Internetkonzern

Tencent quält sich zu Wachstum

Der chinesische Internetkonzern Tencent schneidet im Schlussquartal 2022 besser als erwartet ab, kommt aber nur auf schleppendes Wachstum. Neue Impulse erhofft man sich durch KI-Anwendungen.

Tencent quält sich zu Wachstum

nh Schanghai

Chinas führender Onlinespiele-Anbieter und Social-Media-Betreiber Tencent Holdings zeigt nach Quartalen mit rückläufiger Umsatzentwicklung aufstrebende Form, ist aber weit davon entfernt, an vormals gewohntes zweistelliges Wachstum anzuknüpfen. Tencent war im vergangenen Jahr von einer durch Chinas Null-Covid-Politik schwer beeinträchtigten Konsumkonjunktur und einem schwächeren Werbeaufkommen auf der Internetplattform zurückgeworfen worden. Gleichzeitig machte sich die chinesische Regulierungskampagne gegenüber führenden Tech-Unternehmen vor allem mit Behinderungen im Bereich der Verbreitung von Onlinespielen (Gaming) bemerkbar.

Für das Schlussquartal 2022 weist Tencent einen mageren Anstieg der Erlöse um 0,5 % auf 145 Mrd. Yuan aus, liegt damit aber leicht über den Erwartungen der Analysten, die mit einem Nulltrend gerechnet hatten. Für das Gesamtjahr 2022 weist Tencent allerdings erstmals in der Konzerngeschichte einen wenn auch geringen Umsatzrückgang aus. So schrumpften die Erlöse um 1 % auf gut 554 Mrd. Yuan.

Ertragsseitig kann Tencent unter anderem infolge einer im vergangenen Jahr gestarteten Kostensenkungsoffensive auf gestiegene operative Ergebnisse und anziehende Margen verweisen. Im vierten Quartal zog der Gewinn nach Steuern um 12 % auf 106,9 Mrd. Yuan an. Dabei sind allerdings Sondergewinne aus der Veräußerung von Anteilen am chinesischen Internetdienstleister und Essenslieferer Meituan wirksam geworden.

Im Gesamtjahr 2022 fiel der Konzerngewinn um 16 % auf 188,2 Mrd. Yuan. Der Rückgang hält sich allerdings in wesentlich engeren Grenzen als von den Experten erwartet. Deren Konsensschätzung war auf einen Gewinn in Höhe von 114 Mrd. Yuan hinausgelaufen. Die Zahlen dürften auf positive Resonanz bei den Marktteilnehmern stoßen. Da sie erst nach Börsenschluss in Hongkong verbreitet wurden, sah man am Mittwoch zwar noch keine direkte Reaktion. Allerdings zog die Aktie des in Amsterdam notierten Beteiligungsvehikels Prosus, in das Tencent-Großaktionär Naspers Anteile eingebracht hat, am Mittwoch nach der Ergebnisvorlage um knapp 3 % an.

Nachdem die chinesische Regierung im Dezember die Corona-Res­triktionspolitik schlagartig beendet hat und Bereitschaft zeigt, die Tech-Kampagne zurückzufahren, hofft Tencent, bei den wichtigsten beiden Konzernstandbeinen Gaming und Social Media wieder auf höhere Umdrehungen zu kommen. Die Aussichten für eine Rückkehr zu hohen zweistelligen Wachstumsraten, wie man sie vor der Pandemie bei Tencent und anderen führenden Tech-Konzernen wie Alibaba gewohnt war, sind allerdings denkbar gering.

Tencent-Gründer und Chairman Pony Ma betonte am Mittwoch im Presse-Call, dass man sich auf die Vitalisierung der Kerngeschäfte konzentrieren wolle und nicht länger versuche, in möglichst vielen Ausschnitten des Onlinedienste-Geschäfts mitzuspielen. Nachdem sich das Anzeigengeschäft auf der Tencent-Plattform Wechat bereits im vierten Quartal erholt hat, rechnet Ma im Zuge der nun einsetzenden Konjunkturbelebung mit neuen Impulsen. Diese erhofft man sich auch aus der verstärkten Einbringung von künstlicher Intelligenz (KI) in den Diensten. Dabei arbeitet Tencent an der Eigenentwicklung von mit ChatGPT vergleichbaren Textgeneratordiensten beziehungsweise einem „Hunyuan“ genannten Chatbot.

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