Teuerung

Inflations­erwartungen sinken nur leicht

Die kurzfristigen Inflationserwartungen der Verbraucher in der Eurozone sinken nur leicht und liegen deutlich über dem Zielwert der EZB. Auf lange Sicht gibt es jedoch positive Signale für die Notenbank.

Inflations­erwartungen sinken nur leicht

mpi Frankfurt

Die kurzfristigen Inflationserwartungen der Verbraucher in der Eurozone sind nur geringfügig gesunken. Auf Sicht von zwölf Monaten rechneten sie laut der monatlichen Umfrage „Consumer Expectations Survey“ der Europäischen Zentralbank (EZB) im Januar mit einer Teuerung von 4,9%, nach zuvor 5,0% im Dezember. Die Erwartungen liegen damit deutlich über dem Inflationsziel der EZB von 2%, aber weit unterhalb der zuletzt gemessenen Teuerung im Februar, die nach europäischer Berechnungsmethode HVPI bei 8,5% lag. Für die Umfrage werden monatlich rund 14000 Menschen aus Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien, Belgien und den Niederlanden befragt. Die mittelfristigen Erwartungen für die Teuerung in drei Jahren sanken von 3,0% auf 2,5% und nähern sich damit dem EZB-Inflationsziel an.

Die Inflationserwartungen sind für die EZB ein wichtiger Parameter bei der Steuerung der Geldpolitik. Denn die Verbraucher richten ihre Entscheidungen – ob sie sparen, konsumieren oder investieren – auch anhand ihrer Prognosen für die Teuerung aus. Glauben sie beispielsweise, dass die Preise stark steigen werden, kaufen sie Produkte bei entsprechend vorhandenem Budget lieber jetzt als in der Zukunft. Das wiederum erhöht tendenziell den Inflationsdruck. Außerdem ist es ein Problem für die Notenbank, wenn die Inflationserwartungen weit über dem Teuerungsziel von 2% liegen. Dann sprechen Geldpolitiker von einer Entankerung. Es drohen dann unter anderem hohe Lohnforderungen, die wiederum Unternehmen zu Preiserhöhungen veranlassen können. Die Folge kann eine Lohn-Preis-Spirale sein.

Dieses Szenario muss die EZB verhindern, weswegen sie wiederholt betont, dass sie entschlossen gegen die hohe Teuerung vorgehen wird. „Wir werden alles tun, was nötig ist, um die Inflation auf 2% zurückzubringen“, sagte EZB-Präsidentin Christine Lagarde am Wochenende gegenüber der Tageszeitung „El Correo“. Am 16. März steht der nächste Zinsentscheid an, eine weitere Erhöhung der Leitzinsen um 50 Basispunkte gilt als ausgemacht. Über den weiteren Kurs wird innerhalb der Notenbank diskutiert. Zuletzt sagten mehrere EZB-Ratsmitglieder, dass wohl auch über den März hinaus weitere „deutliche“ Zinsschritte nötig seien. Österreichs Notenbankchef Robert Holzmann sprach sogar von vier weiteren Erhöhungen in diesem Jahr um jeweils 50 Basispunkte, die womöglich nötig seien, um die Kerninflation deutlich zu reduzieren (vgl. BZ vom 7. März). Von den Inflationserwartungen gehen für die EZB nun gemischte Signale aus. Während die mittelfristigen Zahlen fast beim Teuerungsziel angelangt sind, fällt der Rückgang bei kurzfristigen Erwartungen quasi aus.