Konjunkturdaten

Geldmenge in der Eurozone steigt wieder

Erstmals seit Sommer 2023 steigt die Geldmenge M3 in der Eurozone wieder. Ihre Auswirkungen auf die Inflation sind aber umstritten.

Geldmenge in der Eurozone steigt wieder

Geldmenge in der Eurozone steigt wieder

Auswirkungen auf die Inflation umstritten – Kreditvergabe erholt sich

mpi Frankfurt

Die breit gefasste Geldmenge M3 nimmt zum ersten Mal seit Sommer 2023 wieder zu und könnte auf einen wieder stärkeren Inflationsdruck hindeuten. M3, dazu zählen neben Bargeld und Einlagen auf Girokonten auch Geldmarktpapiere sowie Schuldverschreibungen, legte im Dezember um 0,1% zu im Vergleich zum Vorjahresmonat. Dies teilte die Europäische Zentralbank (EZB) am Freitag mit. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Volkswirte hatten im Schnitt hingegen einen erneuten Rückgang um 0,7% vorhergesagt.

Die Geldmenge spiegelt die gesamtwirtschaftliche Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen wider und gilt deshalb als Indikator der künftigen Inflationsentwicklung. In den vergangenen Jahrzehnten ist der Zusammenhang zwischen Geldmenge und Inflation jedoch lockerer geworden und bestand nur noch sehr langfristig, so dass Ökonomen und Notenbanker darüber diskutieren, wie groß die Vorhersagekraft der Geldmenge für die Inflationsentwicklung eigentlich noch ist.

Debatte unter Ökonomen

„Interpretieren Sie nicht zu viel in die Zahlen, da der Zusammenhang zwischen Geldmengenwachstum und Wirtschaft getrübt ist“, kommentierte ING-Ökonom Bert Colijn die am Freitag von der EZB vorgelegten Zahlen. Anderer Ansicht ist Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. „In Zeiten hoher Inflation gibt es regelmäßig einen engen Zusammenhang zwischen dem Geldmengenwachstum und der Inflation“, meint er. „Die Geldmenge bleibe ein wichtiger Inflationsindikator, sagte jüngst zu Recht EZB-Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel. Schade, dass das die meisten ihrer Kollegen anders sehen.“

Die enger gefasste Geldmenge M1, die aus Bargeldumlauf plus Sichteinlagen der Nichtbanken besteht, ging im Dezember im Jahresvergleich abermals zurück. Allerdings schwächte sich der Rückgang auf 8,5% ab, nach 9,5% im November. M1 gilt Ökonomen als Indikator für die konjunkturelle Entwicklung.

Mehr Kredite für Unternehmen

Ebenfalls am Freitag veröffentlichte die EZB Daten zur Kreditvergabe im Euroraum. Nachdem die Darlehensvergabe an Unternehmen im November noch stagniert hat, legte sie im Dezember um 0,4% zu. Die leichte Zunahme deutet ebenso wie die Geldmenge M1 und die jüngsten Einkaufsmanagerindizes darauf hin, dass sich die schwache Euro-Konjunktur in den kommenden Monaten zumindest etwas erholen könnte.

Als eine wichtige Stellschraube für mehr Wirtschaftswachstum gilt vielen Ökonomen der private Konsum. Dieser fiel aufgrund von Pandemie und hoher Inflation in den vergangenen Jahren schwach aus. Sollte der Konsum 2024 deutlich anziehen, würde er die Konjunktur stärken. „Der Schlüssel zur wirtschaftlichen Erholung liegt bei den privaten Haushalten“, meint Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW.

Daten vom Freitag sind in dieser Hinsicht jedoch eine Enttäuschung. Die Kreditvergabe an Haushalte im Euroraum fällt schwach aus, das GfK-Konsumklima für Deutschland sinkt.

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