21. Dezember

Von der Liquiditätshilfe bis zur Verstaatlichung

Zwei Tage vor Weihnachten ist es vollbracht: Uniper ist verstaatlicht. Beginnend mit der Lieferdrosselung durch Gazprom im Juni musste der Rettungsschirm beinahe im Monatsrhythmus vergrößert werden.

Von der Liquiditätshilfe bis zur Verstaatlichung

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2022 entpuppt sich für Uniper als annus horribilis, das am 21.12., wenige Tage vor dem Jahreswechsel, in der Verstaatlichung des Energieversorgers mündet. Die heraufziehende Krise für den einstigen Spin-off von Eon hatte sich jedoch schon früh im Jahr abgezeichnet.

Musste sich Uniper im Januar zunächst zusätzliche Liquidität von 10 Mrd. Euro vom finnischen Großaktionär Fortum und von der KfW besorgen, um die durch den gestiegenen Gaspreis erhöhten Sicherheitsleistungen erbringen zu können, ging es mit Kriegsausbruch nahtlos ins Krisenmanagement über. Denn wenngleich zu dieser Zeit die Gasimporte aus Russland noch durch die Pipeline Nordstream 1 flossen, hatte sich Uniper bei der Jahrespressekonferenz am Vorabend des Kriegs schon deutlich verunsichert gezeigt. Im Zentrum stand dabei allerdings weniger die Gefahr von Lieferunterbrechungen, sondern der in der Bilanz schlummernde Korrekturbedarf für an die Betreibergesellschaft Nordstream 2 herausgelegte Darlehen und die Beteiligung an der russischen Kraftwerkstochter Unipro.

Schon einen Monat später waren die Darlehen aus der Bilanz verschwunden, Anfang Mai musste für das erste Quartal ein Verlust von gut 3 Mrd. Euro gezeigt werden. Mitte Juni passierte dann das lange für unmöglich Erachtete: Gazprom drosselte die Lieferungen nach Deutschland. Das heizte dem Gaspreis weiter ein und mit ihm den im Terminmarkt fälligen Sicherheitsleistungen. Zugleich musste Uniper zu den erhöhten Preisen am Spotmarkt Gas einkaufen, um den eigenen Lieferverpflichtungen nachzukommen. Dadurch entstand tagtäglich ein Verlust von 60 Mill. Euro.

Hatte Deutschlands größter Gasimporteur bis dahin die Liquidität mit zusätzlichen KfW-Krediten gesichert, wurde am 8. Juli Antrag auf Staatshilfe gestellt. Zu diesem Zeitpunkt war allerdings nur die Rede vom Einstieg des Bundes mit einer Beteiligung von 30 %. In Summe sollte Uniper mit 15 Mrd. Euro aus dem Staatssäckel – aufgeteilt in frisches Eigenkapital (8 Mrd. Euro) und Kredite (7 Mrd. Euro) – gerettet werden. Ins Spiel gebracht wurde zugleich eine Gasumlage, die den Gasimporteuren bei der Verlustbewältigung helfen sollte.

Ende August nach der routinemäßigen Wartung der Nord-Stream-Pipeline stellte Gazprom die Gaslieferungen durch Nord Stream 1 komplett ein. Die Notlage für Uniper verschärfte sich. Ende September war klar, dass das im Juli vereinbarte Rettungspaket hinten und vorne nicht reichen wird. Beschlossen wurde die Verstaatlichung. Wenige Tage später war auch die umstrittene Gasumlage vom Tisch. Mit mehr als 40 Mrd. Euro schrieb Uniper nach neun Monaten den höchsten Verlust eines deutschen Unternehmens. Seit Ende November steht fest: Die Rettung von Uniper wird den Steuerzahler bis zu 33 Mrd. Euro kosten.

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