Geldpolitik

DekaBank erwartet Drosselung der PEPP-Käufe

Der EZB-Rat steht am Donnerstag vor einer richtungsweisenden Sitzung. Die Entwicklung von Wachstum und Inflation sendet dabei gemischte Signale – was für zusätzliche Spannung sorgt.

DekaBank erwartet Drosselung der PEPP-Käufe

ms Frankfurt

Die DekaBank geht davon aus, dass die Europäische Zentralbank (EZB) im vierten Quartal das Kauftempo beim Corona-Notfallanleihekaufprogramm PEPP et­was drosseln wird – ohne sich auf ein bestimmtes Niveau festzulegen und ohne damit eine Vorentscheidung über ein Auslaufen von PEPP im März 2022 zu treffen. Das geht aus dem Kommentar von Deka-Volkswirt Kristian Tödtmann zum neuen Deka-Zinskompass hervor, der jeweils vor einer geldpolitischen Sitzung des EZB-Rats in der Börsen-Zeitung erscheint. Der Kompasswert, der die für die EZB maßgeblichen Indikatoren zusammenfasst, kletterte im August auf einen historischen Höchststand. Tödtmann mahnt aber zur Vorsicht bei der Interpretation.

Geteilte Meinungen

Der EZB-Rat steht am Donnerstag vor einer richtungsweisenden Sitzung. Bei dem Treffen dürfte es insbesondere um die Zukunft des 1,85 Bill. Euro umfassenden Pandemic Emergency Purchase Programme (PEPP) gehen. Bislang ist das Programm bis mindestens Ende März 2022 beschlossen und seit März kauft das Eurosystem mit erhöhtem Tempo – als Reaktion auf die seinerzeit steigenden Anleiherenditen. Jetzt muss der EZB-Rat zumindest entscheiden, in welchem Tempo es im vierten Quartal weitergeht. Die Meinungen von Beobachtern gehen dabei durchaus auseinander. Eine Mehrheit erwartet wie die DekaBank eine Drosselung. Das Bild ist aber keineswegs einheitlich – was für zusätzliche Spannung vor Donnerstag sorgt.

In den vergangenen Wochen hatten die „Falken“ und „Tauben“, also die Verfechter einer eher strafferen und einer eher lockeren Geldpolitik, öffentlich vehement um den Kurs gerungen. Die „Falken“ dringen angesichts der sich erholenden Konjunktur und der stark anziehenden Inflation auf eine Reduzierung des PEPP-Kauftempos ab dem vierten Quartal – und auf ein zeitiges Ende von PEPP im März 2022. Die „Tauben“ dagegen mahnen zur Vorsicht. Sie betonen die große Unsicherheit durch die Pandemie. Neue Brisanz hatte die Diskussion durch den starken Sprung der Inflation im August von 2,2% auf 3,0% erhalten – der höchste Stand seit einem Jahrzehnt.

„Die Äußerungen verschiedener Ratsmitglieder deuten darauf hin, dass die EZB bei dieser Sitzung ein etwas geringeres Tempo der Wertpapierkäufe des PEPP in Aussicht stellen wird“, schreibt Tödtmann nun in seinem Kommentar. Er geht aber davon aus, dass sich die EZB nicht auf eine bestimmte Summe festlegen, sondern diese Ankündigung weiter als Erwartung äußern und die Käufe an dem Erfordernis ausreichend günstiger Finanzierungsbedingungen ausrichten wird. De facto, so Tödtmann, könne das im Nachhinein auf ähnliche monatliche Summen wie zu Jahresanfang hinauslaufen. Damals hatte das Eurosystem aus EZB und den 19 nationalen Zentralbanken im Zuge von PEPP für rund 60 Mrd. Euro pro Monat vor allem Staatsanleihen erworben. Im zweiten und dritten Quartal lag das monatliche Kaufvolumen dann bei rund 80 Mrd. Euro.

Bis Ende August hat das Eurosystem rund 1,33 Bill. Euro der 1,85 Bill. Euro von PEPP investiert. Bei künftig 60 Mrd. pro Monat wäre das Gesamtvolumen bis Ende März nicht ausgeschöpft. Der EZB-Rat hat aber explizit erklärt, dass der Rahmen nicht ganz genutzt werden müsse, wenn es auch mit weniger gelinge, für günstige Finanzierungsbedingungen zu sorgen. Zugleich hat er aber die Bereitschaft erklärt, PEPP notfalls erneut zu verlängern und aufzustocken.

Grundsätzliche Entscheidungen sowohl zur Zukunft des PEPP als auch zur Quantitativen Lockerung (Quantitative Easing, QE) im Allgemeinen erwartet Tödtmann für Donnerstag aber noch nicht. Das werde eher gegen Jahresende, bei der Dezember-Sitzung, anstehen. Trotz des verbesserten makroökonomischen Umfelds bestehe immer noch „ein hohes Ausmaß an Unsicherheit“. „Vor diesem Hintergrund erscheint es sinnvoll, Anpassungen der Geldpolitik nur in kleinen Schritten vorzunehmen“, so Tödtmann. Das, so der Volkswirt, gelte, obwohl der Kompasswert mit seinem im August erreichten Höchststand von 55,9 Punkten „auf einen erheblichen Anpassungsbedarf für die Geldpolitik“ hindeute.

Tödtmann gibt dabei zu bedenken, dass der Kompasswert seit Ausbruch der Corona-Pandemie außergewöhnlich starken Schwankungen unterworfen gewesen sei. So fiel er im Frühjahr 2020 auf seine technische Untergrenze von –100 Punkten und legte der EZB so einen größtmöglichen Stimulus nahe. Inzwischen hat er sich aber kräftig erholt und nun einen neuen historischen Höchststand erreicht.

Dahinter steckt aber eine uneinheitliche Entwicklung in den Teilbereichen (siehe Grafik) – „was seine Interpretation erschwert“, wie Tödtmann sagt. Einem weiteren starken Anstieg der Inflationssäule steht mittlerweile ein Rückgang der Konjunktursäule gegenüber. Die Finanzierungssäule hat sich auf hohem Niveau leicht verbessert.

Bei der Sitzung am Donnerstag legen die EZB-Volkswirte auch neue Projektionen vor. Bei der Inflation hatten sie im Juni für dieses Jahr und die nächsten Jahre Raten von 1,9%, 1,5% und 1,4 vorausgesagt. Die Projektionen werden wesentlichen Einfluss auf den weiteren Kurs haben.

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