Ausblick

Vierjahres­hoch im Visier

Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen hat zuletzt den höchsten Wert seit Oktober 2021 erreicht. Beobachter rechnen mit weiterer Verflachung und einem Anstieg in Richtung 0,6%.

Vierjahres­hoch im Visier

Von Wolf Brandes, Frankfurt

Mit 0,585% hat die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen in der abgelaufenen Woche ein Vierjahreshoch ins Visier genommen. Anfang 2018 lag sie bei 0,69%. Schon jetzt ist es ein enormer Anstieg, da die Rendite Anfang März noch bei –0,09% stand. Aus Sicht der Commerzbank werden die Rentenmärkte unter Druck bleiben. Steigende Energiepreise, ein verschärfter Inflationsdruck und der Wille der Zentralbanken, den geldpolitischen Gürtel enger zu schnallen, seien die treibenden Faktoren. Die Bank rechnet für Bundesanleihen mit einer flacheren Zinsstrukturkurve am langen Ende und einem Anstieg der zehnjährigen Rendite vorerst in Richtung von 0,6%.

In den USA haben die Renditen für Staatsanleihen ebenfalls in kurzer Zeit deutlich zugelegt. Die zehnjährigen US-Treasuries erreichten in der Spitze inzwischen einen Wert von 2,50% und liegen damit so hoch wie seit drei Jahren nicht mehr – ebenfalls mit steigender Tendenz. Die Renditekurve hat sich dabei verflacht, was ein mögliches Anzeichen für eine Rezession ist.

Ungeachtet der hohen Inflation brummt der US-Arbeitsmarkt. Der Bericht für März, der am Freitag veröffentlicht wird, dürfte nach Ansicht der meisten Analysten den Aufwärtstrend bestätigen. Indes gilt unter Ökonomen die größte Sorge der wachsenden Knappheit an Arbeitskräften, welche die Löhne noch höher treiben und somit die Inflation weiter anheizen könnte.

Neue Zahlen gibt es in den kommenden Tagen zur Inflation in Deutschland und der Eurozone. Nach Einschätzung der BayernLB dürften die deutschen Verbraucherpreise (VPI) im März er­neut stark gestiegen sein. Die Teuerungsrate werde im Spätsommer 2022 ihren Höhepunkt bei etwa 7% erreichen. Für die am 1. April veröffentlichten Verbraucherpreise im Euroraum (HVPI) gelte Ähnliches wie für die deutschen. Allerdings könnte die Teuerung auf gesamteuropäischer Ebene schon im März Richtung 7% gehen. In Südeuropa würden zwar die Maßnahmen einzelner Länder wie Italien und Frankreich zur Abfederung der Härten dämpfend wirken, ein deutliches Plus bei der Teuerung sei aber nicht zu ver­hindern.

Am Aktienmarkt geht die Berichtssaison für das vierte Quartal 2021 zu Ende. Die Mehrzahl der deutschen Unternehmen konnte die Erwartungen der Analysten übertreffen, aber der Anteil der negativen Überraschungen ist im Vergleich der letzten Quartale gestiegen, hat die Commerzbank mitgeteilt. Im MDax hätten 48% der Unternehmen besser abgeschnitten als erwartet, während 26% die Erwartungen enttäuschten. Während im Dax mittlerweile alle Gesellschaften berichtet haben, stehen im MDax noch einige Termine aus. In der kommenden Woche werden in der zweiten Reihe weitere Jahreszahlen und Geschäftsberichte vorgelegt, unter anderem von der Commerzbank, der Aareal Bank und Aroundtown. Der MDax hat wie der Dax zuletzt mittlerweile wieder das Niveau vor dem Kriegsausbruch am 24. Februar erreicht.

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