Sentix-Anlegerumfrage

China verliert das Vertrauen der Investoren

Investoren verlieren laut der aktuellen Umfrage von Sentix das Vertrauen in Aktien. Dies trifft besonders chinesische Titel.

China verliert das Vertrauen der Investoren

wrü Frankfurt

In den durch den Einmarsch Russlands in die Ukraine ausgelösten Turbulenzen ist die Sentix-Investorenumfrage eine der am stärksten beachteten Analysen. Die aktuelle, übers Wochenende online erhobene Umfrage zeigt große Veränderungen bei den privaten und institutionellen Anlegern bezüglich ihres Sentiments gegenüber Assetklassen sowie in ihrem strategischen Bias, sprich ihrer mittelfristigen Markterwartung auf. So verlieren im Moment besonders chinesische Aktien bei den Investoren an Vertrauen. „Fragezeichen bestehen nun für chinesische Aktien. Denn deren strategischer Bias befindet sich seit einigen Wochen im Rückwärtsgang“, stellt Manfred Hübner von Sentix fest. „Trotz gesunkener Preise ist keine neue Wertwahrnehmung entstanden. Auch die statistische Analyse signalisiert eine negative Kursentwicklung.“

Schlechte Stimmung

Auch an den anderen Märkten bröckelt gemäß der aktuellen Investorenumfrage das strategische Grundvertrauen in Aktien weiter. Allerdings sieht Sentix in den USA und in Deutschland aufgrund der schlechten Stimmung für Aktien durchaus signifikantes Aufholpotenzial in den kommenden Wochen.

„Die Stimmung am US-Aktienmarkt bleibt relativ schlecht, woraus sich rein statistisch allerdings gute Chancen auf eine Kursverbesserung ergeben“, erläutert Hübner. „Im Mittel lagen die Kurse acht bis zwölf Wochen später zwischen 2% und 4% im Plus – bei einer Trefferquote von rund 70%.“ Aber eben auch bei US-Aktien misst Sentix einen Rückgang des strategischen Grundvertrauens der Investoren. „Dieser Rückgang sollte einmalig bleiben“, so die Analysten. „Andernfalls würden daraus erhebliche Fragezeichen über den mittelfristigen Pfad erwachsen.“

Auch der deutsche Aktienmarkt sei angeknackst. „Fragezeichen erhalten wir auch durch die Entwicklung im strategischen Grundvertrauen der Anleger zu Aktien hierzulande“, analysiert Hübner. „Der starke Rückschlag bei den professionellen Anlegern ist mehr als ein Schönheitsfehler. Hier entstehen gerade neue mittelfristige Probleme, die wirksam werden dürften, sobald das Potenzial aus der negativen Stimmung abgearbeitet ist.“

Gleichwohl betont Sentix das konträre Potenzial, welches sich aus der schlechten Stimmung der Anleger bei Aktien ergibt. „Dreizehnmal haben wir bislang eine vergleichbar schlechte Stimmung der Anleger seit 2001 gemessen. Über ein bis 16 Wochen hinweg sind die durchschnittlichen Erträge positiv gewesen“, stellen die Analysten fest. „Vor allem bei einem Anlagehorizont von mindestens sechs Wochen waren die Kursaussichten gut.“

Bei Gold messen die Sentix-Experten in ihrem Risikoradar deutlich erhöhte Risiken für die „Gold-Bullen“. „Und auch hier beginnt nun das strategische Grundvertrauen spürbar zu schwächeln“, erläutert Hübner. „Angesichts der zuletzt deutlich erhöhten Gold-Positionierung eine bedenkliche Entwicklung.“

Bei Goldminen-Aktien sei das strategische Grundvertrauen der Anleger zwar überdurchschnittlich hoch, lasse aber relativ nach. Hinzu kommt der mittelfristige Vertrauensverlust der Anleger in Gold. Daraus folgern die Sentix-Analysten: „Die Risiken wachsen demnach, dass die Phase der relativen Outperformance von Goldminen-Aktien auslaufen könnte.“

Korrektur bei Banken

Die hohen Risiken, die derzeit für „Öl-Bullen“ bestehen, hatten die Analysten bereits in der Vorwoche erwähnt. „Die Liste der Risikofaktoren wird nun nochmals länger, denn das strategische Grundvertrauen der Anleger rauscht weiter gen Süden. Hieraus ergibt sich eine deutlich gestiegene Bereitschaft zum Positionsabbau, die nur auf eine Gelegenheit zur Umsetzung wartet“, folgern die Sentix-Experten.

Es wundere nicht, dass in Anbetracht der überschießenden Ölpreise auch die Stimmung für Ölaktien wieder sehr optimistisch geworden sei. Die Liste der Risiken für Öl sei lang, so dass die Analysten des Frankfurter Analysehauses diese Stimmung auch für Ölaktien als problematisch ansehen.

„Die Ukraine-Krise hat das Sektor-Sentiment ordentlich durchgewirbelt“, so ein weiteres Ergebnis der Investorenumfrage. Die noch im Vormonat gefeierten Banken hätten einen kräftigen Dämpfer erfahren, wie auch die Autoaktien. Technologie und Pharma hätten dagegen die größten Sentimentzuwächse erzielt. Die Korrektur bei Bankaktien dürfte laut Sentix mit dem aktuellen Abtaucher im Sentiment wohl noch nicht erledigt sein.

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