Außenhandel

China überrascht mit Exportbelebung

Sorgen über einen Einbruch des chinesischen Außenhandels wegen Corona-Restriktionen erweisen sich als verfrüht. Im Mai haben sich insbesondere die chinesischen Exporte wieder kräftig erholt. Allerdings drohen dem Exportweltmeister neuerliche Schwungverluste.

China überrascht mit Exportbelebung

nh Schanghai –

Chinas globale Ausfuhren haben nach einem deutlichen Rücksetzer im April rasch wieder zur gewohnten zweistelligen Wachstumsdynamik zurückgefunden. Dies zeigen die jüngsten Außenhandelsdaten der Pekinger Zollbehörden vom Donnerstag. Im Mai kletterten die chinesischen Exporte gegenüber dem Vorjahresmonat um 16,9% auf 308 Mrd. Dollar, während die Konsensschätzung der China-Ökonomen einen verhalteneren Anstieg um höchstens 8% vorhergesagt hatte. Auch auf der Importseite nehmen sich die Mai-Daten besser als erwartet aus. Hier sah man einen Zuwachs um 4,1% auf 229,5 Mrd. Dollar, der damit ebenfalls doppelt so hoch wie erwartet ausfiel. Unter dem Strich stellt sich auch der monatliche Handelsüberschuss mit 78,8 Mrd. Dollar nach zuvor 51,1 Mrd. Dollar im April wieder deutlich höher dar.

Magere Perspektiven

Nachdem Chinas Außenhandelsperformance im vergangenen Jahr äußerst kräftig zum Wachstum der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft beigetragen hatte, sind die Aussichten in diesem Jahr wesentlich verhaltener. Zum einen ist damit zu rechnen, dass die Folgen des Ukra­ine-Krieges und dabei insbesondere die hohe Inflation in den USA und anderen westlichen Ländern die globale Nachfrage nach chinesischen Konsumgütern hemmt. Zum anderen befürchten die Experten, dass ausufernde Corona-Restriktionen im Zuge der chinesischen „Nulltoleranzpolitik“ (Zero Covid Strategy) neue Lieferkettenstörungen heraufbeschwören, die sowohl mit Produktionsbehinderungen als auch mit einer Engpasssituation an wichtigen See- und Luftfrachthäfen zusammenhängen.

Im April hatte vor allem die Lockdown-Situation in Chinas wichtigstem Handelsdrehkreuz Schanghai zu heftigen Störungen geführt und für ein untypisch schwaches Exportwachstum von nur noch knapp 4% gesorgt, während die Importe auf der Stelle traten (siehe Grafik). So gesehen könnten die Mai-Daten als eine „Rückkehr zur Normalität“ angesehen werden, allerdings warnen Analysten vor einer solchen Interpretation.

Tatsächlich sieht es eher so aus, dass der neuerliche Exportschub im Mai vor allem auf einen Nachhol­effekt wegen aufgestauter Orders aus dem vorangegangenen Monat zu­rückzuführen ist und damit nicht zwangsläufig für eine Rückkehr zu gewohnter Exportdynamik spricht.

Inflationsängste belasten

Die Experten rechnen jedenfalls mit dem Durchschlagen von Inflations- und Zinserhöhungseffekten in den USA und Europa in der zweiten Jahreshälfte 2022 mit einer sukzessiv abgeschwächten Güternachfrage, die vor allem auch asiatische Exporteure spüren werden. Abgesehen davon gilt es als wahrscheinlich, dass Disruptionen aus dem Schanghai-Lockdown und anderen Mobilitätsrestriktionen in China wegen der langen Seefrachtwege erst mit einigen Monaten Zeitabstand sichtbar werden. Seitens des chinesischen Handelsministeriums wurden die Mai-Daten denn auch eher vorsichtig kommentiert. Vizeminister Wang Shouwen äußerte zwar Zuversicht, dass China in diesem Jahr auf eine „stabile Außenhandelsperformance“ zählen kann, sprach aber gleichzeitig von einigen Unsicherheitsfaktoren, darunter insbesondere die globale Inflationsentwicklung.

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