Außenhandel

Chinas Exporte verkümmern

Exportweltmeister China sieht trüben Zeiten beim Außenhandel entgegen. Im Dezember sind die Ausfuhren den dritten Monat in Folge geschrumpft. Eine rasche Besserung ist nicht in Sicht, da die Weltwirtschaft weiter abzukühlen scheint und sich eine anhaltende Dämpfung der globalen Nachfrage abzeichnet.

Chinas Exporte verkümmern

nh Schanghai

Chinas Außenhandel verzeichnet weitere Schwungverluste. Dies zeigen die neuen Daten der Pekinger Zollbehörden vom Freitag. Im Dezember fielen die chinesischen Exporte gegenüber der Vorjahresperiode um 9,9% auf 307 Mrd. Dollar und sind auf Dollarbasis nun den dritten Monat in Folge geschrumpft. Nach dem unerwartet scharfen Rückgang um 8,7% im November ist das weitere Abbröckeln der Ausfuhrdynamik aus Sicht der Analysten allerdings keine Überraschung mehr. Vielmehr hatte ihre Konsensschätzung für Dezember ein noch kräftigeres Schrumpfen der Exporte um gut 11% vorweggenommen.

Auch auf der Importseite sieht man erhebliche Schleifspuren: Die Einfuhren im Wert von 288 Mrd. Dollar bedeuten einen Rückgang um 7,5%, nach einem Minus von 10,6% im November. Angesichts der extrem schwachen Konsumentwicklung in den vergangenen Monaten ist auch dies keineswegs eine Überraschung. Zwar hatte sich die chinesische Regierung im Dezember zu einer ruckartigen Aufgabe der sogenannten Null-Covid-Politik entschlossen und mit der Abschaffung von Mobi­litätsrestriktionen, Lockdown-Maßnahmen und laufender Kontaktverfolgung wichtige Konsumhindernisse beseitigt. Allerdings hat die mit der abrupten Lockerung verbundene massive Corona-Infektionswelle die Wirtschaft und den Binnenkonsum stark beeinträchtigt.

Die Experten sind sich weitgehend einig, dass der Ausstieg aus dem extremen Corona-Kontrollregime und ein gestärktes Verbrauchersentiment in den kommenden Monaten zu einer deutlichen Anregung der Binnennachfrage, einem erhöhten Rohstoffverbrauch und damit auch einer Ankurbelung der Importe führen sollten. Was die Performance der Exportwirtschaft angeht, deutet sich allerdings vorerst keine Wende zum Positiven an. Wegen latenter Rezessionsgefahren in führenden Abnehmerländern gehen Ökonomen davon aus, dass die globale Nachfrage nach chinesischen Konsumgütern weiter sinkt. Allein wegen Basiseffekten dürfte sich zumindest für die erste Jahreshälfte 2023 die Schrumpfungstendenz bei den Exporten fortsetzen. Insgesamt gibt es damit geringe Aussichten, dass der chinesische Außenhandel im laufenden Jahr positiv zum Wirtschaftswachstum beitragen wird.

Nach der raschen Erholung vom ersten Pandemieschock im Winter 2020 hatte Chinas Exportindustrie über gut zwei Jahre hinweg mit durchweg zweistelligen Zuwachsraten wesentlich dazu beigetragen, die weltweit zweitgrößte Volkswirtschaft auf Trab zu halten. Selbst die harten Einschnitte durch die restriktive Corona-Nulltoleranzstrategie und damit verbundene Lieferkettenstörungen sowie die aus dem Ukraine-Krieg resultierenden Störungen färbten nur in geringem Maße auf Chinas Exportwirtschaft ab.

Asean nun wichtigster Partner

Seit dem Sommer allerdings macht sich die von hohen Inflationsraten in westlichen Industrieländern ausgehende globale Nachfrageschwäche nun auch in den Orderbüchern der chinesischen Exporteure sukzessive bemerkbar. Dies zeigt sich im deutlichen Rückgang der Ausfuhren in Richtung USA und EU. Hier wurde zuletzt ein Rückgang um 19,5% beziehungsweise um 17,5% verzeichnet. Demgegenüber finden chinesische Exportgüter im südostasiatischen Raum weiter reißenden Absatz und sorgen dafür, dass die Asean-Staaten mittlerweile vor der EU und den USA zu Chinas wichtigstem Handelspartner avanciert sind. Kräftige Zuwächse sieht man überdies im Warenverkehr mit Russland, der volumenmäßig aber nur wenig Einfluss auf das Gesamtbild hat und 2022 auf einen Anteil von 3% am chinesischen Außenhandel kam.

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