Volkswagen Finanzdienstleistungen

„Wir fühlen uns sehr gut abgesichert“

Sondereinflüsse wie die anhaltend hohen Erlöse aus der Vermarktung von Gebrauchtwagen und geringe Risikokosten für Kredit- und Restwertrisiken dürften bei Volkswagen Finanzdienstleistungen das operative Ergebnis des Gesamtjahres 2022 auf um die 5 Mrd. Euro hochschnellen lassen. Darauf deutet das erste Halbjahr hin.

„Wir fühlen uns sehr gut abgesichert“

tl Frankfurt

Mit einem operativen Ergebnis von 2,98 (i.V. 2,34) Mrd. Euro bei Umsatzerlösen von 21,94 (21,56) Mrd. Euro hat Volkswagen Finanzdienstleistungen (VWFS) im ersten Halbjahr erneut einen Rekord erzielt. Die Eigenkapitalrendite erreichte 28,8 (24,5)% und lag damit erneut deutlich über dem Zielwert von 20%. Für das Gesamtjahr kündigte CFO Frank Fiedler gestern bei der Vorstellung des Halbjahresergebnisses ein operatives Ergebnis „um die 5 Mrd. Euro“ an.

Boom bei Gebrauchtwagen

Haupttreiber des Rekordergebnisses der erstern sechs Monate waren die Erlöse aus dem Verkauf von Gebrauchtwagen. Im zweiten Halbjahr sei aber mit einer Normalisierung zu rechnen, weil sich die Liefersituation bei den Neuwagen stabilisieren und VWFS damit mehr Neugeschäft mit neuen Risikokosten abschließen werde. Gleichzeitig sei mit dem Ende des Booms im Ge­brauchtwagengeschäft zu rechnen.

Im ersten Halbjahr sind die Verkaufspreise, die im Vorjahr die bilanziellen Restwerte um bis zu 4000 Euro überschritten hatten, etwas gefallen. Die Fragen seien jetzt: Gehen diese Restwerte jetzt noch weiter runter? Verlängern sich die Stehzeiten der Fahrzeuge weiter? „Davon hängt unser Ergebnis des zweiten Halbjahres ab.“

Unter Beobachtung

Unter genauer Beobachtung steht auf allen Märkten, auf denen VWFS aktiv ist, das Ratenzahlungsverhalten der Kunden. Bisher sei das Auto immer bezahlt worden. Doch angesichts stark steigender Heizkosten könnten sich die Prioritäten verschieben. „Verspätete oder ausgefallene Ratenzahlungen würden unsere Risikokosten triggern“, gab der CFO zu bedenken. Er verwies aber auf die sehr konservative Risikopolitik von VWFS. Die Provision Ratio, also die Risikovorsorge für Neuverträge, sei auch in den vergangenen zehn Jahren drei- bis fünfmal so hoch gewesen wie die Ausfallrate (die von VWFS mit unter 0,3% angegeben wird) auf den Bestand. „Wir haben schon immer deutlich mehr zurückgestellt, als jemals ausgefallen ist. Bevor sich der Ausfall von Kunden direkt in unserer Gewinn-und-Verlust-Rechnung niederschlägt, muss eine ganze Menge mehr passieren.“ Fiedler betonte: „Wir fühlen uns sehr gut abgesichert für den kommenden Winter.“

Die Risiken aus den hohen Zinsen und möglichen weiteren Zinserhöhungen hält Fiedler für überschaubar. Die bisherigen Zinserhöhungen seien bereits im Ergebnis des ersten Halbjahres verarbeitet. „80% unseres gesamten Portfolios sind immer fristenkongruent durchfinanziert. Da gibt’s also kein Zinsrisiko. Bei den restlichen 20% ist es die Kunst des Treasurers, im richtigen Zeitpunkt einzukaufen.“ Das gelte aber nur für das bestehende Portfolio. Das Neugeschäft müsse vom Vertrieb eben entsprechend bepreist werden. Fiedlers Fazit: „Die Ausschläge (im Ergebnis) sind nicht so groß, egal in welche Richtung die Zinsen gehen.“

Zahl der Neuverträge sinkt

Im ersten Halbjahr ist durch die eingeschränkte Verfügbarkeit von Neuwagen die Zahl der Neuverträge auf 3,8 (4,2) Millionen zurückgegangene. 74% entfielen auf Neuwagen, 26% auf Gebrauchtwagen. Die geringere Zahl der Neuverträge wurde überkompensiert durch hochwertigere und teurere Fahrzeuge, für die entsprechend höhere Kredit- und Leasingbeträge eingenommen wurden. Der Vertragsbestand sank auf 22 (22,2) Millionen Stück.

In Deutschland als größtem VWFS-Einzelmarkt sank die Zahl der Neuverträge auf 908000 (983000), während sich der Vertragsbestand auf 11,5 Millionen (+4,3%) erhöhte. Besser lief es bei den Dienstleistungs- und Versicherungsverträgen, von denen 2,2 Millionen (+4,4%) neu abgeschlossen werden konnten, so dass bis Ende Juni ein Bestand von 11,5 Millionen (+4,3%) erreicht wurde.

Die Bilanzsumme des Geschäftsbereichs Volkswagen Finanzdienstleistungen erreichte den Angaben zufolge per 30. Juni rund 237,7 Mrd. Euro und damit 2% mehr als zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres.

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