Verbraucherpreise

Neue Inflationsdaten reduzieren Druck auf EZB

Die Inflation in Deutschland und Spanien fällt schwächer aus als erwartet. Für die EZB sind das gute Nachrichten. Der Kampf gegen die weiter zu hohe Teuerung ist damit laut Ökonomen jedoch noch längst nicht gewonnen.

Neue Inflationsdaten reduzieren Druck auf EZB

Neue Inflationsdaten reduzieren Druck auf EZB

Deutsche Verbraucherpreise sinken im Monatsvergleich – Wirtschaft schrumpft leicht

mpi/ba Frankfurt

Die Entwicklung der Inflationsrate in den großen Euro-Volkswirtschaften Deutschland und Spanien macht Hoffnung auf einen kräftigen Rückgang der Euro-Inflation im Oktober. Die Verbraucherpreise in beiden Ländern überraschten Ökonomen zum Wochenauftakt positiv. Am Dienstag stehen frische Zahlen für die gesamte Eurozone an.

Entspannung bei Lebensmittelpreisen

In Deutschland konnten die Statistiker einen Rückgang der Verbraucherpreise verkünden. Zumindest für den Zeitraum September bis Oktober sanken die Preise nach europäischer Berechnungsmethode (HVPI) um 0,2%. Die Jahresrate fiel von 4,3% auf 3,0%. Damit nähert sich die deutsche Teuerung langsam der Marke von 2,0%, die die Europäische Zentralbank (EZB) mittelfristig für die gesamte Eurozone anstrebt.

In Spanien legte die Inflation zwar den vierten Monat in Folge zu, wie die nationalen Statistiker am Montag bekanntgaben. Die Zunahme von 3,3 auf 3,5% fiel jedoch schwächer aus als von Volkswirten prognostiziert.

„Der geringere Teuerungsdruck ist reine Labsal“, kommentierte Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank, die deutschen Zahlen. „Er nimmt Last von der EZB.“ Der Rückgang der Inflationsrate lag vor allem daran, dass die Lebensmittelpreise nicht mehr so stark zulegen und sich die Entspannung bei den Energiepreisen im Vergleich zur Situation im vergangenen Jahr inzwischen auf viele Warenpreise auswirkt. ING-Ökonom Carsten Brzeski deutet die Inflationsdaten als Indiz dafür, dass es richtig von der EZB war, die Zinsen vergangene Woche nicht erneut zu erhöhen.

Kernrate bleibt recht hoch

Die Kernrate, die die Energie- und Lebensmittelpreise nicht berücksichtigt, ging deutlich weniger zurück als die Gesamtrate. Sie fiel von 4,6% im September auf 4,3% im Oktober. Die Kernrate gilt als Gradmesser für den zugrundeliegenden Preisdruck.

Der weiterhin recht hohe Preisdruck und die existierenden Aufwärtsrisiken für die Inflation – etwa der Nahost-Konflikt – deuten darauf hin, dass der Weg bis zum Inflationsziel der EZB noch weit ist. „Wir gehen davon aus, dass der unterliegende Preisauftrieb auch im kommenden Jahr deutlich stärker sein wird als von der EZB erwünscht“, sagt Commerzbank-Volkswirt Ralph Solveen.

Deutsches BIP schrumpft im dritten Quartal

Die deutsche Wirtschaft leidet derweil weiter unter den hohen Zinsen im Euroraum. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist im dritten Quartal preis-, saison-, und kalenderbereinigt im Quartalsvergleich um 0,1% geschrumpft. Doch auch hier gab es eine positive Überraschung am Montag. Das Statistische Bundesamt (Destatis) revidierte die BIP-Zahlen für die ersten beiden Quartale des Jahres jeweils um 0,1 Prozentpunkte nach oben.

Berichte Seiten 6 und 7 Nebenstehender Kommentar
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