Konjunktur

Euro-Industrie legt einen Zahn zu

Industrieproduktion steigt, Handelsdefizit schrumpft: Diese November-Ergebnisse können zwar die Rezessionssorgen nicht komplett eliminieren, sind aber ein weiterer Lichtblick.

Euro-Industrie legt einen Zahn zu

ba Frankfurt

Der November wartet mit zwei guten Nachrichten für die Euro-Wirtschaft auf: Die Industrie hat die Produktion kräftiger als erwartet ausgeweitet und das Handelsbilanzdefizit hat sich erneut verringert. Die Rezessionssorgen sind zwar hoch, doch zeigten sich die Unternehmen des gemeinsamen Währungsgebiets in Stimmungsumfragen zuletzt wieder optimistischer. Auch gab es bei den Belastungsfaktoren jüngst Entspannungssignale: So ist eine Gasmangellage weniger wahrscheinlich geworden, die Energiekosten sind gefallen und die Lieferengpässe sind weniger gravierend. Das IfW Kiel etwa zeigt mit seinem Kiel Trade Indicator „insbesondere für die EU und für Deutschland nach eher schwachen Monaten wieder ein positiveres Bild“ der Ex- und Importe. Dass im Roten Meer, der wichtigsten Seehandelsroute zwischen Europa und Asien, die Frachtmenge momentan 17% unter dem Vor-Coronaniveau liegt, erklären die Kieler Wirtschaftsforscher neben einer verminderten Handelsaktivität auch damit, „dass Exporteure angesichts stark gestiegener Frachtraten und niedriger Pünktlichkeit wohl auf alternative Transportmöglichkeiten, etwa Güterzüge, ausgewichen sind“.

Für November signalisieren nun die am Freitag veröffentlichten Eurostat-Daten, dass die Industrie im Euroraum im November 1,0% mehr gefertigt hat als im Vormonat. Ökonomen hatten im Schnitt mit einer gerade mal halb so großen Ausweitung von 0,5% gerechnet. Allerdings hatten die Betriebe den Output im Oktober um revidiert 1,9 (zuvor: 2,0)% gedrosselt. Im Vergleich zum Vorjahresmonat stieg die Gesamtfertigung um 2,0%. Für die gesamte EU zeigt sich ein ähnliches Bild: Im November wurde der Ausstoß um 0,9% im Monatsvergleich hochgefahren – nach dem Rückgang von 1,9% im Oktober. Zum Vorjahr folgte dem Anstieg von 3,7% im Oktober ein Plus von 2,0%.

Am kräftigsten legte der Output im November im Euroraum bei Investitionsgütern zu (1,0%), während von Vorleistungsgütern 0,8% mehr gefertigt wurden. für Gebrauchsgüter weist Eurostat ein Plus von 0,4% aus. Die Produktion von Verbrauchsgütern wurde hingegen um 1,3% heruntergefahren, die Energieerzeugung sank um 0,9%.

Unter den EU-Mitgliedstaaten, für die Daten vorliegen, wurden die höchsten monatlichen Anstiege in Irland (+6,4%), Luxemburg (+5,0%) und Malta (+4,6%) registriert. Unter den Euro-Schwergewichten hatte Frankreich (+2,1%) die Nase vorne. Die stärksten Rückgänge wurden in Estland (–3,7%), Schweden (–3,3%) und Kroatien (–1,9%) beobachtet. Kroatien, so betonten die Luxemburger Statistiker, gehört zwar seit 1. Januar 2023 zum Euroraum, wird im Zahlenwerk für den November – ebenso wie auch im Dezember – noch rein als EU-Mitglied ausgewiesen.

Handelsdefizit schrumpft

Das Handelsdefizit der 19 Euro-Länder ist seit dem im August erreichten Höchstwert von –45,9 Mrd. Euro stetig zurückgegangen. Laut Eurostat belief sich der bereinigte Saldo im November auf –15,3 Mrd. Euro, im Oktober waren es noch –28,1 Mrd. Euro. Der Saldo der Handelsbilanz ergibt sich aus der Differenz zwischen Exporten und Importen – und üblicherweise verzeichnet die Eurozone einen Überschuss im Außenhandel. Im November nun legten die Ausfuhren im Vergleich zum Oktober um 1,0% zu. Die Einfuhren gingen hingegen um 3,8% zurück. Schon seit Monaten sorgen die teuren Energieimporte für ein Defizit im Außenhandel.

Auch hier gleicht die Entwicklung der EU jener des Euroraums: Die 27 EU-Länder steigerten die saisonbereinigten Exporte um 1,5% im Monatsvergleich wohingegen die Importe um 4,3% zurückgingen. Der saisonbereinigte Saldo schrumpfte daher von –39,1 Mrd. Euro im Oktober auf –24,5 Mrd. Euro.