Euro-Konjunktur

Kühle Stimmung im Euroraum

Die Stimmungsumfrage der EU-Kommission zum Jahresauftakt und die Dezember-Daten der Europäischen Zentralbank zu Geldmengenwachstum und Kreditvergabe liefern unterschiedliche Signale für die Euro-Konjunktur.

Kühle Stimmung im Euroraum

ba Frankfurt

Zum Jahresauftakt hat sich die Wirtschaftsstimmung im Euroraum überraschend weiter eingetrübt. Zudem sind die Beschäftigungsaussichten erneut gesunken, während der Preisdruck ebenso wie die Unsicherheit gestiegen ist. Ökonomen lesen aus den Umfrageergebnissen ein eher trübes Wachstumssignal heraus. Neue Daten der Europäischen Zentralbank (EZB) zu den Geldmengen und der Kreditvergabe im Euroraum im Dezember lieferten dagegen eher positive Signale für die Euro-Konjunktur.

Im Januar fiel der von der EU-Kommission erhobene Economic Sentiment Indicator (ESI) um 1,1 auf 112,7 Punkte. Ökonomen hatten nach zwei Rückgängen in Folge ein Plus erwartet – auf einen Wert von 114,5 Zählern. Allerdings wurde der Dezemberwert wegen einer Neu-Basierung von 115,3 auf 113,8 Punkte nach unten revidiert. Insgesamt liegt der breit angelegte Indikator, der seit 1985 die Stimmung der Unternehmen und privaten Haushalte abbildet, weiter auf hohem Niveau, betonte die EU-Kommission.

Der Rückgang im Januar war dabei auf Sektorebene breit basiert – mit Ausnahme des Einzelhandels verzeichnete die EU-Kommission Rückgänge bei sämtlichen Unterindikatoren. Am kräftigsten bergab ging es im Bausektor nach zuvor fünf aufeinanderfolgenden Anstiegen. Bei den Dienstleistern, die besonders mit den coronabedingten Restriktionen zu kämpfen haben, trübte sich die Stimmung nach einem deutlichen Minus zum Jahresschluss nicht mehr ganz so kräftig ein.

Auf Länderebene ergab sich ein uneinheitliches Bild: So stieg die Wirtschaftsstimmung in Deutschland (+0,8 Punkte) und Spanien (+0,6), wohingegen sie in Frankreich (–2,8) und den Niederlanden (–1,3) merklich fiel. Das größte Minus verzeichnete aber Italien (–6,1). Das nationale Statistikamt Istat vermeldete unerwartet kräftige Stimmungsdämpfer für sämtliche Wirtschaftsbereiche.

Die weiteren von der EU-Kommission erhobenen Indikatoren zeugen von den Coronasorgen. Die Beschäftigungserwartungen (EEI) sanken erneut, vor allem wegen geringerer Beschäftigungspläne bei den Dienstleistern und im Baugewerbe. In der Industrie gab es hingegen ein neues Allzeithoch. Die Verkaufspreiserwartungen stiegen in sämtlichen Bereichen an, wobei bei den Dienstleistern ein neues Allzeithoch erreicht wurde. Der Indikator der wirtschaftlichen Unsicherheit (EUI) legte weiter zu, getrieben von Anstiegen in der Industrie und Dienstleistungen. Die vierteljährliche Zusatzfrage ergab eine stabile Kapazitätsauslastung, eine weniger optimistische Einschätzung der Wettbewerbsposition auf den Auslandsmärkten außerhalb der EU sowie eine Verschärfung des Material- und Personalmangels.

Die EZB teilte ebenfalls am Freitag mit, dass die breit gefasste Geldmenge M3 im Dezember um 6,9% zugelegt hat – im November waren es noch 7,4% gewesen. Ökonomen hatten das Wachstum mit 6,8% angesetzt. Auch das Wachstum der enger gefassten Geldmenge M1 war rückläufig: Die EZB meldet 9,8% nach 10,0% im Vormonat. Zugleich zog das Wachstum der Firmenkredite kräftig auf 4,2% an von 2,9% im November.

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