Arbeitsmarkt

Schwache Konjunktur kühlt Arbeitsmarkt ab

Lange hatte der deutsche Arbeitsmarkt dem Wirtschaftsabschwung getrotzt. Nun werden die Auswirkungen der Geldpolitik der EZB und der schwächelnden Konjunktur jedoch immer sichtbarer.

Schwache Konjunktur kühlt Arbeitsmarkt ab

Schwache Konjunktur kühlt Jobmarkt ab

Arbeitslosigkeit steigt in Deutschland und in der Eurozone – Aussichten trübe

mpi Frankfurt

Nachdem der Arbeitsmarkt in Deutschland trotz schwächelnder Konjunktur und steigender Zinsen im Euroraum lange robust geblieben ist, hinterlässt der Wirtschaftsabschwung inzwischen immer größere Spuren auf dem Jobmarkt. Im August stieg die Arbeitslosigkeit in Deutschland stärker als für diese Jahreszeit üblich. Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit (BA) legte die Zahl der Arbeitslosen um 79.000 auf 2,696 Millionen zu – das sind 148.000 mehr als noch vor einem Jahr.

Eine Zunahme der Arbeitslosigkeit im August ist üblich, bevor sie mit dem Beginn des neuen Ausbildungsjahres in der Regel wieder abnimmt. „Der Anstieg fällt dieses Jahr aber relativ groß aus“, kommentierte BA-Chefin Andrea Nahles die Zahlen. Saisonbereinigt ist die Arbeitslosenzahl im August um 18.000 gestiegen. Nahles führte den Abschwung auf dem Jobmarkt auf die schwächelnde deutsche Wirtschaft zurück, die seit drei Quartalen nicht mehr gewachsen ist. „Die Sommerpause und die schwache Konjunktur hinterlassen ihre Spuren auf dem Arbeitsmarkt“, sagte die BA-Chefin.

Auch bis zum Jahresende dürfte der Arbeitsmarkt laut Nahles nicht wieder an Schwung gewinnen. Es sei zu erwarten, dass sich die aktuelle Entwicklung in den kommenden Monaten fortsetze. Viele Ökonomen gehen davon aus, dass die deutsche Wirtschaft in diesem Jahr schrumpfen wird. So hat etwa das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) diese Woche seine Konjunkturprognose für Deutschland gesenkt. Die Volkswirte gehen davon aus, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in diesem Jahr um 0,5% schrumpfen wird und im Zuge des Wirtschaftsabschwungs die Zahl der Arbeitslosen in diesem Jahr um 160.000 steigen wird.

„Solide Grundverfassung“

BA-Chefin Nahles betonte jedoch, dass sich der Arbeitsmarkt trotz des zu erwartenden Abschwungs bis zum Jahresende in einer „soliden Grundverfassung“ befinde. Auch das IW geht in seiner Prognose nicht davon aus, dass es zu größeren Entlassungen kommt. Allerdings dürften sich die Unternehmen in Deutschland mit Stellenausschreibungen deutlich zurückhalten. Bei den Arbeitnehmern steigt dagegen die Sorge, dass ihr Arbeitsplatz sehr wohl gefährdet sein könnte. Wie aus dem am Dienstag veröffentlichten GfK-Konsumklima hervorgeht, belasten die weiterhin hohe Inflation und die Sorge um einen Arbeitsplatzverlust die Verbraucherstimmung. Der schwächelnde private Konsum kann daher die Konjunktur derzeit nicht stützen, sondern wird sogar eher zu einer Wachstumsbremse.

Die Arbeitslosenquote in der Eurozone stagnierte derweil im Juli, wie das Statistikamt Eurostat am Donnerstag mitteilte. 10,944 Millionen Menschen waren arbeitslos gemeldet, was 73.000 mehr sind als im Vormonat. Die Arbeitslosenquote blieb dennoch bei 6,4%.

Der Zustand des Arbeitsmarktes ist auch für die Europäische Zentralbank (EZB) von Interesse. Einige der Währungshüter sind besorgt wegen einer möglichen Lohn-Preis-Spirale. Im zweiten Quartal hatte es in Deutschland erstmals seit zwei Jahren wieder einen zunehmenden Reallohn gegeben – das Wachstum fiel mit 0,1% jedoch gering aus.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.