Corona-Restriktionen

Großbritannien verlängert Kontaktbeschränkungen

Die britische Regierung geht auf Nummer sicher: Angesichts rasant steigender Neuinfektionen mit einer hochansteckenden Sars-CoV-2-Variante bleiben Restriktionen in Kraft, bis mehr Menschen geimpft sind.

Großbritannien verlängert Kontaktbeschränkungen

hip London

Die britische Regierung hat die Kontaktbeschränkungen zur Eindämmung der Pandemie mit Blick auf eine hochansteckende Virusvariante verlängert. Statt am 21. Juni sollen die verbliebenen Restriktionen nun erst am 19. Juli aufgehoben werden. „Ich halte es für vernünftig, einfach noch ein bisschen zu warten“, sagte Premierminister Boris Johnson. Bis dahin soll jedem Erwachsenen eine Impfung angeboten worden sein. „Wir können Covid nicht einfach eliminieren“, sagte Johnson. „Wir müssen lernen, damit zu leben.“ Damit gilt weiterhin die Regel, dass, wenn möglich, von zu Hause aus gearbeitet werden soll. Banken, die ihre Mitarbeiter ins Büro zurückholen wollten, müssen um­denken. Kapazitätsbegrenzungen für Sportveranstaltungen bleiben in Kraft. „Clubbing“ wird weiterhin nicht möglich sein, denn die Discos dürfen doch nicht öffnen.

Eine Studie von Public Health Scotland und der Universität Edinburgh ergab, dass das in Großbritannien hauptsächlich verimpfte Ox­ford-Vakzin von AstraZeneca lediglich zu 60% vor der Ansteckung mit der zuerst in Indien festgestellten Delta-Variante von Sars-CoV-2 schützt, das Pfizer/Biontech-Produkt dagegen zu 79%. Der Schutz vor der in Kent identifizierten „britischen“ Variante sei in beiden Fällen deutlich höher. Eine Impfung schütze vor schweren Krankheitsverläufen – auch im Falle der „indischen“ Variante. Einer Blitzumfrage des Meinungsforschungsinstituts Yougov zufolge unterstützten 71% der englischen Erwachsenen eine Verlängerung der Restriktionen. Lediglich 24% sprachen sich dagegen aus.

Im Parlament sorgte das Vorgehen der Regierung dagegen für Verstimmung. Lindsay Hoyle, der Nachfolger von John Bercow als Speaker des Unterhauses, sagte, er sei „in die Irre geführt“ worden. Ihm habe man gesagt, es sei noch keine Entscheidung gefallen. Dabei habe man bereits Journalisten über die Verlängerung des Lockdowns informiert. Es sei „völlig inakzeptabel“, dass Downing Street die Abgeordneten erneut übergehe. Er werde andere Wege finden, die Regierung zur Rechenschaft zu ziehen, kündigte Hoyle an. Es sei „erstaunlich“, dass Johnson die Abgeordneten nicht zuerst informiere, sagte der konservative Parlamentarier Edward Leigh. „Sind wir ein Präsidialsystem, oder sind wir das Unterhaus?“ Vor dem Parlament demonstrierten Lockdown-Gegner mit Slogans wie „Freiheit ist nicht verhandelbar“ gegen die Verlängerung der Restriktionen.