrums.“

Comeback Ostasiens

Offenbar hat sich das von der Pandemie erschütterte Vertrauen in die wirtschaftliche Stärke Ostasiens erholt. „In der zweiten Jahreshälfte 2021 hat es ein Maß von Zuversicht in die Weltwirtschaft gegeben, wie wir es seit Beginn der Covid-19-Pandemie nicht gesehen haben“, sagte Michael Mainelli, Executive Chairman der Z/Yen Group. „Die Pandemie bleibt jedoch eine unvorhersagbare Variable, die Folgen der russischen Invasion in der Ukraine ebenso.“ Im September dürfte sich zeigen, ob das Ansehen Hongkongs durch die drakonischen Reise- und Kontaktbeschränkungen zur Eindämmung einer neuen Coronawelle Schaden genommen hat. Interessant wird auch sein, inwieweit Dubai von den westlichen Sanktionen gegen Russland profitieren konnte, zieht es doch viele russische Banker und Finanzexperten aus Großbritannien und der Schweiz in das arabische Emirat. Im aktuellen Ranking verbesserte sich Dubai auf Rang 17 (18).

Die kontinentaleuropäischen Fi­nanzzentren schlugen sich weniger gut. Weil Paris auf Platz 11 abstieg, findet sich keines mehr unter den Top 10. Frankfurt rutschte um zwei Plätze auf Rang 16 ab. Die „City of the Euro“ findet sich allerdings auf der Liste der 15 Zentren, von denen die Umfrageteilnehmer erwarten, dass sie in den kommenden zwei bis drei Jahren an Bedeutung gewinnen werden. Amsterdam stieg von Rang 17 auf 19 ab, Luxemburg von 23 auf 27. Blickt man auf die deutschen Finanzplätze, stieg Hamburg auf Platz 41 (i.V. 30) ab.  Stuttgart schaffte es nur noch auf Platz 62 (39). München stieg dagegen auf Platz 28 (31) auf, Berlin auf Platz 42 (60).

Beim Thema Fintech führt New York die Rennliste an, gefolgt von Schanghai und Peking. Als erste deutsche Stadt erscheint Frankfurt auf Rang 18 (17), gefolgt von München auf Platz 27 (38), Hamburg auf Platz 36 (34) und Berlin auf Platz 43 (59).

Wertberichtigt Seite 8

Finanzplatz Top 10
Der Global Financial Centres Index 31
RangFinanzzentrumVorjahrRating
 1New York 1759
 2London 2726
 3Hongkong 3715
 4Schanghai 6714
 5Los Angeles 7713
 6Singapur 4712
 7San Francisco 5711
 8Peking 8710
 9Tokio 9708
10Shenzhen16707
Quelle: Z/Yen GroupBörsen-Zeitung
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