Finanzmarktausblick

Alle Augen auf die EZB

Die Augen der Finanzmarktakteure sind in der neuen Handelswoche auf die Zinssitzung der EZB gerichtet – aber nicht nur. Auch der Bankensektor steht im Fokus. Anleger gehen deshalb auf Nummer sicher.

Alle Augen auf die EZB

Von Kai Johannsen, Frankfurt

Nach dem monatlichen Daten-Highlight aus den USA, dem Arbeitsmarktbericht, der zum Wochenausklang gekommen ist, richten die Akteure an den Finanzmärkten in der neuen Handelswoche das Augenmerk auf die Zinssitzung der Europäischen Zentralbank (EZB). Sie findet am Donnerstag turnusmäßig das nächste Mal statt. An den Märkten wird doch recht einhellig davon ausgegangen, dass die europäischen Währungshüter eine Zinsanhebung um 50 Basispunkte (BP) auf dann 3% vornehmen werden.

Nach der Zinserhöhung um 50 BP wollen die Verantwortlichen rund um EZB-Chefin Christine Lagarde eine Einordnung des weiteren geldpolitischen Pfads vornehmen, nach den nun sehr deutlichen Zinsschritten der vergangenen Monate. Als Lagarde im vorigen Monat ankündigte, dass der EZB-Rat im März eine Bewertung des Zinspfads vornehmen werde, gingen die Forwards davon aus, dass der Einlagensatz dabei keine 3,5% erreichten würde. Heute liegen die Markterwartungen um fast 80 BP höher und damit über 4%, halten die Zinsexperten der Commerzbank in ihrer aktuellen Einschätzung der Zinsmärkte fest.

Nicht mehr als 4 Prozent

Seit der vorigen Sitzung gebe es einige Entwicklungen, die für Zinserhöhungen bis auf 4% sprechen würden. „Wir bezweifeln jedoch, dass der EZB-Rat eine Mehrheit finden wird, darüber hinauszugehen“, so die Experten der Commerzbank weiter. „Bei 4% sind sich vermutlich alle Ratsmitglieder einig, dass die Zinsen restriktiv sind. Die meisten Mitglieder sind der Meinung, dass dies bereits jetzt oder nach der Erhöhung in der anstehenden Woche der Fall ist“, heißt es weiter.

Richtungsweisend und stimmungsbildend wird aber nicht nur die EZB-Sitzung in der neuen Handelswoche sein. Ein Markttreiber der Bundesanleihen ist jüngst auch wieder die Flucht in die sicheren Häfen. Ausgelöst wurde diese durch Sorgen um den US-Bankensektor. Die Silicon Valley Bank hatte einen erheblichen Kursrutsch verzeichnet. Das Finanzinstitut hatte Verluste von 1,8 Mrd. Dollar nach dem Verkauf eines Anleiheportfolios zu beklagen. Auch andere Banken könnten – so die Befürchtung am Markt – noch auf recht ordentlichen Verlusten der Bondportfolios sitzen. Die Inversion der Zinskurve bei den Bundesanleihen könnte sich somit noch weiter fortsetzen, wenn die Anleger die Bund-Langläufer als Hort der Stabilität ansteuern. Am Freitag ist die zehnjährige Bundrendite aufgrund der Bankensorgen von 2,64% bis auf 2,48% deutlich gefallen.

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