Containerschifffahrt

Ocean-Chef Clerc übernimmt Ruder bei Mærsk

Beim Transport- und Logistikkonzern A.P. Møller-Mærsk übernimmt Anfang kommenden Jahres Vincent Clerc das Ruder als Vorstandschef. Der CEO des Kernsegments Ocean & Logistics folgt auf Søren Skou.

Ocean-Chef Clerc übernimmt Ruder bei Mærsk

Von Carsten Steevens, Hamburg

Der dänische Transport- und Logistikkonzern A.P. Møller-Mærsk steht vor einem Führungswechsel. Wie das in Kopenhagen ansässige Unternehmen am Montag bekannt gab, übernimmt Vincent Clerc am 1. Januar 2023 die CEO-Position von Søren Skou. Der Konzern, der die weltweit zweitgrößte Containerreederei betreibt, hat die Nachfolge intern geregelt: Clerc, seit 1997 für das Unternehmen tätig, führt seit Ende 2019 als CEO das Kernsegment Ocean Logistics.

Wechsel nach Rekordjahr

Der 50 Jahre alte Schweizer rückt nach einem Geschäftsjahr an die Spitze, in dem A.P. Møller-Mærsk wie andere Unternehmen der Linienschifffahrt Rekordgewinne einfahren wird. Allerdings stehen die Zeichen in der Branche mit dem Abflauen der Sonderkonjunktur im Verlauf der Corona-Pandemie auf Abschwung.

Der Rückgang der weltweiten Containernachfrage werde in diesem Jahr mit 2 bis 4% stärker ausfallen als zuvor angenommen, revidierte Mærsk im November den Ausblick nach der „Peak Season“ der Reedereien. Konzernchef Skou stellte fest, dass die Frachtraten „ihren Höchststand gesehen“ hätten und bei sinkender Nachfrage und nachlassender Überlastung der Lieferketten eine Normalisierung eingesetzt habe. Infolge noch deutlich höherer Frachtraten im Vorjahresvergleich erwartet Mærsk für das Geschäftsjahr aber mit rund 37 Mrd. bzw. 31 Mrd. Dollar operative Ergebnisse vor und nach Abschreibungen auf historischen Höchstständen.

Für sein Ausscheiden als CEO hat Skou, der künftig auf nicht geschäftsführender Ebene arbeiten und mehr Zeit für seine Familie sowie andere Interessen aufwenden will, offenbar einen guten Zeitpunkt gewählt. Als amtsmüde sehen Konzernkenner den bodenständig, verbindlich und bescheiden auftretenden Vorstandschef nicht an. Der 58-Jährige, der seit fast vier Jahrzehnten für den Konzern arbeitet und 2016 nach verschiedenen anderen leitenden Aufgaben den Chefposten mit dem Auftrag übernommen hatte, Mærsk von einem diversifizierten Konglomerat in ein integriertes Logistikunternehmen mit neuen Wachstumsaussichten zu wandeln, erklärte, das Unternehmen habe sich in den vergangenen Jahren sehr gut entwickelt. „Wir waren finanziell noch nie so stark und wir haben einen inspirierenden und visionären Plan für die Fortsetzung unserer globalen Integratorstrategie.“

Unter Führung von Clerc, der verheiratet und zweifacher Vater ist, dürfte es dem Konzern vor allem darum gehen, über das Seefrachtgeschäft und den Hinterlandverkehr hinaus Kunden für die Aktivitäten in den Bereichen Lager und Distribution, logistische Unterstützung und Luftfracht zu gewinnen und vor dem Hintergrund einer erwarteten Rezession das „Cross Selling“ zu verstärken.

Verwaltungsratschef Robert Uggla erklärte, der starke Rückenwind, der den Supply-Chain-Industrien während der Pandemie zugutegekommen sei, neige sich dem Ende zu. In Anbetracht zunehmend herausfordernder Bedingungen sei man im Board der Ansicht, dass Clerc über die richtigen Erfahrungen und Fähigkeiten als CEO verfüge, um die strategische und organisatorische Entwicklung von Mærsk in den kommenden Jahren voranzutreiben.

Dem bisherigen Konzernchef Skou dankte Uggla für „beeindruckende Ergebnisse“ unter seiner „geschätzten Führung“. Skou sei als CEO maßgeblich an der „Neudefinition von Mærsk zu einem kundenorientierten End-to-End-Logistikanbieter mit einer globalen Führungsposition bei nachhaltigen Transportlösungen“ beteiligt.

Aktie gibt nach

An der Kopenhagener Börse gab die Mærsk-Aktie am Montag um bis zu 3,3% auf 14435 dkr nach. Die britische Bank Barclays ließ ihre Anlageempfehlung für das Papier des Hapag-Lloyd-Rivalen anlässlich des angekündigten Führungswechsels mit „Untergewichten“ und einem Kursziel von 12450 dkr unverändert. Die Ablösung von Skou durch Clerc sollte an sich nicht überraschen und keinen wesentlichen Strategiewechsel nach sich ziehen. Überraschend sei hingegen der Zeitpunkt der Mitteilung. Der Markt könne diese Nachricht in einem schwierigen Marktumfeld negativ aufnehmen.

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