Geldpolitik

BIZ relativiert drohende Notenbankverluste

Rund um den Globus haben zuletzt Zentralbanken über Verluste berichtet oder diese in Aussicht gestellt. Das hat teilweise Sorgen um die Handlungsfähigkeit und die Unabhängigkeit der Geldpolitik geschürt. Die Zentralbank der Zentralbanken beschwichtigt.

BIZ relativiert drohende Notenbankverluste

Den Notenbanken weltweit drohen nach Einschätzung der Zentralbank der Zentralbanken BIZ teils erhebliche Verluste infolge der beispiellosen Anleihekäufe der Krisenjahre und der jüngsten raschen Zinswende. Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) sieht dadurch aber nicht die Fähigkeit der Notenbanken eingeschränkt, ihre Mandate zu erfüllen, wie sie in einer am Dienstag veröffentlichten Analyse schreibt. Entscheidend sei jetzt, dass die Notenbanken gut kommunizierten und die Staaten etwaige Verluste nicht für Angriffe auf die Notenbanken nutzten. Allenfalls in Extremsituationen könne es zu Problemen für die Zentralbanken und die Währungen kommen.

Rund um den Globus haben zuletzt Zentralbanken über Verluste berichtet oder diese in Aussicht gestellt – darunter die US-Notenbank Fed, die Bank of England und im Euroraum etwa die Zentralbanken in den Niederlanden und in Belgien. Anfang Januar hatte die Schweizerische Nationalbank (SNB) für 2022 sogar einen Rekord-Jahresverlust von 132 Mrd. sfr (rund 134 Mrd. Euro) in Aussicht gestellt (vgl. BZ vom 9. Ja­nuar). Die Bundesbank legt am 1.  März ihren Geschäftsbericht für 2022 vor. Laut Bundesbankpräsident Joachim Nagel wird sich der Verlust 2022 noch in Grenzen halten. In den Folgejahren seien dann aber deutlichere Verluste zu erwarten (siehe Interview auf Seite 7).

Hintergrund sind die geldpolitischen Maßnahmen der Krisenjahre. So hat etwa die EZB zur Ankurbelung der Konjunktur und zur Abmilderung der Folgen der Corona-Pandemie in den vergangenen Jahren massive Staatsanleihen- und Unternehmensanleihen-Kaufprogramme aufgelegt. Die billionenschweren Bestände an Bonds werfen derzeit aber nur geringe Zinsen ab. Auf der anderen Seite muss die EZB im Zuge der Zinswende den Geschäftsbanken nun wieder kräftig Zinsen zahlen für deren Einlagen bei der Notenbank.

Die BIZ geht nun davon aus, dass weitere Zentralbanken Verluste ausweisen dürften. „In einigen Fällen und je nach Rechnungslegungsansatz sind die Verluste beträchtlich und können zu einem negativen Eigenkapital führen.“ Die Autoren betonen aber zugleich, dass die Zentralbanken anders als private Banken nicht profitorientiert seien und notfalls sogar mit negativem Eigenkapital operieren könnten.

Die Zentralbanken sollten nicht an Gewinnen oder Verlusten, sondern daran gemessen werden, ob sie ihre Mandate erfüllen – also vor allem für Preisstabilität sorgen. Die Verluste schränkten diese Fähigkeit nicht ein. „Mehrere Zentralbanken haben negatives Eigenkapital verzeichnet und doch ihre Ziele voll erfüllen können“, heißt es in der Analyse. Beispielsweise hätten die Zentralbanken von Chile, der Tschechischen Republik, von Israel und Mexiko jahrelang negatives Eigenkapital gehabt und trotzdem ihre Aufgaben vollends erfüllt.

Um politische Angriffe abzuwehren, sollten Zentralbanken in ihrer Kommunikation deutlich machen, dass die geldpolitischen Schritte, die zu den Verlusten geführt haben, dazu dienten, die Preisstabilität zu sichern und das Wirtschaftswachstum anzuschieben. Aber auch die Politik trage eine wichtige Verantwortung: „Entscheidend ist, dass Episoden von negativem Eigenkapital oder Rekapitalisierung seitens der Regierungen nicht als Gelegenheit gesehen werden, Druck auf die Art und Weise auszuüben, wie die Zentralbank ihre Aufgaben wahrnimmt.“ Die Anteilseigener sollten anerkennen, dass der Stabilitätsauftrag Vorrang habe.

Entsprechend warnt die BIZ: Sollte die Konjunkturpolitik versagen und es dem Staat an Glaubwürdigkeit mangeln, könnten die Verluste die Unabhängigkeit der Notenbank gefährden und sogar zum Zusammenbruch der Währung führen. Dies wäre allerdings ein Extremfall.

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