US-Geldpolitik

US-Notenbank könnte beim Tapering Gas geben

Im Vorstand der US-Notenbank wachsen die Sorgen über die hohe Inflation der vergangenen Monate. Wie aus dem Protokoll der letzten FOMC-Sitzung hervorgeht, könnten die Währungshüter früher als bisher erwartet an der Zinsschraube drehen.

US-Notenbank könnte beim Tapering Gas geben

det Washington

Lange Zeit hatte US-Notenbankchef Jerome Powell darauf bestanden, dass der zunehmende Preisdruck, der seit Anfang des Jahres zu beobachten ist, vorübergehend sei und für die Federal Reserve keinen ausreichenden Anlass darstelle, um ihre monatlichen Anleihekäufe zu reduzieren (Tapering). Mittlerweile wachsen aber bei der Zentralbank die Sorgen über die Inflationsrate, die inzwischen den höchsten Stand seit über 30 Jahren erreicht hat und hartnäckiger ist, als Powell und die meisten seiner Kollegen im Fed-Offenmarktausschuss (FOMC) bisher angenommen hatten.

Wie aus dem Protokoll der FOMC-Sitzung von Anfang November, den sogenannten FOMC Minutes, hervorgeht, müsse die Fed „bereit sein, das Tempo des Tapering anzupassen und den Zielkorridor für den Leitzins früher als bisher erwartet anzuheben“. Analysten gehen nun davon aus, dass der Abbau der Anleihekäufe schon ab Januar beschleunigt werden und die Fed noch vor dem Sommer an der Zinsschraube drehen könnte.

Signal für Zinswende

Die jüngste Sitzung des Lenkungsgremiums stellt insofern eine Wende in der Geldpolitik dar, als erstmals ein konkreter Zeitplan für das Tapering in den Raum gestellt wurde. Während der Corona-Pandemie hatte die Fed für zusätzliche Liquidität gesorgt, indem sie jeden Monat 80 Mrd. Dollar an Staatstiteln und 40 Mrd. Dollar an hypothekenbesicherten Wertpapieren erwarb. Diesen Monat begannen die Währungshüter, den Ankauf von Staatsanleihen um 10 Mrd. Dollar und den Erwerb der sogenannten Mortgage-Backed Securities (MBS) um 5 Mrd. Dollar abzubauen. Falls die Fed an diesem Zeitplan festhalten sollte, wäre das Tapering bis Mitte 2022 abgeschlossen und würde den Weg frei machen für Zinserhöhungen. Diese schließt Powell aus, solange noch Wertpapiere gekauft werden.

Während der letzten Sitzung scheint sich ein Gesinnungswandel vollzogen zu haben, der in nuancierten Formulierungen zum Ausdruck kommt. So hätten „viele“ der Fed-Gouverneure auf Signale hinweisen, „die auf länger andauernde Inflation hindeuten“, heißt es in dem Sitzungsprotokoll. Auch stellten die Notenbanker deutlicher als bisher fest, dass Versorgungsengpässe, die eine Folge der Pandemie sind, keineswegs die einzigen Faktoren sind, welche die Inflation treiben. Bedeutende Beiträge zu der hohen Teuerungsrate würden auch die hohen Energiepreise ebenso wie steigende Löhne und Wohnkosten leisten.

Obwohl die Unsicherheit zugenommen hat und eine Kursänderung im neuen Jahr durchaus denkbar ist, betonte der Offenmarktausschuss wie üblich, dass weitere Entscheidungen streng datenabhängig sein würden. Sehr genau wird die Fed daher in den kommenden Monaten nicht nur auf die Preisindizes, sondern auch auf das Stellenwachstum und die Arbeitslosenquote achten, wobei die aktuellen Indikatoren vom Arbeitsmarkt durchweg optimistisch stimmen.

Bleibt die Inflation aber auf rekordverdächtigem Niveau und beschleunigt die Fed ab Januar das Tapering, dann könnte sogar schon im Frühjahr die erste Zinserhöhung anstehen. Käme es dazu, blieben problemlos genügend Gelegenheiten, 2022 insgesamt jene drei Erhöhungen des Leitzinses zu beschließen, von denen die Märkte derzeit ausgehen.