Konjunktur

Einzelhändler verbuchen kräftiges Minus

Die deutschen Einzelhändler verbuchen 2023 ein kräftiges Minus von 3,1%. Die sinkende Inflation und steigende Löhne lassen jedoch auf eine Belebung des schwächelnden Privatkonsums hoffen.

Einzelhändler verbuchen kräftiges Minus

Einzelhändler verbuchen kräftiges Minus

Umsatzrückgang von 3,1 Prozent – Weihnachtsgeschäft bringt kaum Schwung – HDE vorsichtig zuversichtlich für 2024

ast Frankfurt

Die deutschen Einzelhändler haben ein schwieriges Jahr hinter sich. Der aufgrund der sehr hohen Inflation schwache Privatkonsum macht sich in ihren Kassen bemerkbar. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) in seiner ersten Schätzung am Freitag mitteilte, ist der Umsatz 2023 zwar nominal um 2,4% im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Dieses Plus geht jedoch lediglich auf das Konto erhöhter Preise. Real, also preisbereinigt, steht mit 3,1% hingegen ein deutliches Minus zu Buche. Von Reuters befragte Ökonomen hatten nur ein Mini-Minus von 0,1% auf dem Zettel.

Es ist zudem der stärkste Rückgang seit der weltweiten Finanzkrise im Jahr 2009. Besonders starke Einbußen verzeichneten diesmal Lebensmittelfachgeschäfte wie Bäckereien und Metzgereien sowie Läden für Einrichtungsgegenstände, Haushaltsgeräte und Baubedarf. „Die Konsumstimmung leidet bis heute unter den Auswirkungen des russischen Krieges in der Ukraine und der hohen Inflation“, sagte der Sprecher des Handelsverbandes Deutschland (HDE), Stefan Hertel. Im Vergleich zu 2021, als der bisher höchste Umsatz seit Beginn der Zeitreihe 1994 erzielt wurde, registrierten die Wiesbadener Statistiker einen Rückgang von 3,8%. Grund war damals der aufgrund der Coronavirus-Pandemie boomende Onlinehandel.

„Vorsichtiger Optimismus“

Aufgrund von Sonderaktionen wie dem „Black Friday“ oder dem „Cyber Monday“ hatte sich in den vergangenen Jahren bereits ein Teil des Weihnachtsgeschäfts in den November verlagert. Das war auch 2023 der Fall. Doch selbst im November setzten die Einzelhandelsunternehmen nach vorläufigen Ergebnissen kalender- und saisonbereinigt real 2,5% und nominal 2,6% weniger um als im Oktober 2023. Damit zeigte auch der Trend im sonst starken Weihnachtsgeschäft erstaunlich deutlich nach unten. „Eine Konsumwende ist weiterhin außer Sicht“, erklärte Alexander Krüger, Chefvolkswirt des Bankhauses Hauck Aufhäuser Lampe.

Die den Privatkonsum bremsende Teuerung könnte allerdings im Lauf des Jahres weiter zurückgehen. Darauf deuten erste Daten aus dem Euroraum und Deutschland hin. Langsamer steigende Preise könnten auch den Privatkonsum wieder ankurbeln. Das hoffen auch die deutschen Einzelhändler. „2024 hoffe die Branche natürlich auf bessere Umsätze“, heißt es dazu vom HDE. Angesichts des erwartbaren Rückgangs der Inflation scheine „vorsichtiger Optimismus“ angebracht.

Ähnliches erwarten auch Ökonomen. „Die Inflationsdynamik in Deutschland ist gebrochen und die Zeit wirklich hoher Inflationsraten ist vorbei“, sagte Sebastian Dullien, Ökonom am Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK). Er rechnet damit, dass sich die Rate 2024 mehr als halbiert – auf 2,5% von 5,9% im Jahr 2023. Auch die Ökonomen der DZ Bank rechnen mit einer höheren Kaufkraft. Der Inflationsrückgang sowie deutlich steigende Löhne dürften die privaten Haushalte entlasten. „Der Konsum wird daher wohl wieder etwas stärker wachsen“, heißt es.

Im dritten Quartal hatten die Reallöhne bereits um 0,6% zugelegt. Es war der stärkste Anstieg nach zwei Jahren mit Nullrunden. Ein Konsumboom lässt sich daraus jedoch nicht ablesen.

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