Nachhaltigkeit

Klimaindizes auf dem Vormarsch

Die französische Investmentgesellschaft Lyxor richtet ihre Produkte zunehmend klimaneutral aus. Dazu setzt der ETF-Anbieter insbesondere auf Klimabenchmarks.

Klimaindizes auf dem Vormarsch

wbr Frankfurt

Auf die möglicherweise dramatischen Auswirkungen des Klimawandels auf Vermögenswerte hat der Assetmanager Lyxor hingewiesen. Auf einer Klimakonferenz in Frankfurt für Vertriebsmitarbeiter skizzierte der Spezialist für Exchange Traded Funds (ETFs) die Risiken, die durch die globale Erderwärmung auf Wertpapierportfolios einwirken können. Daniel Dornel, ETF-Research-Spezialist bei Lyxor, unterstrich, dass bei der Analyse von Klimarisiken für Unternehmen ein differenziertes Vorgehen notwendig sei.

In den Modellen des Indexfondshauses stehen die Entwicklungen der CO2-Emissionen und des CO2– Preises im Rahmen des Emissionshandels im Vordergrund. Eine Schwierigkeit bestehe allerdings darin, dass es noch keinen globalen CO2-Handel und damit auch keine einheitliche Preisfeststellung gebe, sondern sehr unterschiedliche Vorgehensweisen im Einsatz seien. Hinzu komme, dass bisher lediglich ungefähr 25% aller Staaten an einer Form von Kohlendioxidbepreisung teilnähmen, erläutert Dornel.

Blick auf Verlustrisiken

Ungeachtet dieser Schwierigkeiten versucht Lyxor anhand von Szenarioanalysen zu ermitteln, welche Verlustrisiken für Portfolios in einem Zeitraum von 2025 bis 2050 bestehen könnten. Beim mittleren Szenario der CO2-Preisentwicklung rechnet der Assetmanager damit, dass das in Produkten auf den marktbreiten MSCI World verwaltete Vermögen infolge des Klimawandels bis zum Jahr 2030 um 16% zurückgehen könnte.

Für Anleger sei es aus Sicht von Lyxor hilfreich, sich bei Investments vermehrt an Klimabenchmarks zu orientieren. Nach einem von der EU vorgegebenen Standard haben sich dabei zwei Arten von Indizes durchgesetzt. Zum einen gibt es die Climate Transition Benchmarks (CTB) und zum anderen die Paris Aligned Benchmarks (PAB), die ein ambitionierteres Ziel vorgeben. Wie ETF-Experte Dornel ausführt, kann es bei einer Investition in ein PAB-Indexprodukt zu einer erheblichen Minderung der Emissionen bezogen auf das Portfolio kommen, was entsprechend zu einem deutlich geringeren Klimarisiko führen sollte.

Positiv beurteilt

Die Wertentwicklung von ETFs, die sich an Klima-Indizes orientieren, ist nach Einschätzung von Lyxor bereits jetzt positiv zu beurteilen. „Es hat sich gezeigt, dass mit dem Anstieg des CO2-Preises die Outperformance der CTB- und PAB -Produkte zunimmt“, sagt Dornel.

Im Vergleich zwischen einem traditionellen Index wie dem S&P 500 mit dem S&P 500 PAB zeigt sich, dass der rechnerische CO2-Fußabdruck deutlich geringer ausfällt. Die CO2-Emissionen liegen beim S&P 500 bei 39,3 Tonnen im Vergleich zu 8,7 Tonnen bei der Klimavariante. Gemessen an einem generellen Nachhaltigkeitswert wie dem MSCI-ESG-Score schneidet das Klimaportfolio mit einem Wert von 6,3 allerdings nur leicht besser ab als der S&P 500 mit 6,1.

Bei der Branchenzusammensetzung fällt auf, dass die Klima-selektierten Indizes einen höheren IT-Anteil haben. So liegt der Wert beim S&P 500 PAB bei 38,7% im Vergleich zu 28,5% beim S&P 500. Beim breiter gefassten MSCI World ist der Unterschied geringer. In beiden PAB-Indizes wird der Anteil der Energietitel indes auf null heruntergefahren.

Die Sicht der institutionellen Investoren präsentierte auf der Klimakonferenz des französischen Anbieters Marc-Gregor Czaja, Aktienchef bei Allianz Investment Management, die vom Versicherer weltweit erwirtschaftete Prämien verwaltet. Der Anlageprofi führte aus, dass Net-Zero im Portfolio der Gesellschaft eine extrem hohe Bedeutung habe. Die Allianz plant, die CO2-Emissionen mit ihren Aktieninvestments bis zum Jahr 2025 um 25% zu reduzieren und bis zum Jahr 2050 netto null zu sein. Czaja schränkt allerdings ein, dass dies nicht für die Emissionen im erweiterten Sinne (Scope 3) gelte; für einen umfassenden Ansatz fehlten noch die Daten.

Bei der Analyse des Aktienportfolios ist die Allianz zum Schluss gekommen, dass 6 bis 7% des Portfolios für circa 50% des CO-Ausstoßes stehen. Dennoch könne man nicht einfach Unternehmen aus den Branchen Energie, Chemie, Versorger und Bergbau ausschließen. Ein solcher Ansatz sei nicht vorausschauend und berge zusätzliche Performancerisiken für das Portfolio.

Für einen institutionellen Investor wie die Allianz stelle sich die Frage, wie er sein Aktienportfolio klimaschonend aufstellen könne. Kritisch äußert sich Czaja zu den Klimabenchmarks, da diese stellenweise wenig transparent seien, etwa was die Regelwerke betreffe. Zudem merkt der Investor an, dass Klimabenchmarks stets rückwärtsgewandt ausgerichtet seien. Allianz IM nutzt nur eingeschränkt solche Indizes, um ihre Portfolios anzupassen. Generell setzt das Haus eher auf einen klimaorientierten Bottom-up-Ansatz und das Engagement bei den Unternehmen. „Der Markt kommt uns hier entgegen“, sagt Czaja und verweist darauf, dass immer mehr Unter­nehmen sich selbst Emissionsziele setzten.

Wachsendes Feld

Für den Indexanbieter sowie ETF-Anbieter sind die CTB- und PAB-Indizes indes ein wichtiges und wachsendes Geschäftsfeld. Mittlerweile hat Lyxor 1,4 Mrd. Euro in diesen Produkten unter Verwaltung. Die Tendenz ist stark steigend, allerdings gemessen am gesamten ETF-Volumen des Hauses von 97 Mrd. Euro noch ein kleiner Anteil.

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