Teuerung

Neue US-Preisdaten lassen Euro und Dax jubeln

Die Marktakteure fassen die Oktoberwerte der US-Erzeugerpreise als Beleg dafür auf, dass die Notenbank Federal Reserve künftig weniger stark straffen wird, zumal die Teuerung niedriger ausgefallen ist als erwartet. Auf Jahressicht liegen die Produzentenpreise mit 8% allerdings weiter sehr hoch.

Neue US-Preisdaten lassen Euro und Dax jubeln

Die als Frühindikator für die Inflation geltenden US-Erzeugerpreise haben im Oktober um 0,2% gegenüber dem Vormonat zugelegt. Das ist geringer als von Beobachtern mit 0,4% erwartet. Die Kernrate, also die Preise abzüglich Nahrungsmittel, Energie und Transportdienstleistungen, liegt in monatlicher Betrachtung ebenfalls bei 0,2%. Auf Jahressicht liegt das Preisplus bei 8%, in der Kernrate bei 6,7%.

Mit den neuen Preisdaten wachsen an den Märkten wieder die Hoffnungen auf behutsamere Zinserhöhungen der US-Notenbank, was auch den europäischen Börsen wegen der erwarteten Zinsdifferenz Zusatzschub gab: Dax und EuroStoxx50 bauten am frühen Dienstagnachmittag ihre Gewinne aus und stiegen um jeweils etwa 1%. Der Euro legte ebenfalls zu und kostete 1,0470 Dollar. Käufe am Anleihemarkt drückten die Renditen der zehnjährigen Bonds aus den USA und Deutschland auf 3,762 beziehungsweise 2,055%. Aus der Weltleitwährung zogen sich Investoren dagegen zurück. Der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, rutschte tiefer ins Minus und büßte 1,3% ein.

„Dass der Preisdruck im vergangenen Monat stärker nachgelassen hat als erwartet, lindert die schwelenden Zinssorgen dies- und jenseits des Atlantiks“, sagte Analyst Timo Emden von Emden Research. „Auf der kommenden Sitzung hat die Federal Reserve weniger Argumente in den Händen, um das Tempo im Zinserhöhungszyklus weiter zu forcieren.“

Ob die US-Notenbank die neuen Preisdaten aber bereits als ein solches Entspannungssignal tatsächlich wertet, muss sich erst noch zeigen. Zuletzt hatte die Federal Reserve zwar signalisiert, ihr hohes Straffungstempo in absehbarer Zeit zu verringern, wie etwa Fed-Vizechefin Lael Brainard am Montag abermals durchblicken ließ. „Es wird wahrscheinlich angebracht sein, bald zu einem langsameren Straffungstempo überzugehen“, sagte diese in Washington. Zugleich hob sie aber hervor, dass die Fed mit ihren Zinsanhebungen noch nicht am Ende angelangt sei.

Auch Fed-Chef Jerome Powell hatte unlängst die Möglichkeit einer vorsichtigeren Straffung ins Spiel gebracht. Hintergrund ist zum einen, dass die Fed ihre Leitzinsen in diesem Jahr schon stark von fast null auf aktuell 3,75 bis 4,0% angehoben hat. Zum anderen ist die hohe Inflation in den USA zuletzt etwas zurückgegangen, was der Federal Reserve Luft für eine langsamere Gangart lässt.

Für die nächste Sitzung im Dezember rechnen Analysten aktuell mit einer Zinsanhebung um 0,5 Prozentpunkte, nachdem es in den vergangenen Monaten jeweils 0,75 Punkte gewesen sind.