Konjunktur

Auftrags­stau in der Industrie nimmt ab

Bereits den dritten Monat in Folge sinken die Auftragsbestände der deutschen Industrie. Sie befinden sich jedoch weiter auf einem hohen Niveau – was für die Unternehmen durchaus etwas Gutes hat.

Auftrags­stau in der Industrie nimmt ab

mpi Frankfurt

Der Auftragsstau in der deutschen Industrie wird infolge der nachlassenden Lieferkettenprobleme langsam kleiner. Den dritten Monat nacheinander sanken die Auftragsbestände, wie das Statistische Bundesamt am Montag mitteilte. Im Januar lagen sie um 0,5% niedriger als noch im Dezember. Insbesondere die Rückgänge im Maschinenbau und im Wirtschaftszweig „sonstiger Fahrzeugbau“, zu dem unter anderem der Schiffbau, der Schienenfahrzeugbau und der Luft- und Raumfahrzeugbau zählen, trugen zu dieser Entwicklung bei. In der Automobilbranche hingegen nahmen die Bestände zu. Die offenen Aufträge für die deutsche Industrie aus dem Inland blieben Anfang 2023 konstant, während der Bestand an Bestellungen aus dem Ausland um 0,8% gesunken ist.

Der Auftragsbestand befindet sich insgesamt weiterhin auf einem sehr hohen Niveau. Gemessen am Vorjahresmonat lag er zu Jahresbeginn immer noch um 1,2% höher. Im Vergleich zum Januar 2020 – kurz vor dem Beginn der Corona-Pandemie – sind die Auftragsbücher sogar um 28,7% dicker. Lockdowns und weitere Restriktionen zur Eindämmung des Virus führten insbesondere in der Zeit von Mitte 2021 bis Mitte 2022 zu Problemen in den globalen Lieferketten und ließen den Auftragsbestand stark anwachsen. Auch nach den jüngsten Rückgängen brauchen die deutschen Unternehmen bei gleichbleibenden Umsätzen und ohne Berücksichtigung neuer Aufträge weiterhin 7,4 Monate, um die Bestände abzubauen. Bei Herstellern von Investitionsgütern ist die Reichweite der Auftragsbestände besonders groß. Sie stieg zu Jahresbeginn sogar leicht von 10,6 auf 10,7 Monate an.

Materialengpässe verbreitet

Die Zahl der Unternehmen, die mit Materialengpässen zu kämpfen haben, ist laut einer Umfrage des Münchner Ifo-Instituts zwar im Februar auf den niedrigsten Stand seit knapp zwei Jahren gefallen, doch sind die Probleme in der Industrie nach wie vor weit verbreitet. 45,4% der befragten Unternehmen gaben an, dass sie unter einem Materialmangel leiden. Besonders ausgeprägt waren die Probleme in der Automobilindustrie, dem Maschinenbau und bei Herstellern von Datenverarbeitungsgeräten.

Der Auftragsstau hat für die Unternehmen jedoch auch sein Gutes. Angesichts der abkühlenden Konjunktur erwarten Volkswirte in den kommenden Monaten ein eher maues Neugeschäft. Die vollen Auftragsbücher dürften die Produktion der Industrie jedoch stützen.