Weltwirtschaft

Scope warnt vor weiteren Staatsbankrotten

Die Ratingagentur Scope sieht ein hohes Risiko für weitere Zahlungsausfälle in Schwellen- und Entwicklungsländern. Drei Volkswirtschaften sind demnach besonders gefährdet.

Scope warnt vor weiteren Staatsbankrotten

rec Frankfurt

Die Ratingagentur Scope sieht die Staatsfinanzen von Schwellen- und Entwicklungsländern in einer kritischen Phase und warnt vor Zahlungsausfällen. „Das Risiko für weitere Kreditausfälle ist hoch, da anfällige Länder in angespannten Märkten mit Rückzahlungsproblemen zu kämpfen haben“, heißt es im jährlichen Bericht der Ratingagentur.

Die aktuelle Großwetterlage an den globalen Finanzmärkten gilt als schwierig für aufstrebende Volkswirtschaften aus der zweiten und dritten Reihe der Weltwirtschaft. Maßgeblicher Grund ist, dass sich wegen der hohen Inflation eine Zinswende in den USA abzeichnet. Dies lässt – derzeit sehr niedrig oder gar negativ verzinste – US-Papiere für Anleger attraktiver werden. Dadurch steigt das Risiko, dass Anleger Kapital aus Schwellenländern abziehen. Eine solche Konstellation hat immer wieder zu Verwerfungen geführt. Bislang haben sich entsprechende Befürchtungen nicht bewahrheitet.

Die Ratingexperten von Scope warnen nun allerdings, dass sich dies ändern könnte. Sie geben zu bedenken, dass die Coronakrise viele Schwellen- und Entwicklungsländer wirtschaftlich und finanziell verwundbarer gemacht habe. Als besonders anfällig identifizieren sie Libanon, Sambia und Angola. Im Libanon, der nach der verheerenden Explosion im Hafen der Hauptstadt Beirut vor einem Jahr in einer schweren Wirtschaftskrise steckt, war bereits im vergangenen Jahr ein Zahlungsausfall (Default) zu verzeichnen, ebenso in Sambia. Argentinien, das sich voriges Jahr sogar zwei Defaults leistete, und die Türkei zählen für Scope ebenfalls zu den risikoreichsten Adressen in dem 95 Länder umfassenden Ranking. Argentinien steckt in langwierigen Umschuldungsverhandlungen mit internationalen Kreditgebern, darunter der Internationale Währungsfonds und Deutschland. In der Türkei taumelt die Währung Lira, weil die Zentralbank trotz hoher Inflation gegen den weltweiten Trend die Zinsen senkt. Indes verweist Scope auf ein „robustes“ Bankensystem in der Türkei.

Das Ranking basiert auf jeweils vier Faktoren zur Krisenanfälligkeit und Widerstandsfähigkeit von Volkswirtschaften. Deutschland hat im Vergleich zum Vorjahr einen Sprung um elf Plätze auf Rang 5 gemacht. Die Ratinganalysten heben den Überschuss in der Leistungsbilanz von zuletzt 7,5% der Wirtschaftsleistung hervor. Am widerstandsfähigsten gegen Schocks sind Scope zufolge die Schweiz, Malta und Japan.