Restriktive Geldpolitik

Fed schafft verkehrte Zinswelt zwischen USA und China

Die Federal Funds Rate liegt erstmals über dem vergleichbaren chinesischen Reposatz. Peking dürfte aber vor allem die Renditekonstellation bei längerlaufenden Staatsanleihen im Blick behalten.

Fed schafft verkehrte Zinswelt zwischen USA und China

nh Schanghai

Mit dem jüngsten Zinserhöhungsschritt in den USA geht der Spitzenrefinanzierungssatz für US-Banken erstmals überhaupt über die von der chinesischen Zentralbank direkt gesteuerte vergleichbare Zins-Benchmark für dortige Kreditinstitute hinaus. Am Mittwoch hatte die US-Notenbank die Federal Funds Rate kräftig um 0,75 Prozentpunkte auf nunmehr 2,25 bis 2,5% angehoben. Damit liegt die amerikanische Zins-Benchmark auch am unteren Rand der Spanne nun höher als die Marke der People’s Bank of China für kurzfristige Geldmarktgeschäfte. Gegenwärtig nämlich liegt der chinesische Zinssatz für einwöchige Reverse-Repo-Transaktionen, der eine vergleichbare Funktion für die laufende Refinanzierung chinesischer Banken einnimmt, auf 2,1%.

Die Zinswende in den USA hat Chinas Währungshütern Kopfzerbrechen bereitet, weil sie deren Zinssenkungsspielraum und damit die Wucht monetärer Impulse für eine offensive Konjunkturbelebung einschränkt. Tatsächlich hat die PBOC trotz des von Corona-Restriktionen herrührenden Konjunktureinbruchs im zweiten Quartal nur minimal an der Zinsschraube gedreht. Im Vordergrund steht dabei die Sorge davor, dass internationale Investoren Kapital aus China abziehen und den Yuan unter unerwünschten Abwertungsdruck setzen könnten.

Das jüngste US-Überholmanöver beim Geldmarktzins dürfte die PBOC aber relativ kalt lassen, weil sich die für Kapitalflussbewegungen entscheidendere Renditekonstellation bei längerfristigen Staatsanleihen aus chinesischer Sicht wieder gnädiger darstellt. Im Juni hatten zehnjährige US-Treasuries zeitweilig bis zu 66 Basispunkte Renditevorsprung vor vergleichbaren chinesischen Staatsanleihen, was rekordhohe Nettoverkäufe chinesischer Titel seitens globaler Investoren nach sich zog. Im Juli haben die langfristigen US-Bond­renditen aber deutlich nachgegeben, so dass zehnjährige Re­gie­rungs­anleihen beider Länder praktisch keine Zinsdifferenz mehr aufweisen.

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