Studie

Bond-ETFs als Risiko

ETFs gelten als Erfindung, die zu einer höheren Liquidität an den Unternehmensanleihemärkten geführt hat. Laut einer aktuellen Studie können die Vehikel aber negative Effekte auf Corporates entfalten.

Bond-ETFs als Risiko

Forscher warnen davor, dass Exchange Traded Funds (ETFs) auf Unternehmensanleihen in stressigen Marktphasen Liquiditätsengpässe verschärfen können. Zudem bestehe ein erhöhtes Risiko von Tracking-Fehlern gegenüber den Basiswerten, heißt es in einer aktuellen Studie von Wirtschaftswissenschaftlern der Columbia Business School, der University of Chicago und der University of Pennsylvania.

Aus ihrer Sicht entstehen über den Creation-Redemption-Mechanismus, mittels dessen Fondsanbieter je nach Nachfrage Anteile generieren oder einziehen, Probleme. Denn anders als bei Aktien-ETFs beinhalten die verwendeten Produktkörbe im Regelfall nicht jedes Wertpapier, das im Basisindex des Fonds vertreten ist. Schließlich wäre es für Anbieter und die autorisierten Marktteilnehmer, mit denen sie im Rahmen des Mechanismus interagieren, angesichts der Vielzahl unterschiedlicher Fälligkeiten sonst nötig, hunderte oder tausende verschiedene Papiere zu halten. Die ETF-Dienstleister versuchten also, ihre Liquiditätsrisiken auf Kosten der Genauigkeit des Trackings zu reduzieren.

Mit der Auswahl bestimmter Bonds betrieben die Anbieter aber ein aktives Management. Dadurch entstünden „Spillover-Effekte bezüglich der Liquidität der zugrundeliegenden Wertpapiere“, heißt es in der Studie. Bei Marktschocks komme es infolge von Mittelabflüssen zu Ungleichgewichten zwischen ETF-Creations und -Redemptions. Die autorisierten Marktteilnehmer müssten dann Bonds aus den Redemption-Körben auf ihre Bilanzen nehmen. In der Folge sinke aber ihre Bereitschaft, in ihrer parallelen Funktion als Marketmaker mehr Anleihen nachzukaufen. Dadurch nehme die Liquidität im Segment massiv ab.

Auch der Internationale Währungsfonds warnte zuletzt davor, dass Fonds mit illiquiden Basiswerten Risiken für die Finanzmarktstabilität beinhalteten. ETF-Branchenvertreter widersprechen: Gerade weil bestimmte Bonds illiquide seien, fänden sie bei Marktstress verstärkt Aufnahme in Redemption-Körbe. Denn die Marketmaker kauften die Wertpapiere dann zu Discounts, sorgten somit aber für Liquidität.

Zuletzt sind Investoren wieder aus Unternehmensanleihe-ETFs geflüchtet. Laut dem Datendienstleister Refinitiv Lipper mussten sowohl Investment-Grade- als auch Hochzins-Vehikel in drei der vergangenen vier Wochen großvolumige Nettomittelabflüsse verkraften.