Christoph Klenk und Uta Anders

„Dies ist eine Top-Wachstumsstory“

Der Maschinenbauer Krones hat einen großen Auftragsbestand angehäuft. Der Umsatz steigt stark. Trotzdem müssen die Kunden lange auf die bestellten Getränkeabfüllanlagen warten.

„Dies ist eine Top-Wachstumsstory“

mic München

„Die Zahlen sind gut“, sagte Krones-Vorstandschef Christoph Klenk im Gespräch mit der Börsen-Zeitung anlässlich der vorläufigen Ergebnisse 2022. Der Hersteller von Verpackungs- und Getränkeabfüllanlagen steigerte die Ebitda-Marge von 8,1% (ohne Einmaleffekte) auf 8,9%, während 8 bis 9% prognostiziert wurden. Der Umsatz legte, obwohl im Oktober nur 10 bis 12% erwartet worden waren, sogar um 15,8% auf den Rekordwert von 4,2 Mrd. Euro zu (siehe Tabelle).

Seit Anfang November habe man Druck auf den Umsatz gemacht, erklärte Klenk. Die Einschätzung von Finanzvorständin Uta Anders im Gespräch mit der Börsen-Zeitung: „Wir haben ein gutes viertes Quartal hingelegt.“ Man habe die strukturellen Maßnahmen genutzt. Dies sei eine gute Basis für 2023. Die Krones-Aktie, die nahe ihrer Rekordniveaus 2017/2018 notiert, legte im Xetra-Handel 0,5% auf 111,90 Euro zu.

Im laufenden Jahr will Krones die Ebitda-Marge auf 9 bis 10% erhöhen, die Kapitalrendite auf 15 bis 17% steigern und den Umsatz um 8 bis 11% wachsen lassen. Der Auftragseingang werde von 5,8 Mrd. Euro auf 4,8 bis 5 Mrd. Euro sinken, erklärte Klenk ergänzend – ein angesichts eines Rekordauftragsbestands durchaus gewollter Rückgang. Klenks Fazit: „Dies ist aus unserer Sicht noch immer eine Top-Wachstumsstory.“ Krones wächst damit weit über der mittelfristigen Vorgabe, den organischen Umsatz jährlich um 5% zu erhöhen. Außerdem rückt das Ziel eines Umsatzes von mindestens 5 Mrd. Euro im Jahr 2025 schon ein Jahr zuvor in Reichweite.

Elektronikteile fehlen

Klenk räumte allerdings ein, dass die Wachstumsprognose 2023 angesichts eines um 83% auf 3,5 Mrd. Euro gestiegenen Auftragsbestands eher niedrig erscheint. „Tatsächlich sind unsere größte Limitation die Elektrokomponenten“, erklärte er. Dies drückt auf die Dynamik von Krones. Die Chipkrise sei zwar vorbei, aber die Lieferanten hätten einen so gigantischen Auftragsbestand, dass sie diesen kaum abarbeiten könnten, sagte Klenk. Darüber hinaus gebe es höhere Standzeiten der Maschinen, weil wegen fehlender Teile nicht alle Getränkeabfüllanlagen komplett ausgerüstet werden könnten. Im vierten Quartal habe man ein Umsatzniveau erreicht, das man aller Voraussicht nach für die ersten beiden Quartale hinbekommen werde. Es betrug 1,16 Mrd. Euro.

Die aktuellen Lieferzeiten bezifferte Klenk auf 70 bis 80 Wochen. Die Wettbewerber seien nicht ganz so stark gewachsen und könnten mit etwas besseren Lieferzeiten punkten.

Drei Faktoren sind laut Klenk ausschlaggebend dafür, dass Krones die Ebitda-Rendite im laufenden Jahr steigern und im Jahr 2025 auf 10 bis 13% erhöhen kann. Erstens halte man am richtigen Preisniveau fest. Aktuell seien zwar keine weiteren Preiserhöhungen im Neumaschinengeschäft geplant. Aber Krones werde Ende März prüfen, ob man zum 1. April oder 1. Mai eine weitere Preiserhöhung brauche. Die Anhebung aus dem August 2021 habe sich im vierten Quartal vergangenen Jahres erstmals im Umsatz gezeigt, die Erhöhung im April 2022 werde sich zum ersten Mal im kommenden dritten Quartal im Umsatz zeigen.

Attraktive Innovationen werden aus Sicht von Klenk ebenfalls margensteigernd wirken. Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung (F&E) sollten daher – zweitens – im laufenden Jahr um 20 Mill. Euro erhöht werden. Auf dem Kapitalmarkttag im vergangenen September hatte Krones erklärt, die F&E-Ausgaben bis zum Jahr 2025 ausgehend von 174 Mill. Euro im Jahr 2021 um 40% steigern zu wollen.

Neue Standorte möglich

Drittens: Es müssen aus Sicht von Klenk auch die Performanceprogramme dazu beitragen, die Rendite zu erhöhen. „Wir sehen erstmals die Ganzjahreseffekte der Themen, die wir eingeleitet haben“, sagte Klenk. Die Personalkostenquote von 29,8%, die im vergangenen Jahr erreicht worden ist, gelte als Zielvorstellung. Die Größenordnung von 30% brauche man, um erfolgreich zu sein. Darüber hinaus komme die Internationalisierung des Footprint gut voran, erklärte Klenk. Er sagte, die Fabrikation jenseits Deutschlands solle von knapp 20% bis zum Jahr 2025 zwar nicht auf 50%, aber auf 25 bis 30% ausgebaut werden. Man sei gut unterwegs in Richtung 30%. Krones überlege, weitere Standorte hinzuzunehmen. In China stößt Krones an eine Kapazitätsgrenze mit der aktuellen Produktion.

Im vergangenen Jahr steigerte Krones den Free Cashflow um 82% auf 371 Mill. Euro. Er sei vom hohen Auftragseingang und den damit verbundenen Kundenanzahlungen beeinflusst gewesen, erklärte das Management. Das Working Capital macht nur noch 19,0% statt 24,8% des Umsatzes aus, so dass die Kapitalrendite auf 14,1% emporschoss und die anvisierte Bandbreite von 10 bis 12% übertroffen wurde. Der Überschuss kletterte um ein Drittel auf 187 Mill. Euro. Krones veröffentlicht den Geschäftsbericht am 23. März.

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