EZB-Zinspolitik

„Großteils machtlos“ gegen Inflation

Steigende Zinsen haben nur eine Wirkung auf einen Teil des Warenkorbs, mit dem die Inflation gemessen wird, schreibt das Institut der deutschen Wirtschaft. Denn ein Großteil der Preissteigerungen sei von der Angebotsseite beeinflusst.

„Großteils machtlos“ gegen Inflation

Reuters

Die Europäische Zentralbank (EZB) kann die hohe Inflation einer Studie zufolge mit steigenden Zinsen nur in begrenztem Umfang bekämpfen. „Gegen einen großen Teil der aktuellen Inflation ist die Geldpolitik derzeit machtlos“, heißt es in der Untersuchung des arbeit­gebernahen IW Köln.

Demnach werde der für die In­flationsberechnung herangezogene Warenkorb mehrheitlich aus eher von der Angebotsseite beeinflussten Gütern bestimmt. Deren Preissteigerungen seien auf gestiegene Energie- und Rohstoffkosten und unterbrochene Lieferketten zurückzuführen. Hinzu komme, dass der Warenkorb zu 56,9% von sogenannten nichthandelbaren Gütern bestimmt werde. Dazu zählen Wohnungsmieten, die mit einem Gewicht von 21% den Verbraucherpreisindex dominieren. Diese seien aufgrund des großen Anteils an Bestandsmieten kein Inflationstreiber. Daher seien „kaum disinflationäre Effekte durch höhere Zinsen zu erwarten“.

Höhere Zinsen würden am ehesten auf die Nachfrage nach Wohnraum, Möbeln, anderen langlebigen Konsumgütern oder nach Freizeit- und Kulturdienstleistungen wirken. Der Anteil solcher Güter, die sowohl durch die Nachfrage bestimmt als auch nichthandelbar sind, beläuft sich der Studie zufolge auf 39,3% des Warenkorbs. Ihre Inflationsrate betrage aktuell 2,8%, während die Preise der anderen Güter im gleichen Zeitraum um 10,5% gestiegen seien.