Einkaufsmanagerindizes

China: Dunkle Wolken am Konjunktur­horizont

Die chinesische Wirtschaft kommt immer weiter von ihrem Stabilisierungskurs ab. Die Einkaufsmanagerindizes in der Industrie und besonders im Dienstleistungssektor tauchen ab.

China: Dunkle Wolken am Konjunktur­horizont

nh Schanghai

In China verfliegen die letzten Hoffnungen, dass die Wirtschaft trotz der Belastungen aus einer Omikron-Welle des Coronavirus in Großstädten und der vom Ukraine-Krieg ausgelösten Unsicherheiten auf einem Stabilisierungskurs gehalten werden kann. Sowohl im verarbeitenden Gewerbe wie auch im Dienstleistungssektor hat sich im März die Stimmung merklich eingetrübt, wobei Beeinträchtigungen aus kürzlich neu verhängten Lockdown-Maßnahmen in Großstädten wie Schanghai dabei nur partiell eingeflossen sind.

Die am Mittwoch eingelaufenen offiziellen Einkaufsmanagerdaten zeugen vom Ernst der Situation. Im Industriebereich fiel der Purchasing Manager Index (PMI) des chinesischen Statistikbüros mit einem Rückgang von 50,2 auf 49,5 Punkte wieder unter die Expansionsschwelle bei 50 Zählern zurück, so dass man von einer Schrumpfung der Industrieproduktion im Vergleich zum Februar ausgehen kann. Prägnanter noch ist die Entwicklung im Dienstleistungssektor, der nach der Systematik des Statistikbüros das chinesische Baugewerbe einschließt. Hier sah man einen Rückgang von 51,6 auf 48,4 Punkte, was einem regelrechten Einbruch gleichkommt. Chinas Dienste-PMI pflegt nämlich nur in Sonder­situationen deutlich unter die 50-Punk­te-Marke zu gehen.

Chinesische Analysten messen dem parallelen Abstieg der beiden Stimmungsindikatoren eine ernüchternde Signalfunktion für den chinesischen Konjunkturtrend bei und befürchten anhaltende Dynamikverluste in den kommenden Monaten. Eine Konstellation, bei der beide Sektor-PMIs in einem Monat unterhalb der Expansionsschwelle liegen, hatte man zuletzt im Februar 2020 gesehen, also just dem Zeitpunkt, da China vom ersten Corona-Ausbruch in der Stadt Wuhan betroffen war und landesweit harte Lockdown-Maßnahmen ergriff.

Tatsächlich ist auch der sogenannte Composite PMI des Statistikbüros, der die Entwicklung der beiden Sektoren zusammenfasst, mit einem Rückgang im März von 51,2 auf 48,8 Punkte nun auf dem niedrigsten Niveau seit dem anfänglichen Pandemieschock in China. Damals war das Barometer freilich wesentlich dramatischer auf ein Allzeittief von 28,9 Punkten abgesackt.

KMU in der Bredouille

Am Freitag wird das Bild noch durch die private monatliche Einkaufsmanagererhebung Caixin PMI Manufacturing ergänzt. Im Zweifelsfall dürfte hierbei noch eine heftigere Stimmungseintrübung abgebildet werden, weil der Caixin vor allem die Entwicklung im Privatsektor und damit bei kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) abbildet. Diese werden nach bisherigen Erfahrungen von den Belastungen aus steigenden Rohstoffpreisen und verschärften Lockdown- und Restriktionsmaßnahmen besonders stark getroffen und verfügen über geringere Kapitalpuffer zur Überbrückung von schwierigen Situationen.

Zwar zeigt die chinesische Regierung Bereitschaft, mit fiskalischen Programmen und Kreditanregungsmaßnahmen auf die Problematik im KMU-Sektor zu antworten. Bislang allerdings sind entsprechende Impulse eher dazu geeignet, Härtefälle zu vermeiden, als zu einer Anregung des Wirtschaftsvertrauens auf breiter Front beizutragen.

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