Ölkonzerne

BP setzt für die Zukunft stärker auf Öl und Gas

BP hat nach einem Rekordergebnis angekündigt, mehr in Öl und Gas zu investieren. Zudem soll die Produktion fossiler Brennstoffe nicht so stark heruntergefahren werden wie früher einmal geplant.

BP setzt für die Zukunft stärker auf Öl und Gas

hip London

BP hat ihre Strategie für die Energiewende vor dem Hintergrund des Ukrainekriegs auf den Prüfstand gestellt. Der Shell-Rivale will nun bis 2030 jährlich bis zu 1 Mrd. Dollar mehr in „robuste, qualitativ hochwertige“ Öl- und Gasprojekte investieren. Damit soll der kurzfristigen Nachfrage nach einer sicheren Energieversorgung Rechnung getragen werden. Wie das FTSE-100-Schwergewicht mitteilte, könne der dadurch anfallende zusätzliche Gewinn zur „Stärkung von BP“ und Investitionen in die Transformation des Unternehmens verwendet werden. Bis 2030 soll die Öl- und Gasproduktion im Vergleich zu 2019 nur um 25 % sinken, nicht wie früher angekündigt um bis zu 40 %. „Wir helfen, die Energie zu liefern, die von der Welt heute benötigt wird“, sagte CEO Bernard Looney. „Und gleichzeitig investieren wir diszipliniert in unsere Transformation und die Energiewende, wie die Übernahme von Archaea Energy zeigt.“

Er verwies in einem Bloomberg-TV-Interview auf das „Energie-Trilemma“, das darin bestehe, „dass wir gewiss sauberere Energie brauchen. Gleichzeitig müssen wir sicherstellen, dass die Energieversorgung sicher, verlässlich und bezahlbar ist.“ Um das zu tun, müsse man in das heutige Energiesystem investieren, sagte Looney. Die Wirklichkeit sehe so aus, dass es sich dabei in erster Linie um ein System handele, das auf Öl und Gas aufbaut. Der Ukrainekrieg habe demonstriert wie wichtig Versorgungssicherheit und bezahlbare Preise seien. Deshalb investiere BP mehr in dieses System. Gleichzeitig stecke man mehr Geld in die Energiewende.

Separat veröffentliche Geschäftszahlen zeugen von einem Rekordergebnis für 2022. Zwar blieb das bereinigte Ergebnis von 4,8 (i.V. 4,1) Mrd. Dollar im Schlussquartal unter anderem wegen höherer Steuern etwas unter den Markterwartungen von 5,0 Mrd. Dollar. Dafür war das operative Ergebnis etwas höher. Das Management nutzte den im vergangenen Jahr angefallenen überschüssigen Cashflow von 19 Mrd. Dollar nicht nur für den Abbau der Nettoverschuldung auf 21 (31) Mrd. Dollar. Die Aktionäre dürfen sich über eine Erhöhung der Quartalsdividende um weitere 10 % freuen. Damit liegt sie nun um gut ein Fünftel höher als ein Jahr zuvor. Wenn man das für einen großen Sprung halte, sollte man sich daran erinnern, dass das Unternehmen seine Ausschüttungen in der Pandemie zusammenstrich, sagte der Fondsmanager Steve Clayton von Hargreaves Lansdown. Das neue Niveau bewege sich immer noch um 40 % unter dem im Schlussquartal 2019 erreichten Wert. BP kündigte zudem an, für weitere 2,75 Mrd. Dollar Aktien zurückzukaufen. Damit summieren sich die Aktienrückkäufe aus dem Cashflow von 2022 auf gut 11 Mrd. Dollar. Die linke Denkfabrik IPPR forderte umgehend eine Steuer auf Aktienrückkäufe.

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