Autoindustrie

Volkswagen und Ford geben Argo AI auf

Volkswagen und Ford haben ihre vor drei Jahren initiierte Kooperation zur Entwicklung autonomer Fahrfunktionen aufgegeben. Der Rückzug vom Softwareentwickler Argo AI verursacht hohe Abschreibungen.

Volkswagen und Ford geben Argo AI auf

ste Hamburg

Der Volkswagen-Konzern und der US-Autobauer Ford ziehen sich aus dem auf Softwareplattformen für autonomes Fahren spezialisierten Unternehmen Argo AI zurück und geben damit ein im Sommer 2019 angekündigtes Gemeinschaftsprojekt auf. Man werde nicht weiter in Argo AI investieren, teilte das Wolfsburger Mehrmarkenunternehmen am Mittwochabend mit.

Ford hatte ebenfalls am Mittwoch nach Börsenhandelsschluss über den Schritt informiert und mitgeteilt, im Zuge des Rückzugs eine Abschreibung von 2,7 Mrd. Dollar und einen Nettoverlust von 827 Mill. Dollar im dritten Geschäftsjahresquartal verbucht zu haben. VW legt am Freitag die Bilanz zum dritten Quartal vor, in der ebenfalls Belastungen im Zusammenhang mit dem Argo AI-Engagement berücksichtigt sein dürften. Bei Verkündung der Kooperation war verlautbart worden, dass Europas größter Autobauer einschließlich der Einbringung der mit 1,6 Mrd. Dollar bewerteten Tochtergesellschaft Autonomous Intelligent Driving (AID) 2,6 Mrd. Dollar an Bar- und Sacheinlagen in den Softwareentwickler investiert und zudem Anteile von Ford an dem US-Start-up von 500 Mill. Dollar kauft.

Die beiden Kooperationspartner, die an ihrer Allianz bei leichten Nutzfahrzeugen und der Nutzung der E-Mobilitäts-Plattform MEB von VW durch Ford für neue Elektroautos in Europa festhalten, waren bislang mit jeweils 40% an der durch die Transaktion mit 7 Mrd. Dollar bewerteten Argo AI beteiligt, während das Argo-Management um Gründer Bryan Salesky die restlichen Anteile hielt. VW und Ford hatten mit ihren damaligen Vorstandsvorsitzenden Herbert Diess und Jim Hackett die Zusammenarbeit in der Entwicklung selbstfahrender Fahrzeuge mit dem Ziel vereinbart, das Self-Driving-System (SDS) von Argo unabhängig voneinander nutzen, um die jeweiligen Mobilitätsdienste auszubauen.

Die Zusammenarbeit der Autobauer mit Argo AI sollte Leistungsfähigkeit, Skaleneffekte und geografische Reichweite auf dem Gebiet des autonomen Fahrens vergrößern. Ford hoffte auf den schnellen Einsatz von autonom fahrenden Fahrzeugen, entschied sich dann aber – unzufrieden mit den Fortschritten bei der Entwicklung der Level-4-Funktionen – zum Rückzug von Argo. „Es ist sehr deutlich geworden, dass rentable, vollautonome Fahrzeuge in großem Maßstab noch weit entfernt sind“, so Ford-Finanzchef John Lawler. Der Softwareentwickler, der abgewickelt wird, habe es nicht geschafft, neue Investoren zu gewinnen.

Anstatt in Argo-Systeme will Ford nun in selbstentwickelte Level 2+- und Level-3-Technologien investieren. VW er­klärte, die Transportersparte VW Nutzfahrzeuge werde die Kooperation zur Entwicklung der Technik für seine autonom fahrenden Mobilitätsflotten mit einem anderen Partner ausbauen. Dieser werde in Kürze bekannt gegeben. VW bekräftigte das Ziel der Transportersparte beim autonomen Fahren: Von 2025 an sollen Robotaxis über die Mobilitätstochter Moia in Hamburg 2025 an den Start gehen.

Aus Konzernkreisen verlautete, dass es sich bei dem Partner um die Intel-Tochter Mobileye handeln dürfte, die nach einem Ausgabepreis von 21 Dollar je Aktie an diesem Mittwoch an der US-Technologiebörse Nasdaq debütierte und dabei mit 16,7 Mrd. Dollar bewertet wurde. Mit dem israelischen Spezialisten für selbstfahrende Fahrzeuge arbeitet die Software-Tochter Cariad des Wolfsburger Konzerns bereits zusammen. Funktionen für das hochautomatisierte und autonome Fahren für die Pkw-Marken des Konzerns soll Cariad zusammen mit Horizon Robotics in China und mit Bosch in anderen Marktregionen entwickeln.

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