Assekuranz

W&W schraubt Erwartungen herunter

Der Ludwigsburger Finanzkonzern Wüstenrot Württembergische (W&W) hat im zurückliegenden Jahr ein Gewinnsprung von 67 % auf ein rekordhohes IFRS-Ergebnis von 352,2 Mill. Euro erreicht. Für das laufende Jahr sind die Aussichten durch den Ukraine-Krieg, Pandemie und Inflation getrübt.

W&W schraubt Erwartungen herunter

spe Stuttgart – Der Finanzkonzern Wüstenrot & Württembergische (W&W) in Ludwigsburg zollt dem krisenbehafteten Umfeld jenseits des eigenen Marktes Tribut. So rechnet der Vorstand aufgrund des Fortgangs der Corona-Pandemie, wachsender Inflationstendenzen und der Kriegsfolgen im laufenden Jahr mit einem Konzernüberschuss von 250 Mill. Euro. Dagegen meldet W&W für das Jahr 2021 nach einer zweifach erhöhten Prognose einen Gewinnsprung von 67% auf ein rekordhohes IFRS-Ergebnis von 352,2 Mill. Euro.

Wie der Vorstandsvorsitzende Jürgen Junker bei Vorlage der Jahreszahlen sagte, erwarte der Vorstand für alle Bereiche, die man 2022 selbst beeinflussen könne, eine weiterhin positive Entwicklung. Die deutlich über den ursprünglichen Erwartungen liegende Ertragsentwicklung im Berichtsjahr führte der CEO auf ein gutes Neugeschäft, das gute Kapitalmarktumfeld, Effizienzgewinne durch Digitalisierung und eine vorsichtige Risiko- und Rückversicherungspolitik zurück. Insbesondere das um 38% auf 2,5 Mrd. Euro gestiegene Finanzergebnis, das nach IFRS erfolgswirksam bilanziert wird, spielte dabei dem Konzern in die Karten­.

Digitale Wege vertieft

Wie Junker betonte, spiegele die Ertragsentwicklung in seinen Augen die innere Stärke der W&W-Gruppe wider, die in den vergangenen fünf Jahren „stärker, ertragreicher und krisenfester“ geworden sei. Der CEO spielte dabei unter anderem auf die Vertiefung digitaler Kommunikationswege mit den Kunden während der Pandemie an. Außerdem habe man die Effizienz im Konzern seit 2016 um durchschnittlich rund 5% pro Jahr erhöht. „Das streben wir auch für die kommenden Jahre an“, sagte Junker.

So konnte trotz der Belastungen aus den Sturm- und Flutschäden vom Sommer vergangenen Jahres in der Schaden-/Unfallversicherung die Schaden-Kosten-Relation (Combined Ratio) um 1,3 Prozentpunkte auf 87,7% verbessert werden. Darüber hinaus hat sich die W&W über einen längerfristigen Zeitraum die Verdopplung des bisherigen Marktwachstums vorgenommen. „Für 2025 steht hier weiterhin die Zahl von 500000 Neukunden auf unserer Agenda“, so der CEO, nachdem im vergangenen Jahr rund 420000 neue Kunden gewonnen wurden.  

Im Einzelnen konnte die W&W 2021 ihr Kreditneugeschäft in der Baufinanzierung um 12,5% auf 6,85 Mrd. Euro weiter steigern und damit das fünfte Jahr in Folge einen Rekordwert verbuchen. Dagegen war das Netto-Bausparneugeschäft erneut rückläufig – und zwar um 3,8% auf 10,0 Mrd. Euro. Wie der Vorstandsvorsitzende der Wüstenrot Bausparkasse, Bernd Hertweck, sagte, habe allerdings seit dem vierten Quartal 2021 ein starkes Wachstum mit zweistelligen Zuwachsraten eingesetzt, das auch 2022 anhalte. Die Chancen auf einen Zuwachs im Gesamtjahr stünden also erstmals seit fünf Jahren gut.

Hertweck führte diese Entwicklung auf den Wunsch der Menschen zurück, sich niedrige Zinsen sichern zu wollen. In der Schaden- und Unfallversicherung, bei der die gebuchten Bruttobeträge um 6,7% auf 2,19 Mrd. Euro zunahmen, erwies sich erneut das Firmenkundengeschäft als Wachstumstreiber. Unterm Strich schlugen die Schäden des Sturmtiefs „Bernd“ im Sommer 2021 mit netto rund 100 Mill. Euro zu Buche.

Fondsgebundene Policen

In der Personenversicherung er­höhten sich die Bruttobeiträge um 4,0% auf 2,54 Mrd. Euro, wozu stark das Lebensversicherungsgeschäft beitrug. Dieses umfasst im Neugeschäft mittlerweile zu 80% fondsgebundene Policen.

Der Einzelabschluss der W&W AG, der nach HGB-Rechnungslegung erstellt wird, weist einen um 11,4% auf 111,7 Mill. Euro erhöhten Jahresüberschuss auf, aus dem sich die Ausschüttung an die Aktionäre speist. Vorstand und Aufsichtsrat schlagen eine konstante Dividende von 65 Cent je Aktie vor. Oberstes Ziel sei es dabei, die Substanz des Unternehmens weiter zu stärken, so Junker. Ohnehin sei intern der HGB-Abschluss viel relevanter als das IFRS-Ergebnis.

Mit einer Dividendenrendite zwischen 3,5 und 4,0% erachtet er die Aktie, die gestern weitgehend unverändert notierte, als hochattraktives Investment. Wie Junker weiter sagte, ist der Umzug der Gruppe und damit der Wechsel des Firmensitzes vom Wüstenrot-Hochhaus in Ludwigsburg in den neuen Campus auf Kornwestheimer Gemarkung für 2023 geplant. Was mit dem alten Gelände geschehen wird, soll ein Architektenwettbewerb klären, wie der CEO erklärte. 

W&W
Konzernzahlen nach IFRS
in Mill. Euro20212020
Finanzergebnis nach Risikovorsorge 2 5091 813
Nettobeiträge4 6384 415
Versicherungsleistung (netto)5 1504 455
Verwaltungsauf­wendungen1 0371 014
Vorsteuerergebnis481307
Konzernüberschuss352211
Schaden-Kosten-Quote (netto in %)8889
Bilanzsumme (Mrd. Euro)7577
Eigenkapital (Mrd. Euro)4,95,1
Mitarbeiter (Anzahl)7 4587 666
Börsen-Zeitung