E-Commerce

JD.com stellt verhaltene Prognose

Der chinesische Onlinehandelsriese JD.com verschreckt die Anleger mit Prognosen für eine verhaltene Konsumerholung in China, die eine stagnierende Umsatzentwicklung im E-Commerce erwarten lassen.

JD.com stellt verhaltene Prognose

nh Schanghai

Chinas zweitgrößter E-Commerce-Betreiber JD.com be­reitet den Anlegern mit einem sehr verhaltenen Ausblick zum Erlöswachstum und den Erholungsperspektiven des chinesischen Konsums in den kommenden Monaten eine negative Überraschung, die sich in einem neuerlichen Kurseinbruch der Aktie entlädt. An der Hongkonger Börse fielen JD.com im Freitagshandel um 11,5% auf 158,7 HK-Dollar zurück und liegen nun auf dem niedrigsten Niveau seit dem dramatischen Absturz von chinesischen Tech-Aktien im Oktober 2022. JD.com hatte bei ihrer jüngsten Zahlenvorlage am Donnerstagabend einen Anstieg des Konzernumsatzes im vierten Quartal um 7,1% auf 295 Mrd. Yuan (gut 40 Mrd. Euro) ausgewiesen und die Konsensschätzung der Analysten damit nur relativ knapp verfehlt. Allerdings zeigt sich, dass die Erlöse aus dem Onlinehandelskerngeschäft nach der spontanen Abschaffung der chinesischen Null-Covid-Politik Anfang Dezember noch nicht fühlbar angeschoben wurden und auch in den kommenden Monaten keine entscheidende Belebung zu erwarten ist.

Wie CEO  Xu Lei konzedierte, dürfte es eine längere Zeit brauchen, bis sich die sich seit Februar deutlicher abzeichnende Konjunkturerholung in China und etwaige Stimulusmaßnahmen der Regierung auf die Einkommensentwicklung positiv auswirken und damit auch die Konsumgüternachfrage anregen. Angesichts dieses Szenarios rechnet JD.com für das laufende erste Quartal mit einem stagnierenden Umsatztrend, der den Erwartungen der Anleger zuwiderläuft. Mittlerweile zeichnet sich immer deutlicher ab, dass es den großen Tech-Konzernen in China und insbesondere den führenden E-Commerce-Adressen Alibaba, JD.com und Pinduoduo nicht gelingen wird, auch nur annähernd an die Wachstumsdynamik der vergangenen Jahre anzuknüpfen.

Bei JD.com vergleicht sich das Erlöswachstum im vierten Quartal von 7% mit einem Anstieg von gut 23% in der Vorjahresperiode. Der Erzrivale Alibaba kam im Schlussquartal nur noch auf 2% Umsatzplus. Ertragsseitig schnitt JD.com im Schlussquartal mit einem Gewinn über 3 Mrd. Yuan, dem im Vergleichsquartal ein Verlust über 5,2 Mrd. Yuan gegenüberstand, zwar besser als von den Experten erwartet ab, doch wachsen die Befürchtungen, dass JD.com zur Verteidigung von Marktanteilen gegenüber dem aggressiven Wettbewerber Pinduoduo bereit ist, sich auf eine intensive Preisschlacht einzulassen. CEO Xu versichert nun, dass eine von JD.com im Februar lancierte und auf Preissubventionierungstaktiken bauende Marketingoffensive auf kontrolliertem Niveau gehalten werden soll und nur „begrenzte Auswirkung“ auf die Margen im Kerngeschäft haben dürfte.

Chinesische Tech-Aktien hatten im November und Dezember im Zuge der Aussichten auf ein Revirement des chinesischen Corona-Kontrollregimes eine gewaltige Rally hingelegt, die sich im neuen Jahr unter anderem wegen der unsicheren Konjunkturdynamik im Zuge der Wiederöffnung der chinesischen Wirtschaft nicht weiter fortsetzen konnte.

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