Trotz Pandemie

Britischer Häusermarkt im Aufwind

Geht es nach dem börsennotierten Makler Savills, werden die britischen Wohnimmobilienpreise trotz aller Unsicherheit rund um die Pandemie und den britischen EU-Austritt bis 2025 um ein Fünftel steigen. „2021 wird ein komplexes und unregelmäßiges...

Britischer Häusermarkt im Aufwind

hip London

Geht es nach dem börsennotierten Makler Savills, werden die britischen Wohnimmobilienpreise trotz aller Unsicherheit rund um die Pandemie und den britischen EU-Austritt bis 2025 um ein Fünftel steigen. „2021 wird ein komplexes und unregelmäßiges Jahr, in dem zu unterschiedlichen Zeiten miteinander konkurrierende Kräfte auf den Häusermarkt wirken werden“, sagt Lucian Cook, der bei Savills für die Marktforschung zu Wohnimmobilien verantwortlich zeichnet. „Aber seit Jahresbeginn hat sich der Ausblick durch die Geschwindigkeit des Impfprogramms, die erwartete Lockerung der Vorschriften zur sozialen Distanzierung und die staatlichen Unterstützungsmaßnahmen für den Arbeitsmarkt und den Immobilienmarkt verbessert.“ Im Haushaltsentwurf von Schatzkanzler Ri­shi Sunak war unter anderem enthalten, dass die Stempelsteuer für Transaktionen am Häusermarkt bis Ende Juni ausgesetzt bleibt.

Savills erwartet nun im laufenden Jahr einen Preisanstieg von 4%. Zuvor war der Makler davon ausgegangen, dass der Markt stagniert. Bis Ende 2025 soll sich das Wachstum auf 21,1% summieren. In Londons Premiumsegment soll es sich auf zusammengerechnet 21,6% belaufen. Dort waren die Preise vom zuletzt erreichten Hoch um ein Fünftel eingeknickt. Noch stärker dürften sich Eigenheime Savills zufolge in Yorkshire und im Nordwesten Englands verteuern – um annähernd 30 %. Nachdem sich der Trend zum Homeoffice verfestigt hat, ist auch die Nachfrage nach Häusern in ländlichen Gebieten gestiegen.

Für London insgesamt rechnet das Unternehmen dagegen lediglich mit einem Preisanstieg von 12,6 % bis Ende 2025. Der Hypothekenanbieter Nationwide ermittelte für Februar einen Anstieg der Häuserpreise um 6,9 % im Vergleich zum Vorjahresmonat. Im Januar hatte er noch bei 6,4 % gelegen. „Als direkte Folge der Pandemie haben sich die Wohnbedürfnisse vieler Menschen verändert“, sagt Nationwide-Chefvolkswirt Robert Gardner. „Viele entscheiden sich trotz des scharfen wirtschaftlichen Abschwungs und der ungewissen Aussichten für einen Umzug an weniger dicht besiedelte Orte.“ Er geht davon aus, dass der Häusermarkt an Schwung verlieren wird, sollte sich die Situation am Arbeitsmarkt in den kommenden Monaten eintrüben.

Auch zum Londoner Mietwohnungsmarkt gibt es optimistische Stimmen: „Trotz der Ängste, dass sich der Brexit auf Großbritannien und den Status von London als globaler Metropole auswirken könnte, liegt die Zahl der Studienanfänger aus Asien nun deutlich höher als die Zahl der Studierenden aus allen EU-Ländern zusammen“, sagt Andrew Weir, CEO des Immobilienberaters London Central Portfolio, unter Berufung auf Daten für 2019/20. „Großbritanniens Status als sicherer Hafen und seine diverse, liberale Kultur haben ausländische Studierende angezogen, die zuvor in die Vereinigten Staaten gegangen wären.“ Wenn die internationalen Reisebeschränkungen erst einmal aufgehoben werden, erwartet Weir eine „wesentliche Erholung“ des Mietwohnungsmarkts im Herzen der britischen Metropole.