Energiemärkte

Von Hedgefonds getrieben

Neben fundamentalen Faktoren sind es die Aktivitäten spekulativer Finanzinvestoren, die den Ölpreis aktuell antreiben. Am US-Markt ergibt sich ein extremes Verhältnis von Long- zu Short-Positionen.

Von Hedgefonds getrieben

Zunächst hat es einen enormen Preisanstieg der Energieträger Erdgas und Kohle gegeben, nun ist auch Rohöl betroffen. Der Preis der wichtigsten Referenzsorte Brent Crude er­reichte am Montag mit 84,56 Dollar den höchsten Stand seit Oktober 2018. Die US-Sorte West Texas Intermediate kletterte sogar auf ein Siebenjahreshoch. Zwar hat sich der europäische Spotmarktpreis für Erdgas gegenüber seinem Rekordhoch vom Mittwoch vergangener Woche zeitweise fast halbiert, inzwischen zieht er aber wieder an. Die Preise für Kohle in Asien befinden sich auf Rekordhochs, und auch beim Ölpreis dürfte sich der Anstieg noch fortsetzen.

Dafür gibt es eine ganze Reihe an Gründen. Der Hauptgrund liegt sicherlich darin, dass es eine fundamentale Knappheit an Energieträgern gibt. Die Erholung von den Lockdowns im Rahmen der Pandemie ist zumindest in den USA und Asien rascher erfolgt als erwartet, während das Angebot an Energieträgern unter anderem wegen eines Mangels an Investitionen nicht Schritt hält. Dazu trägt bei, dass im Rahmen der grünen Energiewende der Schwerpunkt insbesondere in entwickelten Regionen wie Europa bereits auf der Erschließung zusätzlicher regenerativer Energien liegt, die sich jedoch beispielsweise mit Blick auf ihre Wetterabhängigkeit als wenig zuverlässig erwiesen haben. Somit ist die gegenwärtige Energiekrise auch ein Ergebnis mangelhafter Planung der Energiewende durch die Politik, insbesondere in der EU.

Es gibt aber noch kurzfristige Faktoren wie die Tatsache, dass das Kartell Opec plus bei der Ölförderung auf die Bremse tritt und bislang keine Anstalten zeigt, von der vor Monaten vereinbarten Planung eines lang­samen Anstiegs der Produktion abzuweichen – zumal einige Opec-Mitglieder sogar noch unter den ihnen zugestandenen Quoten bleiben. Eine Rolle spielt auch, dass sich die US-Regierung bislang weigert, durch den Verkauf von Öl aus der strategischen Reserve die Spitzen der Ölpreisentwicklung zu glätten.

Hinzu kommt ein Faktor, der nicht übersehen werden sollte: In die Märkte für Gas und Öl sind große Mengen spekulativer In­vestments von Finanzinvestoren, hauptsächlich Hedgefonds, geflossen, wobei der jüngste Preissturz bei Gas diese veranlasst, auf Öl umzusteigen. So beträgt das Verhältnis von Long- zu Short-Positionen, die in den USA von Finanzinvestoren auf dem Ölmarkt gehalten werden, rund sieben zu eins, was bereits ein recht extremes Verhältnis darstellt. Gerade dieser Faktor dürfte den Ölpreis noch weiter nach oben treiben.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.