World Gold Council

Gold-Nachfrage rutscht im zweiten Quartal ab

Die Perspektive institutioneller Investoren auf den Edelmetallmarkt hat sich laut dem World Gold Council im zweiten Quartal gewandelt. Die globale Goldnachfrage lässt daher nach.

Gold-Nachfrage rutscht im zweiten Quartal ab

Die globale Goldnachfrage ist im zweiten Quartal des laufenden Jahres deutlich zurückgegangen. Nach Angaben der Lobbyorganisation World Gold Council (WGC) sank sie im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 8% auf ein Volumen von 948 Tonnen. Aufgrund der starken Entwicklung aus dem Zeitraum zwischen Januar und März belief sich die Gesamtnachfrage im ersten Halbjahr aber immerhin auf 2189 Tonnen, was ein Plus von 12% gegenüber dem Vorjahr darstellte.

„Die Perspektive institutioneller Investoren hat sich zwischen dem ersten und dem zweiten Quartal gewandelt“, betont John Mulligan, Direktor für Marktbeziehungen beim WGC, gegenüber der Börsen-Zeitung. Aufgrund der restriktiveren Geldpolitik internationaler Notenbanken seien die Kapitalmarktzinsen zwischenzeitlich stark gestiegen – für ein zinsloses Asset wie Gold sei dies ein negativer Faktor. Zudem habe der Dollar stark aufgewertet und somit den Preis belastet – schließlich lauteten die Spot-Notierungen des Edelmetalls auf den Greenback.

Aus Exchange Traded Funds auf Gold seien im zweiten Quartal netto 39 Tonnen abgeflossen. Für das erste Halbjahr stünden aber trotzdem noch Zuflüsse im Volumen von insgesamt 234 Tonnen zu Buche – im Vorjahreszeitraum waren noch 127 Tonnen abgeflossen.

Schwächefaktor China

„Auf physischer Seite war China ein entscheidender Schwächefaktor, die strikten Corona-Gegenmaßnahmen in der Volksrepublik haben ein hohes Maß an Nachfrage vernichtet“, sagt Mulligan. Bei Goldbarren und Münzen habe sich das Volumen im zweiten Quartal gegenüber dem Vorjahreszeitraum unverändert auf 245 Tonnen summiert. Ein robustes Wachstum in Indien, dem Nahen Osten und der Türkei habe dabei den scharfen Rückgang in China abgefedert. Letzterer habe für das erste Halbjahr aber insgesamt einen Rückgang um 12% auf 526 Tonnen ausgelöst.

Die Schmucknachfrage im Zeitraum zwischen April und Juni sei um 4% auf 453 Tonnen gestiegen, wobei der Wert für den Vorjahreszeitraum aber recht schwach ausgefallen sei. Der kumulierte Wert für die ersten sechs Monate habe mit 928 Tonnen 2% über dem im ersten Halbjahr 2021 erzielten Volumen gelegen. „Zwischenzeitlich kehrte aufgrund der Lockerung von Corona-Auflagen in Schanghai zwar eine gewisse Erholung ein – doch der Zugang der wichtigen chinesischen Abnehmer zum physischen Goldmarkt bleibt stark eingeschränkt“, sagt Mulligan. Wie sich die Nachfrage entwickle, sei auch weiterhin stark vom Verlauf der Viruskrise abhängig. Doch selbst eine Erholung werde sich wohl nicht unmittelbar auf den Goldpreis auswirken, da dieser auf kurze Sicht durch die Investmentnachfrage dominiert werde.

Zentralbanken als Käufer

Die Zentralbanken hätten indes weiter Gold zugekauft. Die offiziellen globalen Goldreserven seien im zweiten Quartal um 180 Tonnen gestiegen. Dies stelle zwar einen deutlichen Rückgang gegenüber dem Vorjahreszeitraum dar. Allerdings seien Zentralbankkäufe nicht saisonal bedingt, weshalb der Vergleich mit dem ersten Quartal des laufenden Jahres aufschlussreicher sei: Zwischen April und Juni seien die Nettokäufe doppelt so hoch ausgefallen wie zwischen Januar und März.

Angesichts dieser positiven Entwicklung hat das World Gold Council seine Prognosen für die Zentralbanknachfrage im Gesamtjahr 2022 nach oben angepasst und geht nun davon aus, dass der Vorjahreswert von 463 Tonnen erneut erreicht oder sogar überboten werden könne. Dies lasse sich auf eine Kombination anhaltender Investitionen der üblichen Käufer und einer Rückkehr von Adressen, die zuvor lange nicht am Markt aktiv gewesen seien, zurückführen. Als Beispiele nennt das WGC die Zentralbanken des Irak und Irlands.

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