Geldpolitik

Commerzbank kritisiert EZB-Pläne

Ab März will die EZB damit beginnen, ihre durch die Anleihekäufe enorm aufgeblähte Bilanz abzubauen. Dabei geht sie zunächst sehr vorsichtig vor. Die Commerzbank kritisiert das und fordert mehr Tempo.

Commerzbank kritisiert EZB-Pläne

ms Frankfurt

Die Commerzbank kritisiert das geplante Tempo beim im März beginnenden Bilanzabbau der Europäischen Zentralbank (EZB) als zu gering und warnt vor Gefahren – unter anderem für die Glaubwürdigkeit des Kampfes gegen die hohe Inflation. „Dieses Schneckentempo der EZB ist riskant“, schreibt Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer in einer am Freitag veröffentlichten Kurzanalyse. Unterdessen haben die Banken im Euroraum angekündigt, erneut milliardenschwere EZB-Hilfen vorzeitig zurückzuzahlen, was die Bilanz auch etwas verringert.

Nachdem die EZB seit Juli ihre Leitzinsen um beispiellose 300 Basispunkte angehoben hat, will sie im März auch damit beginnen, ihre durch die Anleihekäufe der Krisenjahre enorm aufgeblähte Bilanz zu reduzieren. Ab März soll der Bestand aus dem Anleihekaufprogramm APP um monatlich 15 Mrd. Euro sinken, indem fällig werdende Papiere nur noch zur Hälfte ersetzt werden. Dieses Volumen ist bis Juni festgelegt. Bis dahin soll über das weitere Vorgehen entschieden werden. Mit dem Schritt betritt die EZB Neuland, weswegen es auch Sorgen vor den Marktfolgen gibt.

Bundesbankpräsident Joachim Nagel hat sich indes unlängst im Interview der Börsen-Zeitung zuversichtlich gezeigt, dass die Märkte das gut verkraften dürften, und zugleich schon dafür plädiert, rechtzeitig über eine Erhöhung des Tempos ab Juli zu beraten (vgl. BZ vom 8. Februar). Besondere Spannung erhält die Diskussion, weil einige Beobachter spekulieren, dass der Bilanzabbau künftig stärker als Instrument zur geldpolitischen Straffung eingesetzt werden könnte, wenn sich der aktuelle Zinserhöhungszyklus dem Ende nähert.

Drei Gefahren für Eurozone

Commerzbank-Chefvolkswirt Krämer stellt die 15 Mrd. Euro nun ins Verhältnis zum gesamten EZB-Anleihebestand von rund 5 Bill. Euro, also aus dem APP und dem Corona-Notfallanleihekaufprogramm PEPP. Bei dem Tempo würde der gesamte Anleihebestand aufs Jahr hochgerechnet nur um gut 3% sinken, so Krämer. Das sei viel weniger als die 10%, um die die US-Notenbank Fed ihren Anleihebestand reduziere.

Krämer sieht vor allem drei Gefahren. Erstens konterkariere das geringe Tempo die Leitzinswende, weil durch die hohen Bestände die Staatsanleiherenditen und damit das allgemeine Zinsniveau gedrückt würden. „Die hohen Anleihebestände der EZB verwässern ihre Antiinflationspolitik“, so Krämer. Zweitens sorge die EZB für „weniger Wettbewerbsdruck“ bei Staaten, Unternehmen und Banken, weil sie „die disziplinierende Wirkung der Marktkräfte“ schwäche. Und drittens, so Krämer: „Die EZB geht zulasten der Steuerzahler Verlustrisiken ein, wenn sie fällig werdende Anleihen aus ihren APP-Beständen wieder anlegt.“ Die EZB solle deshalb überhaupt keine Fälligkeiten mehr reinvestieren. So stiege der Abbau auf 10% pro Jahr.

Ebenfalls am Freitag wurde bekannt, dass die Banken im Euroraum nun bei der dritten Serie langfristiger zielgerichteter Kredite (TLTRO III) 36,6 Mrd. Euro frühzeitig zurückreichen wollen. Das teilte die EZB auf ihrer Homepage mit.